Ladenburg. Das Triathlon-Festival in Ladenburg ist stundenlang eine Welt für sich: Um die Mittagszeit pilgern Hunderte in Schwimmanzügen vom Römerstadion zum Anleger unterhalb der Festwiese. Dort geht’s auf die „Königin Silvia“. Das Schiff bringt die Teilnehmenden flussaufwärts. Doch bevor der Neckar bei Edingen beim Schwimmstart brodelt, beruhigen majestätische Klänge angespannte Nerven: Die Kurpfälzer Alphornbläser spielen auf. In einer Pause greift der fünfjährige Kenta aus Bensheim zu seiner Trompete und trägt „Der Mond ist aufgegangen“ vor.
Rund 1400 Teilnehmende beim RömerMan
„Mein Papa macht Triathlon“, erklärt der Junge nach seinem Applaus. Im Gegensatz zu Kenta plagt Mona Wiest Lampenfieber, als sie an Bord geht: „Ich hatte ein bisschen Angst vor meinem ersten Start im Neckar und davor, einen Fuß ins Gesicht zu bekommen“, gesteht die 24-jährige Sozialpädagogin. Die Ladenburgerin bildet mit Niklas Merrem (Rad) und ihrem Cousin Valentin Wiest (Lauf) das Trio „MoNiVa“. Das ist eine der knapp 80 Staffeln, die sich den Wettbewerb jeweils aufteilen - ein neuer Rekord. Alle Zahlen sind eindrucksvoll: Rund 1400 Teilnehmende sind dabei. Angemeldet waren sogar insgesamt 1650. Es starten 600 im breitensportlichen Fitness- und knapp 500 im leistungssportlichen Römerman-Feld. Dazu kommen Kinder aus dem Nachwuchswettbewerb und Staffelleute.
Eine von 400 Helfenden und seit 25 Jahren dabei
„Es war cool und hat Spaß gemacht, obwohl ich mehr Wasser geschluckt habe, als ich wollte“, sagt Mona, nachdem sie den 23-jährigen Niklas auf die steile Radstrecke durch den Vorderen Odenwald geschickt hat. Zu diesem Zeitpunkt ist der breitensportliche Fitnesswettbewerb mit Schwimmen im Freibad bereits so gut wie beendet. „Es war katastrophal“, sagt der Ladenburger Maurice Nickl grinsend nach seiner ersten Teilnahme und erklärt: Er habe im Wasser „überpaced“, war also zu ehrgeizig, und habe kaum noch Luft bekommen. „Da wusste ich, dass es nur noch ums Durchkommen geht, aber ich hab´s geschafft“, berichtet der 32-jährige IT-Kaufmann strahlend.
Seit 25 Jahren ist Christel Platz schon dabei - als eine von diesmal rund 400 Helfenden. Sie hat erneut das Programm zur Unterhaltung der Stadionzuschauer organisiert. „Das ist mein Hang zur Show“, erklärt die Tanztrainerin ihre Motivation. Clownin Julchen und ihr Partner treten unter anderem auf. Höhepunkt sind die Cheerleader des TV Bürstadt mit ihrer menschlichen Pyramide auf der Tartanbahn. Artistik pur: die umjubelte Tanzeinlage von Nicki und Jens. Helferin Marion Rapka präsentiert beim für sie „größten Sportereignis in Ladenburg“ die LSV-Turnabteilung und bietet mit weiteren Frauen einen „Fitnesstest“ für Kinder an.
"Wahnsinn, was für eine Stimmung hier ist“
Zum Anfeuern ihrer Truppe von der TSV Amicitia Viernheim sind Fans da: Delia (24) ist aus ihrem Studienort Karlsruhe gekommen, weil ihr Vater startet, der am selben Tag 58. Geburtstag feiert. „Das ist ein sehr schöner Wettkampf“, findet Delia, die selbst schon mitgemacht hatte. Leon, der beim Viernheimer Triathlon aktiv ist, schätzt, dass bis zu 15 Amicitia-Leute am Start sind. „Die Kombination aus den Ausdauersportarten Schwimmen, Laufen und Radfahren macht die Faszination aus“, sagt Leon.
Inzwischen hat Radfahrer Niklas von der Staffel „MoNiVa“ selbst die steilsten Anstiege bewältigt. Und Fußballer Valentin ist gerade von der Zehn-Kilometer-Laufstrecke zurück im Stadion. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt der 21-Jährige nach insgesamt drei Stunden und zwölf Minuten: Das ist Platz 47 unter 77 Teams. „Wir sind 2024 wieder dabei“, sagt Wiest. Das steht auch für Eiko Breusch fest: „Das ist eines der besten Events.“ Seine Firma Heid ist nicht nur von Anfang an Sponsor, sondern stellt auch ein 28-köpfiges Team, darunter der Chef selbst. „
Bei den Siegerehrungen vor der Finisher-Party mit „DJ Cebel“ jubeln die neuen Stadtmeister Martin Horack und Beatrice Ellerhoff (Fitness) sowie Norman Pirngruber und Anja Mickiewicz (Römerman). Der frühere Welt- und Europameister Sebastian Kienle (39), der seine Karriere auch in Ladenburg gestartet hatte, genießt auf der Abschiedstour den Beifall. „Perfekt!“ So lautet die Bilanz von Alexander Rittlinger, der Gesamtleiter neben Fabian Körner.
Die Römerman-Siegerin und zweifache Europameisterin Laura Philipp (Heidelberg) sagt: „Wahnsinn, was für eine Stimmung hier ist.“ Solches Lob von Weltklasseleuten ist für Rittlinger „unwahrscheinlich wichtig und eine Vorinvestition fürs nächste Jahr“. Moderator Wolfgang Grünwald vom TV-Sender RNF weiß: „Es gibt keinen Triathlon in der Region, der so schnell ausgebucht ist wie Ladenburg.“
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