Mobilität

Warum die Mannheimer Buga-Seilbahn nicht einfach nach Heidelberg umziehen kann

Könnte die Seilbahn von der Mannheimer Buga die Verkehrsprobleme in Heidelberg lösen? Die Idee ist reizvoll, aber ist sie auch realistisch?

Von 
Michaela Roßner
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Die „Buga“-Seilbahn und die Silhouette der Stadt Mannheim beim Sonnenuntergang: Ob bald auch in Heidelberg Gondeln Passagiere transportieren, ist offen. © Michael Ruffler

Rhein-Neckar. An der S-Bahn-Haltestelle in eine Seilbahngondel umsteigen und über den Berufsverkehr hinweg lautlos ins Neuenheimer Feld schweben: Diese Vorstellung hat etwas Traumhaftes. Und die so beliebte Mannheimer Buga-Seilbahn leistete in den vergangenen Wochen einiges an Produktwerbung für das effiziente und umweltfreundliche Verkehrsmittel.

In Heidelberg wird mehr oder weniger laut darüber gesprochen, ob auch hier eine Seilbahn machbar und eine Lösung für seit Jahrzehnten plagende Verkehrsprobleme sein könnte. Was ist dran, wo könnten die Haken sein - und kann man nicht die Mannheimer Seilbahn einfach übernehmen?

Stadt wollte Vorbereitungen treffen

Bei der jüngsten Heidelberger Gemeinderatssitzung sollte bereits eine Art kleine Vorentscheidung gefasst werden. Denn die Stadtverwaltung hat ein Grundstück im Besitz, das sich gut als Startpunkt für einen Mobilitätshub inklusive Seilbahn eignen könnte: Kurpfalzring 73 in Wieblingen, in Nachbarschaft zu Autohäusern und nahe einem großen Baumarkt.

Dazu gibt es eine Studie: „Die exemplarische Untersuchung des Büros Ferdinand Heide zeigt, dass hierfür die südliche Hälfte der Wirtschaftsfläche Kurpfalzring 73 zwischen B 37 und Wieblinger Weg benötigt wird, die deswegen vorerst nicht veräußert werden sollte“, hieß es in einer Vorlage zur Sitzung.

Besuchermagnet auf der Mannheimer Buga: die Seilbahn. © Uwe Anspach

Der Gemeinderat sollte nun zustimmen, dass dieses Grundstück vorerst nicht als Gewerbefläche weiterverkauft wird. Bis möglicherweise hier ein Mobilitäts-Knotenpunkt entsteht, sollte das Areal als Abstellplatz für Reisebusse genutzt werden. Dafür sollten Gebäude abgerissen werden. Doch vor Eintritt in die Tagesordnung ist der Tagesordnungspunkt abgesetzt worden.

Streit über Parkplatz für Reisebusse

Die Grünen-Fraktion begrüßt zwar grundsätzlich die Seilbahn-Pläne, wandte sich aber gegen zusätzliche Versiegelung und die Nutzung als Reisebus-Abstellfläche. Vielmehr beantragte die Fraktion zu prüfen, ob ein „Nabu-Umweltzentrum mit Anbindung an die Obstbaumwiese errichtet und in die Pläne für die Errichtung eines multimodalen Mobilitätshubs mit Seilbahnstation integriert werden kann“.

Auch die SPD wandte sich gegen den Abriss der Gebäude und die Nutzung als Reisebus-Abstellplatz. Als Interims-Nutzung schlagen die Sozialdemokraten vor, die Fläche dem Nabu zur Pacht anzubieten für eine naturnahe Bewirtschaftung. In einer der nächsten Sitzungen des Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität (AKUM) - möglicherweise schon am 22. November - soll der Antrag nun diskutiert werden.

Noch keine Anfrage an Seilbahn-Unternehmen

Es ist also offenbar noch viel zu früh, Gondeln einzukaufen: „Bei uns im Haus ist noch keine konkrete Anfrage aus Heidelberg eingegangen“, antwortet eine Sprecherin des Herstellers der „Buga“-Bahn, des Unternehmens Doppelmayr im österreichischen Wolfurt, auf eine Anfrage dieser Redaktion. Das sei auch nicht unbedingt der erste Schritt, wenn ein Seilbahnprojekt eingefädelt wird: „Meist finden einige andere Schritte statt, bevor wir als Hersteller kontaktiert werden (Verkehrsuntersuchung, Machbarkeitsstudie, Standardisierte Bewertung, Weiteres).“

Buga Seilbahn zwischen Spinelli und Luisenpark © Bernhard Zinke

Das ist tatsächlich in Heidelberg der Fall - und diese Tatsache ich auch in Österreich bekannt. „Soweit ich weiß, sind Studien zur Seilbahnverbindung in Heidelberg am Laufen“, bestätigt die Doppelmayr-Sprecherin.

Bis zu 10.000 Passagiere pro Tag?

19 200 Euro hat Heidelberg jüngst in die genannte Untersuchung zu einem möglichen Mobilitätshub am S-Bahn-Halt Pfaffengrund gesteckt. Doch die Idee einer Seilbahn ins Neuenheimer Feld ist sehr viel älter und unter anderem im Masterplanverfahren zum Neuenheimer Feld erörtert worden.

2021 kam eine Untersuchung im Auftrag der Stadt zu dem Ergebnis, dass mit einer Nachfrage von gut 8000 bis 10 000 Fahrgästen am Tag gerechnet werden dürfe. Um diese Passagierzahlen zu erreichen, bräuchte es demnach aber auch 4000 Abstellplätze für Pkw am Start der Seilbahn. Und bei den Überlegungen wird auch der künftige Stadtteil Patrick-Henry-Village einbezogen, der ebenfalls verkehrlich erschlossen werden will.

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Derweil ist die „Buga-Bahn“, die noch in Mannheim aufgebaut ist, aber keine Betriebserlaubnis mehr hat für den Publikumsbetrieb, bisher noch zu haben: Verkauft sei sie noch nicht, heißt es aus Österreich: „Es laufen Verhandlungen in mehreren Projekten.“

Mannheimer Baukastensystem übertragbar

Zumindest theoretisch wäre es technisch möglich, die beliebte Mannheimer Bahn ein paar Kilometer weiter in Heidelberg aufzubauen: „Da unsere Seilbahnen im Baukastenprinzip gebaut werden, können die Bauteile von Mannheim für ein neues Projekt passend zusammengestellt und eventuell ergänzt oder angepasst werden. Damit würde sich die Seilbahn prinzipiell auch für einen Einsatz in Heidelberg eignen“, erklärt die Doppelmayr-Sprecherin.

Allerdings spricht gegen eine Übernahme der „Mannheimer Seilbahn“ wohl schlicht der Faktor Zeit: Mit einem Grundsatzbeschluss für eine Seilbahn ins Neuenheimer Feld sei frühestens im Frühjahr 2024 zu rechnen, betont ein Sprecher der Stadtverwaltung. Und weil die Seilbahn nicht nur einen Sommer lang, sondern im Dauerbetrieb bleiben soll, „wäre im Falle einer Realisierung mit einem mehrjährigen Planverfahren zu rechnen“.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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