Mannheim. Zahlreiche Beschäftigte haben das Coca-Cola-Werk in Mannheim am Donnerstag bestreikt und erhöhen in den Tarifverhandlungen mit dem Konzern somit den Druck. „Wir fordern 400 Euro, keine prozentuale Erhöhung, sondern einen festen Betrag, weil wir damit die Situation bewerten wollen, die wir aufgrund der Inflation haben“, sagt Elwis Capece, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), dieser Redaktion. Für Auszubildende sollen die Vergütungen entsprechend aufgestockt werden.
Coca-Cola hatte den Beschäftigten in einer ersten Verhandlungsrunde am 12. Dezember des vergangenen Jahres ein Zwei-Säulen-Modell angeboten: zum einen eine Lohnaufstockung von 100 Euro monatlich, zum anderen eine steuerfreie Einmalzahlung von 1000 Euro als Inflationsausgleichsprämie, erklärt Unternehmenssprecher Benedikt Gietmann auf Anfrage. Das Unternehmen glaubt, „eine Lösung gefunden zu haben, die die Interessen unserer Mitarbeitenden und unsere Interessen bestmöglich ausbalanciert“, sagt Gero Ludwig, Verhandlungsführer auf Seiten des Konzerns.
Warnstreik bei Coca-Cola: „Nur die Gelbe Karte“
„Das macht keinen Sinn. Coca-Cola gehört zu den Gewinnern der Krise. Sie haben Rekordgewinne erzielt und machen Rekordausschüttungen an die Aktionäre“, so Capece. Bisher habe der Streik reinen Symbolcharakter. „Das Signal Richtung Arbeitgeber ist: Ihr müsst euch etwas überlegen für die nächste Tarifrunde. Wenn nicht, sind wir in der Lage, noch einen Zahn zuzulegen.“
Der Stellvertretende Landesvorsitzende der NGG, Hakan Ulucay, schlägt in seiner Rede in dieselbe Kerbe: „Das, was wir hier heute machen, ist doch nur eine Gelbe Karte.“ Die Forderung von 400 Euro sei „mehr als gerecht“. Sollte sich der Konzern nicht auf die Beschäftigten zubewegen, „dann läuft es anders. Dann reden wir von einem 24-Stunden-Streik.“ Ulucay hoffe nicht, dass es soweit kommen muss. „ Wir holen uns das Geld“, sagt er abschließend.
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Solidarisch mit der NGG zeigt sich die IG Metall. Nadine Ofenloch, Gewerkschaftssekretärin, sprach zu den Streikenden und überreichte eine Solidaritätsbekundung: „Steigende Preise werden an den Endverbraucher weitergegeben. Da ist es richtig und wichtig, dass ihr euch euren Teil der immensen Gewinne abholt.“ Laut Capece führe ein Personalabbau bei Coca-Cola dazu, dass „immer weniger Leute mehr produzieren“. Am Standort Mannheim erwirtschafte jeder einzelne Beschäftigte pro Jahr 45 000 Euro Gewinn, sagt Capece.
Alle drei Produktionslinien standen still
Die NGG sprach von etwa 200 Streikenden, Coca-Cola von rund 130. Während des Warnstreiks, der von 6 bis 14 Uhr angesetzt war, standen laut des Konzerns alle drei Produktionslinien in Mannheim still. Rund 18 000 Kisten mit Ein-Liter-, 12 000 Kisten mit 0,33-Liter-und 30 000 Packungen mit 0,5-Liter-Behältern konnten nicht wie geplant produziert werden. Etwa 110 Kunden waren davon betroffen. An dem Warnstreik in Mannheim nahmen auch Beschäftigte der Standorte Mainz und Mörfelden-Walldorf teil. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 8. und 9. Februar geplant.
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