Ladenburg/Ilvesheim. Einsatzbereit ist das neue Hochwassersperrtor zwischen Ladenburg und Ilvesheim bereits seit gut einem Jahr. Am Montag ist das Bauwerk, das zwischen Gewerbegebiet und Kläranlage neben der Brücke der L 542 liegt, nun auch ganz offiziell in Betrieb genommen worden. Bis März wurden rund um den imposanten Schutzbau noch kleinere Rest- und Nacharbeiten erledigt, jetzt ist alles fertig - nach einer Bauzeit von insgesamt mehr als sieben Jahren.
Geduld war während des Mammutprojekts im Neckarkanal mehrfach gefragt. Umso glücklicher sind alle Verantwortlichen nun, dass es zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht wurde. „Mit der Inbetriebnahme des Hochwassersperrtors Ladenburg haben wir einen weiteren Schritt zur Modernisierung der Anlagen am Neckar gemeistert“, sagt Thomas Rosenstein, Unterabteilungsleiter Management der Wasserstraßen in der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS). Das acht Meter hohe, 48 Meter breite und 230 Tonnen schwere Sperrtor werde mit modernster Technik betrieben und sei auch architektonisch „ein Hingucker“.
Blaupause für weitere Projekte
Einer, den sich der Bund als Auftraggeber einiges hat kosten lassen. „Insgesamt wurden 31,6 Millionen Euro in das Projekt investiert, 25 Millionen waren Bau- und sechs Millionen Planungskosten“, berichtet Rosenstein. Seinen Angaben nach soll das besondere Bauwerk kein Unikat bleiben, sondern eine Blaupause sein für weitere vergleichbare Projekte. Zwei weitere Hochwassersperrtore gibt es entlang des Neckars, oberhalb von Heilbronn, bestätigt auch Klaus Michels, Leiter des Wasserstraßen-Neubauamts (WNA) Heidelberg, das für den Bau zuständig war, entsprechende Pläne. Auch diese Schutzbauten aus den 1950er Jahren müssten in absehbarer Zeit ersetzt werden, dann soll die gleiche Konstruktion zum Einsatz kommen.
„Der Ersatzbau war unabdingbar“, sagt auch der Ladenburger Bürgermeister Stefan Schmutz am Montag. Er biete Schutz für die Anwohner, Gebäude, Betriebe und Arbeitsplätze entlang des rund 7,5 Kilometer langen Neckarkanals. Von dem Sperrtor profitierten im Ernstfall nicht nur Ladenburg und Ilvesheim, sondern auch der Mannheimer Stadtteil Feudenheim, so Schmutz, der den Verantwortlichen auch im Namen seines Ilvesheimer Kollegen Andreas Metz den Dank ausspricht.
Bürger sehnen Ende der Ampelregelung herbei
„Für ein solches Projekt braucht es Zeit und Geld, Know-how und Engagement“, betont der Bürgermeister. Welche Herausforderungen zu meistern sind, sei den Bürgerinnen und Bürgern oft unbekannt. Für diese sei es selbstverständlich, in Sicherheit zu leben. Das zeige sich auch daran, dass viele Menschen den heutigen Tag vor allem deshalb herbeigesehnt hätten, weil nun endlich die lästige Ampelregelung auf der L 542 verschwinde, nicht aus Freude über das neue Sperrtor.
Dessen Bedeutung ist für Schmutz aber elementar. „In Ballungsräumen wie der Metropolregion Rhein-Neckar gilt es, Naturgewalten zu bändigen. Hochwasser gibt es immer wieder, und solche Wetterextreme werden sich laut Experten weiter verstärken“, sagt er. „Auch wenn Umweltkatastrophen nur alle paar Jahrzehnte auftreten, so hinterlassen sie doch jahrzehntelange Schäden.“ Nicht zuletzt die Flut im Ahrtal hätte dies nochmals deutlich ins Bewusstsein gerückt.
Bislang noch kein Einsatz
Thomas Rosenstein wirft bei der Inbetriebnahme des Hochwassersperrtors auch einen Blick zurück. Der Vertrag zum Ausbau des Neckars zu einer Großschifffahrtsstraße sei im Jahr 1922 geschlossen worden. Zwischen Mannheim und Plochingen seien 27 Staustufen, fünf Kanäle und drei Sperrtore entstanden. „Insgesamt wurde damit ein Höhenunterschied von 161 Metern überwunden“, so Rosenstein. Der Ladenburger Kanal sei also einer von fünf, die die Beschiffung des Neckars ermöglichen. „Er hat somit eine große verkehrliche und ökologische Bedeutung.“
Ab einem zweijährigen Hochwasser - also einer Flutwelle, die statistisch alle zwei Jahre kommt - wird der Torverschluss heruntergelassen. Bemessen ist das Bauwerk auf ein 200-jähriges Hochwasser. „Wir erreichen also ein sehr hohes Schutzniveau“, erklärt Rosenstein, der beispielhaft anführt: „Ohne Schutz würde der Bereich neben dem Kanal bei einem 100-jährigen Hochwasser drei Meter unter Wasser stehen.“ Gesteuert werden kann das Sperrtor, dessen Betrieb das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Neckar übernimmt, von der Feudenheimer Schleuse aus. Im Ernstfall kommen Mitarbeiter von dort nach Ladenburg. Eingetreten ist dieser Ernstfall bislang noch nicht.
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