Heidelberg. Pendler aus dem Umland müssen sich auf eine Großbaustelle im Heidelberger Norden einstellen: Ab Herbst wird die Dossenheimer Landstraße zwischen Hans-Thoma-Platz und Fritz-Frey-Straße saniert und umgebaut. Das könnte zu einer Geduldsprobe nicht nur für Anwohner im Stadtteil Handschuhsheim werden, sondern auch für Berufstätige.
Pendlern zum Beispiel ins Neuenheimer Feld wird der Umweg über die A 5 und das Heidelberger Kreuz empfohlen. Gut zwei Jahre Bauzeit werden veranschlagt. Dass zudem ein gutes Dutzend große Bäume gefällt werden soll, sorgte jüngst in der öffentlichen Sitzung des Heidelberger Gemeinderats für Diskussionen.
So teuer werden die Straßenbauarbeiten
Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) saniert die Gleisanlagen der Straßenbahnen (Linien 5, 23 und 24) und baut die beiden Haltestellen „Biethsstraße“ und „Burgstraße“ barrierefrei um. Städtische Betriebe wie die Stadtwerke und die Heidelberger Straßen- und Bergbahn GmbH (HSB) hängen sich an die Maßnahme dran und erneuern unter anderem den Abwasserkanal und Leitungen.
Außerdem müssen laut Mitteilung der Stadt Fahrbahnen dringend saniert werden. Außerdem soll es auf dieser wichtigen Nord-Süd-Achse einen sicheren Radweg geben.
Rund 15 Millionen Euro muss die Stadt für die Straßenbauarbeiten aufbringen. Dieses Geld hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung freigegeben. Die Kommune hofft auf Zuschüsse beziehungsweise Fördermittel. 3,5 Millionen Euro kostet der Kanalaustausch. Rund 23 000 Kraftfahrzeuge rollen am Tag über die Dossenheimer Landstraße.
Umpflanzung von Bäumen angedacht
Auch wenn die Maßnahme selbst längst von den Fraktionen bereits begrüßt worden war, gab es nun doch noch Gesprächsbedarf wegen einer geplanten, „nackten“ Lärmschutzwand - und dem Aus für mehr als ein Dutzend große Bäume - meist Linden. „Die Fällung von 13 großen, gesunden Bäumen erscheint unverhältnismäßig, eine alternative Planung ist da durchaus geboten“, begründete etwa Nicolá Lutzmann (Bündnis 90/Grüne) einen Antrag seiner Fraktion, der schließlich angenommen wurde: Die Verwaltung prüft, ob nicht mehr Bäume gerettet werden können - und ob die Lärmschutzwand begrünt werden kann.
Zwei Jahre lang ein Nadelör
- Die Dossenheimer Landstraße wird zwischen Hans-Thoma-Platz und Fritz-Frey-Straße saniert und umgebaut.
- Beginn der auf zwei Jahre angelegten Bauzeit ist im Herbst 2023.
- Die Straße (B 3) ist die einzige Hauptverkehrsstraße, die Heidelberg mit den nördlich angrenzenden Kommunen verbindet.
- Täglich rollen hier rund 23 000 Fahrzeuge entlang.
„In Zeiten von Klimawandel und daraus resultierenden Hitzesommern kommt großkronigen Bäumen eine besondere Bedeutung zu, da sie maßgeblich zur Kühlung beitragen. Die Suche nach Alternativen ist deshalb angemessen“, hatte Lutzmann weiter argumentiert. Auch von der Fraktion der „Heidelberger“ und der FDP gab es solche Anträge.
In weiteren Stellungnahmen war sogar von 17 Bäumen die Rede, die wegen des neuen Radwegs weichen müssten. Auch in der Fragestunde des Gemeinderats hatten sich besorgte Bürger deswegen zu Wort gemeldet. Dass die geplanten Baumfällungen noch einmal überprüft werden sollen, habe bereits in den Planfeststellungsdokumenten „explizit dringestanden“, betonte Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke).
Klimaschutz-Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) verteidigte die Maßnahme. Es seien bereits viele alternative Radwegführungen geprüft worden - doch an den Bäumen käme man nicht vorbei. Der barrierefreie Ausbau der Haltestellen benötige sehr viel mehr Platz, als die bisherigen Haltestellen einnehmen. Geprüft werde aber aktuell, ob nicht einzelne Bäume versetzt werden könnten. Das ist indes aufwendig - und damit teuer.
Pläne genehmigt
Dass Bäume gefällt werden müssen, sei „keine neue Botschaft“, verwies Baubürgermeister Jürgen Odszuck (CDU) auf Bürgerbeteiligungsveranstaltungen im März 2019. Man sei sich einig, dass der bereits erteilte Planfeststellungsbeschluss nicht durch neuerliche Änderungen gefährdet werden solle, versicherte Oberbürgermeister Eckart Würzner und erntete damit Zustimmung unter anderem von der SPD und Sören Michelsburg.
„Die Heidelberger“ forderten, dass die Gewerbetreibenden in Handschuhsheim erreichbar bleiben müssten - und dass über die Großbaustelle im Norden der Stadt vorab und mit Beginn besser informiert werden solle als etwa zuletzt im Süden der Stadt: In Rohrbach hatte eine etwas kleinere, aber vergleichbare Baustelle kürzlich für viel Schleichverkehr und chaotische Verkehrssituationen gesorgt. Die Stadt besserte umgehend nach und leitete vor Ort anders um.
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