Ratgeber

Wohnen im Alter – das sind die Alternativen zum Alleinsein

Die Senioren-WG kann eine Perspektive im Alter sein. Der Staat hilft beim altersgerechten Umbau – dabei ist aber manches zu beachten.

Von 
Wolfgang Mulke
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Wie möchte man im Alter wohnen? Der Umzug in eine Senioren-WG kann eine mögliche Lösung sein. © picture alliance/dpa/dpa-tmn

Berlin. Bloß nicht ins Heim. So denken vermutlich die meisten Älteren, wenn sie an Zukunft denken. Dabei bedürfen die Menschen jenseits der 60 in der Regel noch keiner Hilfe oder Pflege. Die Generation der Boomer wird gesünder älter als frühere Generationen. Doch wie wohnt es sich am besten? Einer Umfrage der Apothekenumschau zufolge wollen sieben von zehn Befragten so lange wie möglich in der eigenen Wohnung oder im Eigenheim bleiben. Jeder dritte würde dafür auch überzähligen Wohnraum untervermieten, etwa, wenn die Kinder aus dem Haus sind.

Ob allein, zu zweit oder mit neuen Mitbewohnern – Bestandswohnungen sind in der Regel nicht barrierefrei gebaut. Mal gibt es eine schwer zu besteigende Badewanne, mal könnten Türschwellen zu Stolperfallen für jene werden, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Oder das Schlafzimmer im eigenen Haus liegt im oberen Stockwerk und ist nur über eine steile Treppe erreichbar. Ist die Entscheidung über den Verbleib in den eigenen vier Wänden gefallen, lohnt sich vielleicht eine altersgerechte Modernisierung vorsorglich schon, bevor es den Bedarf gibt. Der Staat hilft dabei.

So gelingt die Senioren-WG: Weg mit den Barrieren in Haus und Wohnung

Die bundeseigenen Förderbank KfW vergibt Darlehen für den altersgerechten Umbau von Immobilien. Unabhängig vom Alter der Bewohner werden Darlehen von bis zu 50.000 Euro gewährt. Der aktuelle Zinnsatz liegt mit 2,3 Prozent deutlich unter den marktüblichen Kreditkosten. Gefördert werden diverse bauliche Maßnahmen für die Barrierefreiheit. Dazu gehören zum Beispiel die Beseitigung von Hindernissen am Eingang oder der Bau einer Rampe, die Ausstattung mit einem Aufzug oder Treppenlift bis hin zum Einbau einer ebenerdigen Dusche im Bad. Es gibt insgesamt sieben Bereiche, in denen die KfW den Abbau von Barrieren unterstützt.

Gefördert werden private Eigentümer und Mieter unabhängig vom Alter. Die konkreten Konditionen und Details der Antragstellung erläutert die Bank unter der Webadresse www.kfw.de. Dort ist auch ein Vorab-Check zu finden, mit dem sich die Förderfähigkeit eines Vorhabens schnell prüfen lässt. Einen kleinen Haken hat das Programm aber: Es besteht kein Rechtsanspruch auf die Förderung. Ist der Topf im Jahresverlauf schon geleert worden, wird es erst einmal nichts mit dem Darlehen.

Auch Pflegebedürftige können einen Antrag stellen

Anders liegt der Fall, wenn Bewohner schon Leistungen der Pflegekasse beziehen. „Pflegebedürftige, die Leistungen der Pflegeversicherung erhalten, können bei ihrer Pflegekasse einen Antrag auf ,wohnumfeldverbessernde‘ Maßnahmen stellen“, raten die Verbraucherzentralen. Das gilt schon ab dem ersten Pflegegrad. Die Pflegeversicherung übernimmt bis zu 4.180 Euro pro Vorhaben. In einer Pflege-WG mit mehreren Bewohnern erhöht sich der maximale Zuschuss auf gut 16.000 Euro. Eine gute Beratung über die Möglichkeiten bieten die Wohnberatungsstellen. Sie finden sich in allen Bundesländern. Wo sich die nächste befindet, kann auf der Webseite www.wohnungsanpassung-bag.de erkundet werden.

