Berlin. Gründe für ein neues Smartphone gibt es einige: Der Akku schwächelt, das Arbeitstempo genügt für aktuelle Apps nicht mehr. Es soll ein größerer Bildschirm sein mit kräftigen Farben und feinerer Auflösung. Oder man hat sich nach Jahren schlicht sattgesehen am täglichen Begleiter in der Hand. So oder so: Die Anschaffung kostet Geld. Für neueste Highend-Smartphones werden schnell mehr als 1000 Euro fällig. Im Durchschnitt lassen sich die Deutschen ihr neues Smartphone 495 Euro kosten, ermittelte der Digitalverband Bitkom.
Entscheidend beim Smartphonekauf ist die Frage: Mit oder ohne Vertrag? Sprich: Das neue Handy bei einem selbst gewählten Händler, im Geschäft oder online, erstehen, den gesamten Kaufpreis sofort zahlen und anderswo einen passenden Tarif buchen. Oder aber: Direkt beim Mobilfunkanbieter ein Kombipaket aus Tarif und Smartphone wählen. Diese Variante hat höhere monatliche Grundgebühren zur Folge, da man das Handy im Vertrag über 24 Monate in Raten abzahlt. Welcher Weg ist der günstigere?
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Preiswerte Vorjahresmodelle
Einzelkauf nicht mehr in jedem Fall günstiger als Vertragshandy Lange Zeit galt der Einzelkauf mit separatem Tarif für die breite Masse als günstigere Lösung. Vorteil: Man hat gleich an zwei Stellen die größere Anbieterauswahl und kann Preise vergleichen: Beim Smartphonehändler wie auch beim Tarifanbieter. Wer klug vergleicht und womöglich bei Sonderangeboten zuschlägt, kann sich in aller Regel eine sehr günstige Kombination zusammenstellen. Nachteil: Man muss den Kaufpreis für das Wunsch-Smartphone erst einmal aufbringen können. Preiswert sind hier generalüberholte Smartphones oder Vorjahresmodelle.
Knapp 300 Euro gespart
So uneingeschränkt wie früher gilt der Ratschlag allerdings nicht mehr, wie unter anderem die Stiftung Warentest herausgefunden hat. Denn demnach sind viele Smartphones im Paket mit einem Mobilfunkvertrag mittlerweile günstiger zu haben als im Geschäft.
In ihrer Auswertung untersuchten die Tester seinerzeit je drei aktuelle Smartphones der Ober- und Mittelklasse von Samsung, Apple und Huawei. Das Ergebnis: Für die drei Mittelklassemodelle und zwei der drei Topmodelle ließ sich mindestens ein Tarif finden, mit dem das Handy doch spürbar günstiger war als im freien Handel mit demselben Tarif.
Bei Huaweis Topgerät ließen sich so knapp 300 Euro sparen. Fazit der Tester: „Die alte Weisheit, das selbst gekaufte Handy wäre stets billiger als das Vertragshandy, gilt nicht mehr.“ Aber: Seit der Erhebung Ende 2019 hat sich der schnelllebige Tarif- und Gerätemarkt weiter bewegt. Und nicht jeder ist bei Smartphonemodell und Tarif flexibel. Der Geld-Ratgeber Finanztip kommt zu dem Schluss, dass sich der Kauf im Vertrag für günstige Smartphones bis 400 Euro „so gut wie nie“ lohnt.
Erlaubt der eigene Geldbeutel beide Kaufvarianten, raten Experten, für den Preisvergleich die jeweiligen Kosten über 24 Monate gegenüberzustellen. Denn das ist üblicherweise die Mindestvertragslaufzeit der Kombitarife. Dafür rechnet man die monatliche Grundgebühr für den Kombitarif mal 24 und addiert die Kosten für die Einmalzahlung für das Handy, Anschlussgebühren und Versandkosten. Erstere kann 1 Euro betragen, aber auch zwei- oder dreistellig sein.
Vorsicht mit Kündigungsfristen
Kostenfallen beim Tarif mit Smartphone umschiffen Beispiel: Ein Vertrag mit 40 Euro Monatsgebühr und 50 Euro Einmalzahlung ergibt über 24 Monate 1010 Euro Gesamtkosten. Dann vergleicht man etwa über Preissuchmaschinen, wo der günstigste Kaufpreis für das Wunschmodell im freien Handel liegt und ob das in Kombination mit einem vergleichbaren Einzelvertrag preiswerter ist.
Separate Handyverträge sind zudem oft sogar monatlich kündbar. Fällt die Wahl auf ein Smartphone mit Tarif, dann rät etwa Stiftung Warentest, sich unbedingt zum Ablauf der 24 Monate für einen Anbieterwechsel bereitzuhalten. Das Gerät ist dann rechnerisch abbezahlt und man zahlt fortan nur noch für den Tarif.

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Übertriebenes Datenvolumen
Zwar darf sich ein Handyvertrag nach neuer Rechtsprechung seit Dezember vergangenen Jahres bei vergessener Kündigung nicht mehr um mehr als einen Monat automatisch verlängern. Dennoch ist es aus Expertensicht dann auch clever zu kündigen und zu entscheiden: Will ich wieder ein modernes Handy abzahlen oder lohnt sich ein Anbieterwechsel und ich nutze das Gerät weiter?
Weitere Kostenfalle: Viele besitzen einen Tarif, der deutlich zu teuer ist gemessen an ihrer tatsächlichen Alltagsnutzung. Gerade üppiges Datenvolumen und 5G-Tempo lassen sich die großen Netzanbieter gut bezahlen– das gebuchte Gigabyte-Guthaben wird dann aber oft kaum ausgenutzt in Zeiten von Homeoffice und Wlan unterwegs an vielen Orten.
Laut Bundesnetzagentur liegt das pro Vertrag im Schnitt verbrauchte Datenvolumen derzeit bei nur 4,3 Gigabyte. Klug ist es, das eigene Telefon- und Surfverhalten zu dokumentieren und zu überlegen: Welches Netz und wie viel Leistung brauche ich wirklich?
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