Kindernachrichten

Wie wir die Welt sehen

Ist wirklich alles so, wie es scheint? Dieser Frage geht Michael Zehetleitner bei der Kinder-Uni gemeinsam mit den Nachwuchsstudentinnen und -studenten auf den Grund. In diesem Interview erklärt er, worum es genau gehen wird.

Von 
Katharina Koser
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© Klaus Luginsland

Ein Bild, das aussieht, als würde es sich auf uns zu bewegen. Eine Treppe, die nie zu enden scheint. Oder zwei Kreise, die unterschiedlich groß aussehen, aber wenn man nachmisst, sind sie genau gleich groß.

Das sind optische Täuschungen, mit denen uns unser Gehirn an der Nase herumführt. Und darum wird es auch bei der Kinder-Uni am Samstag, 3. Juli, gehen. Optische Täuschungen sind lustig und machen Spaß, aber sie sind auch für die Forschung interessant. Denn wenn man versteht, wie sie funktionieren, kann man damit auch viele Probleme lösen.

Michael Zehetleitner ist Professor für Allgemeine Psychologie. © privat

Michael Zehetleitner ist Professor für Allgemeine Psychologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstatt. Im Technoseum wird er am 3. Juli über dieses spannende Thema eine Vorlesung für Kinder halten. Im Interview gibt er einen Einblick in das Thema Wahrnehmung und erklärt, warum es so wichtig ist, dass wir sie erforschen.

Worum geht es bei der Kinder-Uni am 3. Juli?

Zehetleitner: Es wird um die Wahrnehmung bei Menschen gehen. Wie sehen Menschen die Welt? Optische Täuschungen oder Illusionen sind Situationen, in denen Menschen Sachen sehen, die nicht da sind oder anders da sind. Ein Beispiel wäre: Man sieht die Höhe eines Stapels kleiner, als er wirklich ist. Oder ein Kreis sieht größer aus als in Wirklichkeit. Anhand von optischen Täuschungen kann man gut untersuchen, wie Menschen die Welt sehen. Denn wenn man versteht, warum Menschen Sachen sehen, die nicht da sind, dann versteht man auch besser, wie Menschen das sehen, was wirklich stimmt.

Sie sind Professor für Allgemeine Psychologie. Was ist das?

Zehetleitner: Bei Psychologie denkt man als Erstes an die sogenannte Klinische Psychologie. Die will Leuten helfen, die eine seelische Krankheit haben. Es gibt aber noch die Allgemeine Psychologie. Die schaut sich an, was bei allen Menschen im Prinzip gleich ist. Wie funktionieren bei allen Menschen die Wahrnehmung, das Gedächtnis, das Denken, das Sprechen, das Lernen oder die Gefühle? Wahrnehmung ist eine Grundfähigkeit von uns Menschen. Ohne Wahrnehmung könnten wir nicht handeln. Da würde nichts von dem, was uns Menschen ausmacht, funktionieren.

Kinder-Uni

Die Kinder-Uni am Samstag, 3. Juli, beginnt um 14 Uhr im Technoseum, Museumsstraße 1 in Mannheim. Einlass ist um 13.30 Uhr. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen einen aktuellen negativen Corona-Schnelltest vorweisen (Stand bei Redaktionsschluss).

Die Vorlesung richtet sich an Kinder zwischen acht und zwölf Jahren und dauert etwa 60 Minuten.

Eine Karte kostet zwei Euro zuzüglich Gebühren, inklusive Besuch im Museum.

Erwachsene zahlen den regulären Eintrittspreis und können während der Vorlesung die Ausstellungen besichtigen.

Der Erlös kommt „Wir wollen helfen“, einer Hilfsaktion des „Mannheimer Morgen“, zugute.

Restkarten gibt es an der Kasse des Technoseum.

Info: Mehr Informationen unter www.technoseum.de

Warum ist es wichtig, dass wir uns mit Wahrnehmung auseinandersetzen?

Zehetleitner: Es gibt zum Beispiel inzwischen die Möglichkeit, dass taube Menschen das Hören wiederbekommen können. Und dass Blinde das Sehen wiedererlangen. Oder dass Menschen, die eine Prothese (also ein künstliches Körperteil, zum Beispiel einen künstlichen Arm) haben, diese Prothese über das Gehirn steuern können. Und um solche medizinischen Probleme zu lösen, muss man erforscht haben, wie das Hören, das Sehen, das Sich-Bewegen funktioniert. Die andere Seite ist etwas, das man Grundlagenforschung nennt. In jedem wissenschaftlichen Fach gibt es einen Bereich, da werden einfach die Grundlagen erforscht. Die Grundlage bei uns ist der Mensch, wie er erlebt und handelt. Das Sehen und Wahrnehmen ist etwas ganz Wichtiges. Und das einfach aus Neugier zu untersuchen und zu erforschen, das allein ist schon spannend.

Was erwartet die Nachwuchsstudentinnen und -studenten bei der Kinder-Uni?

Zehetleitner: Die Kinder erleben eine Vorlesung, wie sie eigentlich auch an der Universität stattfinden würde, die aber natürlich für Kinder angepasst ist. Die Idee ist, die Wahrnehmung am Beispiel von Illusionen und optischen Täuschungen darzustellen. Dabei erkläre ich, wie die Wissenschaft an bestimmte Fragen herangeht und versucht, sie zu beantworten. Wir werden uns anschauen, wie man in der Wissenschaft über die Dinge denkt, wie man sie untersucht und bewertet. Wir schauen uns zum Beispiel Bilder an wie auf dem Foto und versuchen herauszufinden, warum es so aussieht, als würde es sich bewegen.

Worauf freuen Sie sich bei der Kinder-Uni am meisten?

Zehetleitner: Auf die Kinder. Wenn die Neugier geweckt wird für die Wahrnehmung, für die Psychologie, für den Menschen, dann war die Veranstaltung erfolgreich.

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