Pflegebedürftige, die Leistungen der Pflegeversicherung erhalten, können bei ihrer Pflegekasse einen Antrag auf ,wohnumfeldverbessernde‘ Maßnahmen stellen
Rat der Verbraucherzentralen

Doch am Anfang steht immer noch die Entscheidung, wie man im Alter wohnen möchte. Eine WG erscheint den meisten älteren Menschen wenig erstrebenswert. Die eigene Küche oder das eigene Bad möchte kaum jemand missen. Dem Wunsch nach eigenen vier Wänden steht in Ballungszentren jedoch die Entwicklung der Mieten entgegen. Oft ist die Wohnung nach dem Auszug der Kinder zu groß für einen Single oder ein Paar. Doch in eine kleinere Wohnung umzuziehen, scheitert schnell am mangelnden Angebot oder zu hohen Preisen. Wer verkleinert sich schon, wenn die angebotene Wohnung viel teurer ist als die alte? Das Problem lässt sich auf verschiedene Weise lösen.

„Wohnen für Hilfe“ oder Senioren-WG als Alternative

Eine Möglichkeit verbreitet sich in Deutschland erst nach und nach. „Wohnen für Hilfe“ lautet hier das Motto. „Ältere Menschen nehmen jüngere bei sich auf und sie wohnen zusammen“, erläutert der Wohnökonom Daniel Fuhrhop das Prinzip. Statt Untermiete zu bezahlen, hilft der oder die junge Mitwohnende im Haushalt oder beim Einkauf. Es geht nicht um Pflege, sondern einfache Tätigkeiten oder auch nur einen geselligen Abend.

„Als Faustregel gilt: pro Quadratmeter bezogenen Wohnraum eine Stunde Hilfe pro Monat“, erläutert das Deutsche Studierendenwerk. Über die Universitätseinrichtung werden Studierende auch vermittelt. Für diese ist es eine Chance, angesichts des gravierenden Zimmermangels an den Hochschulstandorten an eine günstige Bleibe zu kommen. Vom Wohnen für Hilfe profitieren beide Seiten.

Während des Studiums oder der Ausbildung haben viele Boomer vor Jahrzehnten das WG-Leben schon kennengelernt. Warum also nicht noch einmal den Versuch wagen, wenn die eigene Wohnung zu groß ist oder man einfach nicht allein alt werden mag. Die Mehrheit der Haushalte in den Metropolen wird von Alleinlebenden geführt. Die Sorge um ausreichend viele und gute soziale Kontakte im Alter ist verbreitet. Im Verlauf der Jahre haben sich die Bedürfnisse an das gemeinsame Wohnen in der Regel verändert. Daher sollten vor der WG-Gründung einige Aspekte gut durchdacht sein, wie die Wohnberaterin Bettina Held weiß. „Mein Ansatz ist, sorgende Gemeinschaften zu bilden“, sagt sie.

Held rät, sich zunächst einmal Gedanken darüber zu machen, was man eigentlich noch braucht an Platz und Dingen, und welches Zusammenwohnen angestrebt wird. Auch die Auswahl der richtigen Mitbewohner ist wichtig. Haben alle dieselben Ansprüche? Herrscht das gleiche Verständnis von der Verteilung von Aufgaben? „Wichtig ist, dass Sie sich für das Leben in einer Gemeinschaft interessieren und Lust auf Kommunikation und Gesellschaft haben“, rät das Beratungsportal pflege.de.

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Wichtig sind auch rechtliche Fragen. So sollte das Miet- oder Untermietverhältnis auf jeden Fall schriftlich geregelt werden. Darin enthalten sein sollten auch die Kündigungsregeln. Und wer ist für kleine Reparaturen im Zimmer verantwortlich? Je besser alles geregelt ist, desto geringer wird der Ärger, wenn das Zusammenwohnen am Ende doch nicht klappt.

Mit zunehmenden Alter steigt die Wahrscheinlichkeit auf einen Hilfebedarf. Das lässt sich in einer Senioren-WG auch gemeinsam organisieren. Die Bezahlung einer Haushaltshilfe können sich die Bewohner teilen. Auch Pflegedienste kommen bei Bedarf in die Wohnung. Dabei übernimmt die Pflegekasse dieselben Leistungen wie beim Alleinwohnen. Welche Leistungen in Anspruch genommen werden können, ist auf der Webseite www.pflege.de gut erklärt.

Korrespondent

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