Lange war es erstaunlich, wie wenig Rap aus dem Rhein-Neckar-Delta sich kommerziell behaupten konnte - zumindest bundesweit. Schließlich zählen die Heidelberger um Torchs Band Advanced Chemistry und die Stieber Twins zu den wichtigsten Wegbereitern des deutschsprachigen Hip-Hops. Aktuell stößt nun offenbar eine dritte Kraft zu dem in den Albumcharts höchst erfolgreichen Straßenrapper Kurdo aus dem Heidelberger Stadtteil Emmertsgrund und dem Mannheimer Youtube- und Streaming-Abräumer Greeen: Apache 207. Der türkischstämmige Rapper belegt mit dem Lied „Roller“ nach Rang zwei in der Vorwoche erstmals Platz eins in den offiziellen Single-Charts der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).
Mit „Kein Problem“ (Rang 51), „2 Minuten“ (74.) und „Brot nach Hause“ (87) stehen noch drei weitere Tracks von ihm in den Top100. Das ist sehr beachtlich, Rekordrapper wie der stilistisch nicht unähnlich agierende Capital Bra oder Kollegah haben es allerdings auf um die 20 Einträge in einer Chartswoche gebracht.
Mit Bausa auf Tournee
Seine ersten sieben Song-Veröffentlichungen im Jahr 2018 blieben zwar ohne Resonanz in der Hitparade. Sie ließen aber in der Szene aufhorchen. So sehr, dass der in Saarbrücken geborenen Rapper Bausa den Kurpfälzer bei seinem Plattenlabel TwoSides unter Vertrag nahm. Das bereitete den Weg für den Erfolg in diesem Jahr. Der dürfte am 25. Oktober noch getoppt werden, mit der ersten größeren Veröffentlichung unter dem Titel „Platte“. Darauf sollen sich neben dem Nummer-eins-Hit-Roller noch mindestens sechs, bisher unveröffentlichte Lieder finden. Ab 14. November geht Apache 207 in Bausas Vorprogramm auf eine knapp vierwöchige Deutschland-Tournee. Auf Instagram folgen ihm 373 000 Nutzer - Tendenz stark steigend.
Da die Straßenrap-Szene ansonsten wenig Wert auf traditionelle Öffentlichkeitsarbeit legt, ist die Biografie des Rappers bisher nicht mit harten Fakten unterlegt: Wenn er seine Texte selbst schreibt (wovon auszugehen ist), kann man den Urheberrechtsangaben seiner Lieder den bürgerlichen Namen Volkan Yaman ableiten. Eine Zeile wie „Ich bin Indianer, Apache, Deutschraps Miroslav Klose“ aus dem sehr eingängigen, auf Youtube 7,3 Millionen Mal abgerufenen „Kein Problem“ deuten auf starke Fußball-Affinität. Daraus und einem älteren türkischen Eintrag zu einem U15-Fußballer des Ludwigshafener SC schließen die Autoren von Wikipedia, dass der Musiker am 23. Oktober 1997 in Ludwigshafen geboren wurde. Wobei in Apache 207s Texten neben der Chemiestadt auch Mannheim mit Heimatgefühlen besetzt wird.
Der von Statur und Haarschnitt an Schwedens Starstürmer Zlatan Ibrahimovic erinnernde Rapper, der auch ganz ordentlich singt, pflegt zwar den genretypischen Gangster-Straßenjargon. Ähnlich wie Capital Bra wird die Heftigkeit der Texte aber durch die auf Tanzbarkeit und gesungene Hit-Refrains ausgelegte Musik sowie eine Prise Humor abgefedert. „Roller“ muss also nicht der Höhepunkt dieser Erfolgswelle sein.
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