Schriesheim. Schriesheim, Samstag, 10.30 Uhr. Trotz der frühen Tageszeit scheint die Sonne mit erheblicher Kraft auf den Festplatz, auf dem sich Bürgermeister Christoph Oeldorf mit den Teilnehmern des traditionellen Gemeinderats-Rundganges über den Mathaisemarkt einfindet. Eigentlich soll die Begrüßung im Festzelt erfolgen. Doch angesichts des tollen Wetters würde manche/r gerne draußen bleiben. Insofern kommt für das nächste Jahr schon eine Idee auf: „Eine Sonnenterrasse hier draußen vor dem Zelt wäre nicht schlecht.“
Die überschwängliche Stimmung hat ihren Grund. Dank fantastischen Wetters am ersten Wochenende und ganz guten am zweiten erlebt der 443. Mathaisemarkt eine super Bilanz: Insgesamt 114 000 Besucher - so lautet die Schätzung der Feuerwehr. Alleine den Umzug an diesem Sonntag sahen 18 000 Menschen.
Denn auch dieser zweite Sonntag bietet attraktive Programmpunkte. So haben sich zahlreiche historische Traktoren nach Schriesheim aufgemacht - was manche Autofahrer in der Region durchaus merken. Doch diesmal ist es ausnahmsweise keine Bauern-Demo: Vor dem Historischen Zehntkeller präsentieren die Bulldog-Besitzer vielmehr den staunenden Besuchern stolz ihre Gefährte. „Der Älteste ist ein Lanz-Bulldog von Richard Schröder aus Großsachsen aus dem Jahre 1947“, berichtet Moderator Matthias Heberle: „Mit 25 PS“, wie er hinzu setzt.
Knattern und „Duft“ von Diesel
Dass diese Oldtimer auch noch fahren können, das zeigen sie am Nachmittag, als sie durch die Schriesheimer Innenstadt paradieren. Lautes Knattern und „Duft“ von Diesel erinnern damit auch an Zeiten der Mobilität, die längst Geschichte sind.
Die Traktoren mit diesem, ihrem eigenen Sound ergänzen die Fanfaren- und Musikzüge, mit denen sie durch die Straßen ziehen, moderiert von Verkehrsvereins-Chef Joachim Müller. Am Vormittag bereits zeigen sie im Festzelt phonstark ihr Können; das Südwestdeutsche Fanfarenzugtreffen ist einer der ältesten Programmpunkte des Mathaisemarktes, in Instrumenten und Trachten passend zur Strahlenburg oberhalb der Stadt. Dort ist für den Sonntagabend auch das traditionelle Abschluss-Feuerwerk geplant.
„Eine durch und durch positive Bilanz“ zieht Bürgermeister Christoph Oeldorf bereits am Samstag vor den Gemeinderäten. Und stellvertretend dafür steht für ihn natürlich der Festzug knapp eine Woche zuvor mit 37 000 Schaulustigen. „Ich dachte, letztes Jahr war voll“, schmunzelt er: „Aber diesmal haben wir es, glaube ich, nochmals getoppt.“
Und dies lässt sich an Indikatoren festmachen: „Kann sich jemand erinnern, dass die Leute in der Zentgrafenstraße jemals in Dreier-Reihen standen?“, fragt Oeldorf in die Runde seiner Räte: „Das gab’s noch nie! Das war früher die leere Straße, wo der Zug Tempo gemacht hat. Und diesmal war da richtig voll.“
Angesichts des Wetters Andrang auch auf dem Vergnügungspark: „Wenn man draußen die Schausteller fragt, dann sind sie auch nicht unzufrieden.“ Gleiches gilt für das Festzelt. Sein neuer Betreiber Stephan Finke, bislang eher auf großen Volksfesten in der Pfalz, aber auch beim Ketscher Backfischfest engagiert, kann das nur bestätigen: „Für das erste Jahr ist es gut gelaufen“, bilanziert der Frankenthaler: „Und für das nächste Jahr habe ich schon die eine oder andere zusätzliche Idee.“ Ähnliches im Zehntkeller: „Bei den Verantwortlichen dort gibt es eine richtige Aufbruchstimmung“, spürt Oeldorf. Er muss es wissen, war er doch in der Nacht zuvor bis drei Uhr früh unter den zahlreichen Feiernden.
Sicherheitsbilanz positiv
Besonders freut den Bürgermeister natürlich die Sicherheitsbilanz. „Wir können nicht sagen: Wir haben nichts“, schränkt er ein: „Das wird ein Wunschtraum bleiben bei einem solchen Fest.“ Aber angesichts der Massen von Besuchern verlaufe dieses Event doch relativ ruhig.
Aber natürlich gibt es die bei allen derartigen Festen wohl unvermeidlichen Raufereien. „Doch in der Regel kennt man sich“, berichtet der Rathaus-Chef: „Das ist dann nichts, was zur Strafanzeige gekommen ist.“ Nur einmal wurde Tränengas versprüht, „das war nicht so schön.“ Aber die Polizei war stets vor Ort, teilweise auch mit Spezialkräften zur De-Eskalation bei Jugendlichen.
Spektakulärster Zwischenfall: der „Flaschen-Vorfall“, wie er vor Ort schon heißt: Flasche auf den Kopf, Glas und viel Blut auf der Stirn - Einsatz für das Rote Kreuz. Für dieses ansonsten aber „eher Schollen-Problematik“, wie Oeldorf das formuliert. „Heißt nicht, dass nicht gearbeitet wurde“, macht er klar: „Teilweise sogar bis nachts um drei.“
Ruhig auch bei der Feuerwehr. „Die hatte Einsätze, aber nicht auf dem Mathaisemarkt“, wie Oeldorf unter Anspielung auf den spektakulären Brand von Strohballen östlich der A 5 erinnert: „Die Einsätze, die auf dem Mathaisemarkt waren, das war vor allem der Festzug.“
Insgesamt also eine positive Bilanz - „mit den kleinen Baustellen, die wir alle schon kennen und die schon mehrfach benannt wurden“, wie Oeldorf sagt, „und auch erkannt wurden und abgearbeitet werden.“ Dazu gehören der Krönungsabend, der sich als zu lange erwies, und die Leistungsschau, die immer weniger Aussteller hat. Um Änderungen vorzubereiten, läuft noch bis 24. März eine Umfrage unter Besuchern auch und gerade aus der Region.
Hier geht es zur Teilnahme an der Umfrage.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Volksfeste Mathaisemarkt war ein Erfolg, aber es gibt auch Baustellen