Tanz

Ballett Dortmund zeigt im Pfalzbau Ludwigshafen "Tschaikowskys Welten"

Weil sich das neue „Schwanensee“-Bühnenbild als nicht transportabel erweist, präsentiert Xin Peng Wang beim vorweihnachtlichen Gastspiel des Balletts Dortmund in Ludwigshafen eine Reise in „Tschaikowskys Welten“ mit Auszügen aus Schwanensee, Nussknacker und Dornröschen

Von 
Ute Maag
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Typisch Primaballerina: Szene aus „Tschaikowskys Welten“. © Bettina Stöß

Ludwigshafen. Seit 20 Jahren ist Xin Peng Wang Ballettintendant am Theater Dortmund. In dieser Zeit hat er über 50 Choreographien geschaffen und das „Dortmunder Ballettwunder“ beschert: Seine Kompanie ist in der internationalen Tanzszene ähnlich renommiert wie die Fußballer des BVB im Sport.

Das vor zehn Jahren von ihm gegründete NRW Juniorballett wurde zur Kaderschmiede klassischen Tanzes. Zum Dienstjubiläum hat Wang nun nicht nur eine Neufassung von Tschaikowskys „Schwanensee“ kreiert, sondern (in Kooperation mit der ortsansässigen Chocolaterie) auch zwei Trüffelpralinen im Stil von Odile und Odette in dunkler und weißer Schokolade.

Neues "Schwanensee"-Bühnenbild passte nicht in den Pfalzbau Ludwigshafen

Was lag also näher, als das Ludwigshafener Publikum in „Tschaikowskys Welten“ zu entführen und sein berühmtestes Handlungsballett auszugsweise als kleine Genusshäppchen zu servieren, wenn schon das auf den Tickets ausgewiesene Programm nicht umsetzbar war. Das nagelneue „Schwanensee“-Bühnenbild von Frank Fellmann mit Projektionen und papiernen Elementen habe sich nicht in den Pfalzbau bringen lassen, entschuldigte Tobias Ehinger, Geschäftsführender Direktor des Theaters Dortmund, die Änderung.

Den Genuss schmälerte dies nicht. Im Gegenteil: Versüßt mit Passagen aus „Dornröschen“ und „Nussknacker“, garniert mit der herben Note aus Tschaikowskys „Sechster“, überraschte der Abend als stimmige und harmonische Mischung aus historischen Choreographien von Marius Petipa und Lew Iwanow sowie Wangs Handschrift. Ehinger führte als Moderator durch die zwei Stunden und sorgte mit Anekdoten für Gelächter. Die Gäste belohnten die Tänzerinnen und Tänzer immer wieder mit Szenenapplaus uns klatschten auch am Ende lange und begeistert.

Akt I aus "Schwanensee" gelingt gut, der schwarze Schwan enttäuscht etwas

Wangs im Oktober erstmals gezeigter „Schwanensee“ legte sich wie eine Klammer um den revueartigen Abend. Den Auftakt bildete der neu choreographierte erste Akt: In zauberhaften Kostümen im Stil der 1920er Jahre (Bernd Skodzig) tanzten Ensemble und junge Solisten aus Dortmund zunächst Ouvertüre und Walzer, ehe Manuela Souza, Matheus Vaz, Jihan Jung und António Ferreira mit dem Pas de Quatre durch klassisches tänzerisches Vokabular und Sprungkraft beeindruckten.

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Technisch brillant, aber im Ausdruck seltsam blutleer geriet dagegen Pas de Deux des Schwarzen Schwans aus dem dritten Akt mit den Solisten des Berliner Staatsballetts, Iana Salenko und Marian Walter, sowie Simon Jones aus Dortmund als Rotbart. So ganz kaufte man der ukrainischen Primaballerina die Rolle der dunklen Verführerin Odile nicht ab. Hinreißend war sie aber im ganz gezeigten Akt II als weißer Schwan Odette. Das Original von Petipa-Iwanow mit beeindruckenden 24 Schwänen hatte Wang ans Ende der Reise durch „Tschaikowskys Welten“ gestellt.

Zwei Tänzer aus Stuttgart für das Gastspiel in Ludwigshafen engagiert

Dazwischen begeisterten die für das Gastspiel engagierten Mackenzie Brown und Adhonay Soares vom Stuttgarter Ballett mit zwei von Petipa übernommenen Pas de Deux aus „Dornröschen“ und „Nussknacker“. Den geschmacklichen Kontrapunkt in dieser Mixtur aus Tanz-Trüffelchen setzten Wangs Dortmunder vor der Pause: Vor blau leuchtender Bühnenrückwand rot kostümiert zeigten 26 Tänzerinnen und Tänzer zu Tschaikowskys „Pathétique“, wofür Wang seit 20 Jahren steht: eine großartige und höchst zeitgemäße Interpretation klassischen Balletts.

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