Ladenburg/Ilvesheim - Anlage zwischen Gewerbegebiet und Kläranlage seit Mai im regulären Betrieb – Neckarkanal wegen Arbeiten am alten Schutzbau zwei Tage lang für Schiffe tabu

Neues Hochwassersperrtor zwischen Ladenburg und Ilvesheim wartet auf die erste Flutwelle

Von 
Julian Eistetter
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Das neue Hochwassersperrtor zwischen Ladenburg und Ilvesheim ist seit Mai regulär in Betrieb. Das alte im Hintergrund hat ausgedient. © Thomas Tröster

Ladenburg/Ilvesheim. Es ist knapp 48 Meter breit, gut acht Meter hoch, wiegt 235 Tonnen und soll im Ernstfall das Ladenburger Gewerbegebiet und den Mahrgrund in Ilvesheim vor Überflutungen schützen: Das neue Hochwassersperrtor im Neckarkanal befindet sich seit Mai im regulären Betrieb. Damit ist das Großprojekt nach mehr als 14 Jahren der Planung und des Baus abgeschlossen – ursprünglich war die Fertigstellung der gigantischen Anlage bereits für das Jahr 2017 vorgesehen. Doch Streitigkeiten mit einer Baufirma, Niedrigwasser und ein überarbeitetes Einbaukonzept für den stählernen Torverschluss sorgten für zahlreiche Verzögerungen.

Erfolgreicher Probelauf

Projektleiter Bernd Walter hat das Vorhaben vom ersten Tag an begleitet. „Wir sind überzeugt, dass die Anlage ihre Aufgabe erfüllen wird“, sagt der Ingenieur beim Wasserstraßen-Neubauamt (WNA) Heidelberg im Gespräch mit dieser Redaktion. Im November vergangenen Jahres sei das neue Sperrtor in einem umfassenden Probebetrieb ausgiebig getestet worden. „Das lief alles soweit gut“, berichtet Walter. Ein paar formale Anforderungen hätten noch erfüllt werden müssen, dann sei die Anlage an das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Neckar übergeben worden, das für den Betrieb von Schleusen und Wehren zwischen Neckargemünd und Feudenheim zuständig ist.

Im Frühjahr habe es bereits ein Hochwasser gegeben, bei dem der Torverschluss beinahe heruntergelassen worden wäre, berichtet Walter. Doch noch lässt die „Wassertaufe“ im Ernstfall auf sich warten. Dieser tritt für die Anlage im Neckarkanal bei einem zweijährlichen Hochwasser ein – also bei einer Flutwelle, die statistisch alle zwei Jahre kommt. Steigt der Pegel bei Gundelsheim über einen bestimmten Wert, so wird Personal von der Schleuse Feudenheim zum Ladenburger Hochwassersperrtor versetzt, um den Verschluss herunterzufahren, erläutert Walter. „Bei den ersten Einsätzen werden wir noch eng mit dabei sein“, berichtet er. Denn noch läuft auch die Mängelbeseitigungsfrist. Sollte das Tor also wider Erwarten nicht richtig funktionieren, muss das WNA nachbessern.

Das Projekt

  • Die ersten Pläne für das neue Hochwassersperrtor zwischen Ladenburg und Ilvesheim entstanden im Jahr 2008. Die Fertigstellung war für 2017 vorgesehen.
  • Wegen Streitigkeiten mit einer Baufirma, Niedrigwasser 2018 und einer notwendigen Überarbeitung des Einbaukonzepts für den stählernen Verschluss verzögerte sich das Projekt mehrfach.
  • Die Kosten stiegen von geplanten 12,1 Millionen auf rund 16 Millionen Euro.
  • Nach einem Probebetrieb im November ist das neue Sperrtor seit Mai regulär in Betrieb.

Das neue, 2020 endmontierte Hochwassersperrtor ersetzt seinen wenige Meter Richtung L 542 versetzt liegenden Vorgänger. Für dessen Demontage wird am 4. und 5. Juli der Neckar für die Schifffahrt gesperrt, wie Walter berichtet. Anders als beim Einbau des 235 Tonnen schweren Verschlusses kann diesmal kein Schwimmkran anrücken, da der Platz durch die Brücke im Westen und das neue Sperrtor im Osten begrenzt ist. „Eine Firma wird mit Pontons kommen, auf denen Schwerlastgerüste und Hubgerüste angebracht sind. Damit fährt sie unter das 200 Tonnen schwere Tor und hebt es an“, erläutert der Ingenieur das aufwendige Unterfangen.

Zukunft alter Torhäuschen offen

Noch unklar ist, wie es mit den alten Torhäusern weitergeht. Der Ladenburger Gemeinderat hat sich dafür stark gemacht, die denkmalgeschützten Gebäude aus den 1920er Jahren zu erhalten und in ein kleines Informationszentrum zu verwandeln (wir berichteten). Von diesem Wunsch wurde das WNA seinerzeit ziemlich überrascht, wie dessen Leiter Klaus Michels auf Anfrage dieser Redaktion sagt. „Bei den bisherigen Planungen ging es immer um einen vollständigen Rückbau. Das kam sehr kurzfristig“, betont er. Finanzielle Mittel für den Erhalt oder gar Wiederaufbau der beiden Häuschen seien nicht eingeplant. Denn was bei der Demontage des Torverschlusses von den Gebäuden übrig bleibe, sei nicht vorhersehbar. „Die sind aus den 1920er Jahren, es kann sein, dass die in sich zusammenfallen“, sagt Michels. Ob der Wunsch des Gemeinderats zu erfüllen ist, wird sich also wohl erst nach dem Aushub des Tors zeigen.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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