Berlin. Das Rabattkarussell auf dem Handymarkt trug einen bisher leicht aus der Kurve: „In den ersten zwei Jahren kostet der Tarif 6,99 Euro monatlich, danach 16,99 Euro.“ Viele vergaßen, rechtzeitig zu wechseln - worauf der Anbieter spekulierte. Ehe man die erhöhten Kosten auf dem Kontoauszug entdeckte, hatte sich der Vertrag schon um ein ganzes Jahr verlängert. Dank der Novelle des Telekommunikationsgesetzes ändern sich die Spielregeln in diesem Jahr. Finanztip hat analysiert, wie die Anbieter auf die neuen Regeln reagieren - und worauf es in Zukunft bei der Wahl des Handyvertrags ankommt.
Tarife, die nach 24 Monaten teurer werden, gibt es zwar noch, sie werden aber seltener. Denn schon seit Dezember kommen Handynutzer nach der Mindestlaufzeit mit Monatsfrist aus ihren Verträgen raus. Wichtig: Das gilt sogar für Altverträge. Auch wenn einige Kundendienstmitarbeiter das noch nicht realisiert haben - oder zumindest so tun als ob.
Smartphone-Verträge anders
Noch mehr Flexibilität hat aber weiterhin ihren Preis: Wer von Anfang an monatlich kündigen können möchte, muss sich das einmalig etwa 20 bis 30 Euro kosten lassen. Doch Vorsicht: Bei Handyverträgen inklusive Smartphone sieht es etwas anders aus. Da müsste der Monatspreis im dritten Jahr fallen, weil das Handy dann bezahlt ist. Doch stattdessen bleibt der Preis bei vielen Anbietern unverschämt hoch. Wer einen Zwei-Jahres-Vertrag mit Handy hat, sollte nach zwei Jahren also auf jeden Fall in einen günstigeren Tarif wechseln.
Viele Angebote waren früher wegen hoher Wechselboni auf den ersten Blick sehr attraktiv. Allerdings verlangte der alte Anbieter meist eine Ablöse von allen, die ihre Rufnummer behalten wollten. Doch die Nummer gehört dem Handynutzer - und deshalb ist ihre Mitnahme jetzt kostenlos. Daher fällt nun aber häufig vom neuen Anbieter der Bonus für die Mitnahme weg.
Wechselfreudige Kunden bekommen stattdessen weniger Anfangsrabatte oder müssen ausgeklügelte, komplizierte Teilnahmebedingungen hinnehmen. 50 Euro Wechselprämie klingen bei der Tarifsuche verlockend. Doch man überliest schnell, dass die Prämie nur gezahlt wird, wenn der Nutzer innerhalb von 30 Tagen nach Aktivierung der Sim-Karte eine SMS an eine bestimmte Nummer schickt.
Großer Datenhunger
Der Tarifwechsel wird also ein Stück leichter, dafür lohnen sich Sonderaktionen weniger. Doch muss es nicht schlecht sein, wenn sich das Rabattkarussell ein bisschen langsamer dreht. Denn viele Mobilfunkanbieter tendieren dazu, sich mit immer neuen Aktionen fast zu überschlagen.
Im vergangenen Jahr flossen erstmals insgesamt mehr als fünf Milliarden Gigabyte durch die deutschen Handynetze. Damit dürfte der monatliche Datenhunger im Durchschnitt inzwischen bei etwa fünf bis sechs Gigabyte pro Person im Monat liegen - auch dadurch begünstigt, dass LTE an immer mehr Orten im Land verfügbar ist.
Tarifrechner hilft beim Vergleich
- Als Faustregel gilt: Wer seinen Mobilfunkvertrag seit zwei Jahren oder länger nicht mehr angeschaut hat, kann dank der neuen Tarife sehr wahrscheinlich sparen .
- Wichtig ist dabei, immer möglichst mehrere Mobilfunkanbieter zu vergleichen und sich vorher zu überlegen, in welchem Netz man unterwegs sein möchte – oder welches man vor Ort überhaupt nutzen kann oder auch nicht. Schon die Netzfrage schränkt die Tarifwahl meist ein.
- Mit einem Tarifrechner wie dem von Finanztip (www.finanztip.de/handy-tarifrechner) ist der Preisvergleich ein Leichtes. Und dank des neuen Telekommunikationsgesetzes geht der Wechsel des Handyvertrags per Monatsfrist .
Viele passen ihren Datenverbrauch dabei auch daran an, wie erschwinglich die entsprechenden Tarife sind. Wer ein wirklich günstiges Schnäppchen findet, bekommt heute im O2-Netz für acht Euro acht Gigabyte im Monat, im Vodafone-Netz kostet das gleiche Datenvolumen etwa zehn Euro, im Telekom-Netz rund 15 Euro.
Anfang des Jahres 2020 gab es für das gleiche Geld nur eine halb so große Daten-Flat. Denn lange mussten Handynutzer für die schnelle LTE-Verbindung einen Aufpreis zahlen. Aber inzwischen ist das alte 3G-Netz abgeschaltet - und jeder Handytarif enthält LTE (4G) inklusive LTE-Telefonie („Voice over LTE“). So führt der fortschreitende Ausbau der Handynetze zu sinkenden Tarifpreisen. In den aktuellen Premiumangeboten locken die Anbieter vor allem mit dem neuen 5G-Netz. Dieses bleibt aber auch 2022 eine Spielerei für Technik-Liebhaber.
Eine allumfassende Allnet-Flat oder Telefonieren für um die sechs bis neun Cent pro Minute - dazwischen gibt es nicht mehr viel. Zwar findet man vereinzelt noch Tarife mit 100 Inklusivminuten, aber vor allem bei größeren Datenvolumen gibt es die Allnet-Flat oft dazu. Die kleinen Tarife lohnen sich nur noch für sehr sparsame Handynutzer.
Leider gilt das nicht für Gespräche ins Ausland. Zwar dürfen Telefonate ins EU-Ausland mittlerweile maximal 23 Cent pro Minute kosten. Doch gerade wer etwa Verwandte in einem Nicht-EU-Land hat, muss sich ein bisschen was einfallen lassen oder zahlt schnell bis zu zwei Euro in der Minute.

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D-Netz teurer als O2
Lange galt: Richtig günstig ist nur das Netz von O2. Wer ins bessere D-Netz von Telekom oder Vodafone wollte, musste kräftig draufzahlen. Das lag auch daran, dass es im D-Netz kaum Tarife von Discountern gab. Vodafone und Telekom sind weiterhin teurer. Doch sie haben ihre LTE-Netze für Discounter geöffnet - ohne dass die Netzqualität schlechter wäre. So finden sich dort heutzutage immer mehr gute und günstige Tarife.
Außerdem hat auch das O2-Netz in den letzten Jahren einen beachtlichen Sprung nach vorn gemacht und kann in so mancher Großstadt durchaus mit Telekom und Vodafone mithalten. In einigen abgelegenen Landstrichen hat jedoch auch heute oft nur der Handynutzer im Telekom-Netz überhaupt Empfang.
Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.
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