Die Sanierung der 1903 eröffneten Heidelberger Stadthalle hat nun einen wichtigen Zwischenschritt erreicht: Die Rohbauarbeiten im Inneren des Gebäudes sind nach Angaben der Stadtverwaltung mittlerweile zu rund zwei Dritteln abgeschlossen. Derzeit bauen Handwerker unter anderem die Haustechnik im Gebäude wieder ein, beispielsweise die Aufzugsanlagen. Dabei können sich die Gäste auf Verbesserungen freuen: Künftig gibt es insgesamt sieben moderne Aufzüge. Dadurch können Besucherinnen und Besucher mit Behinderungen und mobilitätseingeschränkte Personen erstmals alle Bereiche der Stadthalle barrierefrei erreichen.
Auch im Großen Saal sind Baufortschritte erkennbar. Ein Teil der neuen Bodenplatte wurde vor wenigen Wochen gegossen. Sie soll bis zum Sommer fertiggestellt werden, damit kann danach die Technik für die Hubböden installiert werden, so der Zeitplan der Verwaltung. Diese ermöglichen künftig eine flexiblere Nutzung des Großen Saals – zum Vorteil des Publikums sowie der Künstlerinnen und Künstler: Neben einem ebenen Parkett wie bisher sind dann auch ansteigende Sitzreihen möglich, so dass Besucherinnen und Besucher die Akteure auf der Bühne besser sehen und hören können. Zudem kann die Bühne auch gestuft angeordnet werden – je nach Größe eines Orchesters.
Zugleich nähert sich die 120 Jahre alte Stadthalle in vielen Bereichen wieder dem historischen Zustand an: Nachträglich eingebaute Verkleidungen hinter der Bühne wurden entfernt, so dass aus dem Großen Saal wieder der Blick in Richtung Altstadt möglich wird – auch die Blickbeziehung in Richtung Neckar wird durch den Ausbau von 1979/80 eingezogenen Türverkleidungen wieder freigelegt.
Teure Sanierung
- Die Sanierung der Stadthalle Heidelberg ist eine teure Angelegenheit. Insgesamt geht die Verwaltung von einem Betrag von rund 43,8 Millionen Euro aus.
- Allerdings wird die Sanierung den städtischen Etat nicht belasten. Finanziert wird die Maßnahme vollständig durch Spenden, die im Wesentlichen von dem Heidelberger Unternehmer Wolfgang Maguerre und seinem Unternehmen Octapharma stammen.
- Maguerre legte auf zunächst 32,9 Millionen Euro nochmals 10,9 Millionen Euro obendrauf, als sich abzeichnete, dass die Sanierung deutlich teurer werden würde.
Ein Eingang vom Foyer in den Großen Saal, der bislang durch eine Bar versperrt war, ist ebenso bereits wieder geöffnet worden wie eine historische Schiebetür als Durchgang zwischen Foyer im ersten Geschoss und Kammermusiksaal.
Mehr Grün und mehr Bäume
Die Rohbauarbeiten zur Technikzentrale werden nach Angaben der Bauverantwortlichen in den kommenden Wochen abgeschlossen. Hier wird vor allem die neue Lüftungsanlage untergebracht, die für eine deutlich leisere und energieeffizientere Belüftung der Halle sorgen soll. Nach Abschluss der Sanierung wird der Montpellierplatz an der Ostseite der Stadthalle neugestaltet: Das Konzept des Büros Bierbaum Aichele Landschaftsarchitekten, das der Gemeinderat im Mai einstimmig beschlossen hat, sieht eine Grünfläche mit hoher Aufenthaltsqualität, mehr begrünten Flächen und Bäumen, zusätzlichen Sitzmöglichkeiten und einem neuen Blick von der Bienenstraße zum Neckar vor.
Durch Entfernen des nichtdenkmalgeschützten, 1979/80 errichteten Rondells wird der ursprüngliche Zustand der Ostfassade der Stadthalle wiederhergestellt. Den Abschluss bildet künftig eine doppelläufige Freitreppe nach historischem Vorbild. Die geplante Grünanlage am Montpellierplatz gliedert sich in eine innere Fläche mit dem bestehenden Blauglockenbaum und neu angelegten Staudenbeeten sowie eine repräsentative platzartige Fläche, die der neuen Freitreppe vorgelagert ist. Durch Wegfall des Rondells entsteht eine neue Blickbeziehung von der Bienenstraße in Richtung Neckar – diese wird freigehalten. Die unbefestigte Fläche wird dafür um gut 200 Quadratmeter erhöht.
Großzügige Bänke an allen drei Seiten sollen verschiedene Blickbeziehungen eröffnen. Das Sitzangebot wird vergrößert. In der Freiraumgestaltung werden Zu- und Ausgang der Lüftungsanlage für die Technikzentrale laut Pressemitteilung bestmöglich integriert, etwa durch Bepflanzung. Für die weitere Planung und bauliche Umsetzung des Montpellierplatzes sind Gelder im Doppelhaushalt 2023/24 der Stadt vorgesehen.
Ziel ist es weiterhin, die sanierte Stadthalle Ende 2024 fertigzustellen. Die Projektleitung hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft GGH inne. Betreiber der Halle ist Heidelberg Congress. Täglich arbeiten bis zu 125 Handwerker unterschiedlicher Gewerke auf der Baustelle, um die Arbeiten schnell voranzubringen.
Die Stadthalle soll künftig mehrere Funktionen erfüllen: als Konzerthaus, als Ort für ein breites gesellschaftliches Veranstaltungsangebot und als Anbieter von Abendveranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem neuen Konferenzzentrum in der Bahnstadt. red/ott
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