Mannheim. Was gab es nicht alles für Pläne zur Neugestaltung des Tattersalls 2007 im Rahmen des EKI (Entwicklungskonzept Innenstadt). Ein einladendes Entrée zur Schwetzingerstadt sollte der Platz in direktem Anschluss an den geplanten Boulevard Kaiserring werden. Anreiz für Besucher, die vielen schönen Restaurants und Geschäfte im Stadtteil zu besuchen - insbesondere in der Seckenheimer Straße. Umso größer war die „Verärgerung“ der Bezirksbeiräte Schwetzingerstadt/Oststadt, als sie bei der letzten Bezirksbeiratssitzung Innenstadt erfuhren, dass nach jahrelanger Vertröstung wegen Vorrang der Bundesgartenschau jetzt nur die Pläne zur Neugestaltung eines Boulevard Kaiserring aus der Schublade geholt wurden.
Durch Einbeziehung des Tattersalls werde die Sache zu groß und zu teuer, hatte Stadtplanerin Ulrike Kleemann dazu erklärt. Verärgert ist Bezirksbeirat Christian Soeder (SPD) vor allem, „weil der Tattersall beim erneuten Vorhaben, das schon länger in einem einzigen Konzept drin war, herausgenommen wurde, obwohl beide Bereiche erkennbar nah und direkt aufeinanderstoßen“. „Hier treffen Autos, Fahrradfahrer, Straßenbahn und Fußgänger aufeinander“, sagt er. „Vor allem Fahrradfahrer aus Richtung Innenstadt wissen nach Überquerung des Kaiserrings nicht, wie es hier weitergeht“, kritisiert Felix Weber (SPD). „Verkehrlich können der Boulevard Kaiserring und der Tattersall eigentlich nur zusammengedacht werden; wenn das definitiv nicht geschieht, wird am Tattersall die nächsten 20 Jahre nichts passieren und das Ganze ein Stückwerk bleiben“, betont er. Die Bezirksbeiräte befürchten, dass der Tattersall zu einem sogenannten Lost Place werden könnte.
Verkehrssituation entschärfen
Für Sylvia Rolke, Landesvorsitzende der Freien Wähler, ist vor allem die Situation am oberen Ende des Tattersalls „lebensgefährlich“. „Wenn sich hier, was nicht selten geschieht, mehrere Straßenbahnen aufstauen, wissen die Menschen, die sich dann auf der kleinen Insel zusammendrängen, überhaupt nicht mehr wohin“, kritisiert sie. Wenigstens diese Stelle am Kaiserring sollten die Stadtplaner deshalb ein paar Meter mitdenken, findet Rolke. „Bisher wurde die Situation vor Ort nur durch Verlängerung der Fahrradstraße in Richtung Berliner Straße entschärft, indem die Querverbindung für Radfahrer verbessert wurde,“ sagt Felix Weber. „Dennoch muss man jedes Mal jonglieren, wenn man mit dem Fahrrad auf die Straßenbahnhaltestelle am Tattersall trifft“, kritisiert Soeder.
Die Situation für Fahrradfahrer oder Fußgänger, die über die Straßenbahnschienen in Richtung Seckenheimer Straße fahren oder laufen sei „lebensgefährlich“ insbesondere bei Regen oder Schnee. „Es ist auch sehr umständlich“, meint Klara Scheffler aus dem Vorstand des SPD-Ortsvereins Mannheim-Ost. „Was fehlt, sind klare Strukturen und eine geordnete Verkehrsführung“, betonen die Bezirksbeiräte. Die Neugestaltung des Tattersalls hält Rolke auch entscheidend für die Entwicklung von Strukturen im angrenzenden Stadtteil Schwetzingerstadt. Eigentlich sollte der Tattersall nach den ursprünglichen Plänen Eingangstor zum Stadtteil werden. „Doch die Leute, die hier ankommen, wissen nicht weiter“, bemängelte sie. Auch alle, die zum Technoseum, Luisenpark oder zur Buga wollten, müssten hier lang. Wenn ein Kongressbesucher am Hauptbahnhof Mannheim ankomme und den Fußweg über den Kaiserring und am Tattersall vorbei zum Rosengarten wähle, erhalte er einen abschreckenden ersten Eindruck von Mannheim. „Vor allem die Umgestaltung der Straßenbahn-Wartehalle würde schon viel bringen“, meint Scheffler.
Wartehalle nicht attraktiv
Etwas heruntergekommen sieht die offene und mit illegalen Graffitis verunstaltete Wartehalle mit den abgerundeten Ecken aus. Die an etwa der Stelle, wo von 1840 bis circa 1875 der erste Mannheimer Bahnhof stand, im Stil der neuen Sachlichkeit von Architekt Josef Zizler errichtete Wartehalle steht unter Denkmalschutz. Im April 1928 wurde sie eröffnet. In den 50er Jahren ist das Ensemble im Süden um einige Meter verlängert worden. In Mannheim gibt es sonst keine individuell gestalteten Straßenbahnstationen mehr. „Die historische Wartehalle mit Kiosk bietet eigentlich keinen Platz zum Verweilen, sondern ist nachts sogar ein Angstraum,“ findet Scheffler.
Um mehr Aufenthaltsqualität auf dem asphaltierten Platz zu schaffen, schlagen die Bezirksbeiräte vor, Parkplätze in Grünraum zu verwandeln, die Außengastronomie zu erweitern und die Wartehalle durch einen Kiosk wie den der Kleinen Metzgerei Ecke Seckenheimer-/Otto-Beck-Straße zu einem Anziehungspunkt zu machen. Damit der Tattersall kein Lost Place wird, wollen die Bezirksbeiräte einen Antrag bei der Stadtverwaltung stellen.
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