Mannheim. Die Generalsanierung des Mannheimer Nationaltheaters dauert ein Jahr länger als bisher bekannt. Zugleich wird der Bau einer der Ersatzspielstätten, der Oper am Luisenpark, teurer. Darüber ist am Dienstagabend in nichtöffentlicher Sitzung der Haupt- und der Kulturausschuss des Mannheimer Gemeinderats informiert worden.
„Es gibt Anhaltspunkte, dass sich die Fertigstellung verschieben wird“, bestätigte Kulturbürgermeister Michael Grötsch auf Anfrage dieser Redaktion. „Die Sanierung ist deutlich aufwendiger und komplexer“, verweist Tilman Pröllochs, der Geschäftsführende Intendant, auf Verzögerungen durch Funde von Schadstoffen und Kampfmitteln. Er rechnet mit einer verspäteten Wiederaufnahme des Spielbetriebs zur Spielzeit 2028/29.
Das 1957 errichtete, unter Denkmalschutz stehende Gebäude entspricht aus Sicht der Arbeitssicherheit, des Baurechts und des Brandschutzes nicht mehr dem Stand der Technik, weshalb die Betriebsgenehmigung ausgelaufen ist. Seit der Schließung im Sommer 2022 musste es zunächst komplett ausgeräumt werden. Erst seit Frühjahr laufen die eigentlichen Bauarbeiten.
Bislang war vorgesehen, dass sie im April 2027 abgeschlossen sind und das Theater dann bezogen werden kann, damit sich ab September 2027 der Vorhang hebt. Das ist aber nicht mehr zu halten. Dies begründet das vom Architekturbüro Schmucker & Partner geleitete interdisziplinäre Planungsteam, das die Generalsanierung betreut, damit, dass es „es im Zuge des Bauablaufes auf der Baustelle am Goetheplatz zu diversen, unvorhergesehenen Bauablaufstörungen“ gekommen sei. Das verzögere nachfolgende Arbeiten. So seien bei der Entkernung des Gebäudes deutlich mehr Schadstoffe wie Asbest, langlebige chlorierte Kohlenwasserstoffe oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe als gedacht aufgetaucht, so Marcus Augsburger, Technischer Betriebsleiter der Generalsanierung.
Probleme mit Schadstoffen
Bei der Planung der Generalsanierung 2017 habe man zwar Proben in den Wänden genommen, aber natürlich nur so, dass der Betrieb des Hauses weitergehen konnte. Daher sei damals nicht alles gefunden worden. „Zudem galten damals noch andere Richtlinien“, so Augsburger. Inzwischen seien die Vorgaben, wie die Materialien zu entfernen, zu lagern, zu beproben und dann zu entsorgen seien, viel strenger geworden. „Erst finden wir keine Labore, die diese Mengen schnell genug untersuchen, dann muss alles getrennt abgefahren und auf speziellen Deponien verbrannt werden“, erläuterte Augsburger. Hinzu kämen Verzögerungen durch den Fund von Munition aus dem Zweiten Weltkrieg.
Wie sich die Verzögerung auf die bisher mit 247 Millionen Euro angegebenen Kosten für die Generalsanierung auswirkt, ist noch offen. Zuletzt hieß es immer, dass die Summe gehalten werden kann, weil viele Aufträge bereits vergeben seien.
Sicher ist aber bereits, dass der Bau der Ersatzspielstätte „Oper am Luisenpark“ teurer wird. Die Stadt hatte sie zum Festpreis von 16,1 Millionen Euro an die Vilshofener Firma Metron vergeben. Die meldete inzwischen aber Insolvenz an. Nun will das Nationaltheater das angefangene Projekt, das sich gegenüber dem Carl-Benz-Stadion befindet, selbst vollenden. Gutachten haben ergeben, dass dies rechtlich und technisch möglich ist, obwohl Mängel an dem halbfertigen Bau festgestellt wurden. Allerdings sind zusätzliche Investitionsmittel von 6,3 Millionen Euro nötig, so dass sich die Gesamtkosten auf 22,7 Millionen Euro belaufen werden. Mitte 2024 soll der Bau dann fertig sein.
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