Mannheim. Das Wetter ist mäßig für einen Mannheimer Juli-Abend. Aber Apache 207 strahlt wie die Sonne höchstpersönlich, als er am Samstag auf die imposante Kulisse seines ersten Open Airs am Barockschloss seiner Geburtsstadt schaut - und die Ovationen sichtlich und breit grinsend genießt. “Leute macht langsam! Wir haben morgen noch eine Show. Ihr lockt mich aus der Reserve.“ Zur Begrüßung ruft er “Was geht, Mannheim! Was geht, Ludwigshafen! Was geht, Gartenstadt!” Und, Apache bleibt gleich, er grüßt auch die Masse an Zaungästen außerhalb des Geländes - sogar als er mit dem Boot durch sein jubelndes Publikum zur B-Bühne fährt.
Ansonsten jagt er weiter Rekorde, auch auf lokaler Ebene: Die Red Hot Chili Peppers mögen nominell in Mannheim die größte Show des Jahres hingelegt haben. Betrachtet man aber die Jahreswertung, toppt der Lokalmatador locker die rund 35000 Fans der US-Rockstars auf dem Maimarktgelände: Mit zwei ausverkauften Open Airs im Ehrenhof des Mannheimer Schlosses hat der in Ludwigshafen aufgewachsene Rapper und Sänger am Wochenende insgesamt 27000 Zuschauerinnen und Zuschauer sowie zahlreiche Zaungäste erreicht.
Zusammen mit zwei ebenfalls vollen Konzerten in der SAP Arena Ende August 2022 und einer Zusatzshow im Januar kommt der 25-jährige Senkrechtstarter auf 57000 verkaufte Tickets binnen eines Jahres.
Vergleichbares hat bislang nur ein Mannheimer geschafft: Bülent Ceylan. Mit drei ausverkauften Auftritten am Schloss im August 2014 und zwei SAP-Arena-Shows. Da kann man entweder den Doppelpack im Dezember 2013 zählen oder zwei Abende im Februar 2015.
Tourneen erzählen die Biografie weiter
Beim ersten Apache-Open-Air am Samstagabend startet der Hauptdarsteller, der trotz bedecktem Himmel zum Jeansanzug wie immer Sonnenbrille trägt, effektvoll mit „Goldener Käfig“, dem
Kräftig mitgesungenen „Brot nach Hause“ und dem knalligen Abräumer „Fame“. „Kein Problem“ knüpft nahtlos an und setzt auf Feuerstöße wie bei Rammstein. Der Stimmungswechsel bei der Ballade „Bläulich“ wird passend von leichtem Nieselregen begleitet und blauen Nebelkaskaden aus dem Bühnendach. Krasser Auftakt.
DJ Ruben Rodriguez hatte die Show mit dem Eurodance-Klassiker „Rhythm Is A Dancer“ und die Fans vorher lange aufgewärmt.
Auch die Bühne kann mit der der Red Hot Chili Peppers mithalten: Sie reicht fast bis zum Dachfirst des Schlosses.
Bewehrte Kulisse
Die schon beim Tourstart am 20. Mai in Mönchengladbach oder Rock am Ring bewährte Kulisse schreibt wie viele seiner Songs auch auf dieser Tournee die Lebens- und Aufsteigergeschichte des 1997 in Mannheim geborenen Volkan Yaman weiter, der seine Kunstfigur nach dem dem Spitznamen seiner Mutter für sich benannt hat. Im Zentrum steht eine Tankstelle, „Apache Oli“. Ein symbolträchtiger Ort für den Autonarren, der dort sympathischerweise mit seiner von Freunden zu Mitarbeitern gewordenen Clique auch typisch kurpfälzische Käsebrezeln „tankt“. Aber die Show beeindruckt auch mit spektakulären Pyro-Effekten und der gewohnten Bootsfahrt zur B-Bühne.
Die Spielstätte an der Schlossuniversität hat für den bekennenden Gartenstädter auch Symbolcharakter: Bei der Ankündigung der Open-Air-Tournee kurz vor Weihnachten 2022 hat Apache die Mannheimer Shows nicht nur seinen Fans gewidmet, sondern auch seinem Bruder Hakan Yaman. Dieser hat in Mannheim BWL studiert und ist zusammen mit Johannes Götz als Manager einer der Köpfe hinter dieser akribisch geplanten Karriere, die eine der größten Pop-Erfolgsgeschichten in diesem Jahrhundert in Deutschland ist.
Rapper war Schülersprecher
Fast alle daran Beteiligten waren auf dem Theodor-Heuss-Gymnasium in Ludwigshafen, an dem Apache 2017 sein Abitur gemacht hat. Ein Bericht des SWR von dieser Schule bestätigte jüngst Gerüchte, dass der Rapper als Schüler keineswegs irgendwelchen Gangsta-Klischees entsprach. Seine Englischlehrerin Jessi Pfaff erinnert sich an ihn als absoluten Gentleman: „Er hat eine sehr eindrucksvolle, starke Persönlichkeit - das war kaum zu übersehen. Es ist natürlich seine Größe, aber auch die Art, wie er gehandelt hat. Er war im Schülersprecherteam, er hat sich für Kleinere eingesetzt, hat sie um sich geschart. Die guten Manieren des hoffnungsvollen Fußballers und guten Schülers führt die Pädagogin auf die Erziehung durch Mutter Yaman zurück, die in den Songtexten oft eine wichtige Rolle spielt: „Die hat seine Kindheit gerockt!“ Jetzt rockt er die größten Konzert-Locations seiner Geburtsstadt. Und selbst in einer Metropole wie Berlin füllt Apache 207 die fast 23 000 Plätze der Waldbühne Mitte September gleich dreimal. Da werden weitere Rekorde nicht auf sich warten lassen.
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