Zum ersten Mal in der Geschichte des Schreibwettbewerbs dieser Redaktion gibt es eine Titelverteidigerin. Das heißt: Wie im Vorjahr hat Vanessa Palumbo aus Oftersheim bei „Erzähl mir was“ (EMW) die meisten Stimmen unserer Leserinnen und Leser erhalten. Genauer gesagt bekam die 21-jährige Studentin für ihre originell erzählte Geschichte „Faltvogelregen“ 145 von 332 gültigen Voten - rund 44 Prozent. 2021 hatte sie 253 von 900 Stimmen für „Taktlos“ bekommen (28 Prozent).
Wie viele der Texte der jungen, aber schon erfahrenen und mehrfach ausgezeichneten Autorin entstand der dokumentarisch-chronologisch angelegte Text auf einer Reise, wie sie im Kontext des vorgegebenen Themas „Krieg und Frieden“ kaum eindrucksvoller ausfallen kann: Palumbo verarbeitet darin Eindrücke vom Schauplatz des ersten Atombombenabwurfs Hiroshima.
Das von der Redaktion gestellte aktuelle Thema hat mehr als 100 Autorinnen und Autoren animiert, uns ihre Geschichten zu schicken. Zwölf davon wurden von einer zwölfköpfigen Jury ins Finale gewählt, in den vergangenen Wochen abgedruckt und zur Abstimmung gestellt. Den Jugendwettbewerb entschied vorab die Mannheimerin Nora Antonic per Jury-Entscheid mit „Ein Ozean mit Booten“ für sich.
Die Zweitplatzierte Johanna Basler nimmt das Thema „Krieg und Frieden“ als sehr vielschichtig wahr, wie die Viernheimerin im Gespräch verrät. Die Aktualität dieses Themenkomplexes habe Sie animiert, sich sorgsam damit auseinanderzusetzen. Durch ihre gründliche Recherche und ihre eigenen Erfahrungen im Rettungsdienst fiel es ihr leicht, sich in die Rolle der Kriegsreporterin einzufühlen.
Allgegenwärtigkeit des Krieges
Mit der Zeit habe sie einen neuen Blickwinkel auf die Allgegenwärtigkeit des Krieges bekommen. „Das ist mehr als genug Anlass, um den Frieden, in dem wir leben, wertzuschätzen und mit allem, was wir haben zu beschützen“, so Basler. Ihre Geschichte „Der Junge mit den roten Gummistiefeln“ erhielt 42 Stimmen.
Den dritten Platz belegt Regina Rothengast aus Grünsfeld-Kützbrunn im Main-Tauber-Kreis mit „Tiefflieger“. Das Werk bekam 40 Stimmen. Wie Vanessa Palumbo und Johanna Basler darf sie sich über einen Aufenthalt im Elsass freuen: Die ersten drei Plätze sind prämiert mit einem verlängerten Wochenende im Seminar- und Gästehaus Zielinger in Petersbach, in dem der Mannheimer Verleger Ulrich Wellhöfer auch kulturelle Angebote macht. Dem Wochenende blickt Rothengast „voller Vorfreude“ entgegen. Die Siegerinnen können im historischen elsässische Ambiente im Haus oder den Lauben und Gärten Inspiration für ihre Projekte finden und sich austauschen. Wie bei seinen Autoren-Seminaren verwöhnt Wellhöfer seine Gäste zur Begrüßung mit kulinarischen Spezialitäten der Region.
Für die Plätze vier bis sechs gibt es jeweils einen Büchergutschein über 100 Euro von der Mannheimer Buchhandlung Schmitt & Hahn, der auch online einlösbar ist. Freuen darüber können sich Katharina Geiger aus Weinheim für ihre Geschichte „Friedensbringer“ (28 Stimmen). die Heidelbergerin Barbara Imgrund („Daheim ist kein Ort“, 26) und Horst-Dieter Radke aus Lauda-Königshofen („Halbe Stunde“, 19). Auch Barbara Imgrund ist Wiederholungstäterin: Mit ihrem neuen Text „Daheim ist kein Ort“ belegt die Übersetzerin wie bereits im vergangenen Jahr den fünften Platz. Die Geschichte basiere auf einer wahren Begebenheit. Durch einen Zeitungsartikel sei sie darauf aufmerksam geworden, wie ein Mann alles in seiner Macht stehende tut, um einer Geflüchteten ihren sicheren Hafen zurückzugeben.
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Eigene Gedanken entwickeln
Die nun doppelte EMW-Gewinnerin Vanessa Palumbo hat schon als Grundschülerin gern und viel geschrieben, wie sie im Gespräch berichtet. Literarisch-künstlerisch sei ihr Ansatz in der Oberstufe am Gymnasium in Schwetzingen geworden, „als wir im Deutsch-Leistungskurs Essays geschrieben haben. Da konnte man eigene Gedanken entwickeln und frei darstellen.“ Danach begann sie, Texte bei Wettbewerben einzureichen. 2021 sicherte sie sich den 1. Platz beim englischsprachigen Schreibwettbewerb der Europäischen Organisation zur Sicherung der Luftfahrt Eurocontrol zum Thema „Hope“. 2019 belegte sie den 1. Rang beim Mannheimer Jugendliteraturpreis der Räuber’77.
Im selben Jahr wurde beim Schreibwettbewerb des Auswärtigen Amts (AA) zum Thema „Freunde ohne Grenzen“ Palumbos „Über den Zaun hinweg“ in einem E-Book des Aufbau Verlags veröffentlicht. Seit 2019 studiert die auch als freie Journalistin unter anderem für diese Redaktion tätige 21-Jährige in Berlin für den gehobenen Auswärtigen Dienst des AA. Und vielleicht macht Vanessa Palumbo 2023 den EMW-Hattrick komplett.
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