Berlin. 2G, 3G, 4G oder 5G: Was nach aktuellen Corona-Vorschriften klingt, hat für Mobilfunkkunden eine ganz andere Bedeutung: Je höher die Ziffer vor dem G, desto schneller ist das Internet. Für den neuesten Standard 5G werben die Anbieter derzeit massiv. Aber lohnt sich der Umstieg für Handynutzer schon?
Was bringt Verbraucherinnen und Verbrauchern der 5G-Standard?
Das Kürzel 5G steht für die fünfte Mobilfunkgeneration - deshalb G. Verglichen mit dem Vorgänger 4G (auch LTE genannt) können die Netzbetreiber die Datenübertragungsrate bis auf das Zehnfache erhöhen. Das soll blitzschnelles Surfen und problemloses Streamen von Videos in Ultra-HD-Qualität (4K) ermöglichen. Außerdem sinkt die Reaktionszeit (Latenz), wovon Onlinespieler profitieren, die praktisch in Echtzeit miteinander spielen.
Die 5G-Netzkapazität wird so groß, dass sie auch sehr viele Nutzer in einer Funkzelle gleichzeitig verkraften kann, wie etwa in einem gefüllten Fußballstadion. Allerdings ist der Netzaufbau nicht abgeschlossen. Wer 5G haben will, benötigt zudem ein 5G-fähiges Smartphone und einen 5G-Tarif.
Wo ist der 5G-Standard heute schon verfügbar?
Nach Angaben der Bundesnetzagentur wird derzeit gut die Hälfte der Fläche in Deutschland von mindestens einem Anbieter mit 5G versorgt. Städte und Ballungsgebiete haben dabei einen Startvorsprung. Auf einer Netzkarte im Internet stellt die Behörde die aktuelle Abdeckung durch die drei Betreiber Telekom, Vodafone und O2/Telefónica dar.
Aber Achtung: Die höchsten Übertragungsraten von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) werden meist nur in den Innenstädten und an Nutzerhotspots wie Flughäfen erreicht. An anderen Standorten teilen sich 5G und 4G die vorhandenen Funkantennen (sogenanntes Dynamic Spectrum Sharing, 5G-DSS). Dort liegen die Raten häufig nur bei bis zu 375 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) - was aber immer noch mehr ist als an vielen Festnetzanschlüssen.
Was passiert mit bisherigen Netzen?
Das 4G-Netz (auch LTE genannt) bleibt erhalten. Dafür ist das 3G-Netz (oder UMTS) zum Jahreswechsel 2021/22 abgeschaltet worden. Das heißt: Besitzer eines Smartphones, das nicht 4G oder bereits 5G beherrscht, können nur noch im uralten 2G-Netz surfen oder E-Mails verschicken - was allenfalls Schneckentempo heißt.
Ist der 5G-Umstieg jetzt schon sinnvoll?
„Wer hohe Datenmengen schnell und mit geringer Latenz verarbeitet, wird von der neuen Technik profitieren“, sagt Felix Flosbach, Referent für Telekommunikation der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Allerdings bestehe kein Grund, die Entscheidung zu überstürzen. „Niemand sollte sich 5G im Geschäft aufdrängen lassen. Zum jetzigen Zeitpunkt wird 4G für die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher ausreichen.“
Flosbach nennt ein Beispiel, wann sich 5G jetzt schon lohnt: Ein Nutzer steht am Bahnhofsgleis und will einen Film downloaden, um ihn im Zug sehen zu können. „Wenn der Zug bald einfährt, wird er für 5G beim Herunterladen froh sein. Unterwegs auf der Strecke wäre ein störungsfreier Empfang ja derzeit kaum zu erwarten.“
Sind 5G-geeignete Smartphones teurer?
Die Geräte sind in allen Preisklassen erhältlich. Von 181 neuen Modellen, welche die Stiftung Warentest seit 2020 untersucht hat, empfangen 84 bereits 5G. Mit „Gut“ bewertete 5G-Geräte gibt es demnach ab rund 230 Euro (Hersteller Xiaomi und Oppo). Neu auf den Markt kommende Flaggschiffe von Samsung, Apple oder Oneplus zu Preisen von mehr als 800 Euro beherrschen 5G ohnehin.
Der Rat der Verbraucherzentrale: Wer sich sowieso ein neues Smartphone kauft, sollte überlegen, wie lange er es verwenden möchte. „Wir sehen, dass neue Techniken die alten langsam ablösen. Ab einer geplanten Nutzungszeit von etwa fünf Jahren sollte schon ein 5G-Gerät eingeplant werden“, meint Referent Flosbach. Wichtig zu wissen ist dabei: 5G-Geräte sind auch für 4G geeignet. Sie schalten auf den älteren Standard um, wenn 5G nicht verfügbar ist.
Was kosten derzeit angebotene 5G-Tarife?
Besonders komfortabel, aber auch relativ teuer sind 5G-Tarife mit unbegrenztem Datenvolumen. Sie kosten laut Verbraucherportal teltarif.de je nach Anbieter und Netz zwischen rund 60 und 90 Euro im Monat. „In vielen Fällen wird aber ein Tarif mit begrenztem Datenvolumen reichen, solange nicht übers Handy pausenlos Filme geschaut oder für Firmenzwecke größere Datenmengen transferiert werden müssen“, sagt Teltarif-Experte Henning Gajek.
Ein Beispiel: Für 5G-Tarife mit drei Gigabyte (GB) ungedrosseltem Datenvolumen plus Telefonie- und SMS-Flat zahlen Nutzer dem Portal zufolge ab rund 23 Euro in den Netzen von Vodafone (Tarif Red XS) und O2/Telefónica (Tarif All-Net 5G-L von 1&1). Der günstigste Vertrag im am besten ausgebauten Telekom-Netz kostet demnach rund 37 Euro (Tarif Magenta Mobil S). Es handelt sich um Verträge über 24 Monate.
Wer flexibler bleiben möchte, kann sich für 5G-Prepaid entscheiden, dort bezahlt man nach tatsächlicher Nutzung. Vodafone bietet seinen Prepaid-Tarif CallYa Digital ohne Aufpreis für den 5G-Empfang an (rund 20 Euro für vier Wochen und 15 GB). Die Telekom verlangt für ein 5G-Prepaid-Jahrespaket knapp 100 Euro (zwei GB Volumen pro Monat). Discounter wie Aldi-Talk oder Lidl-Connect haben 5G-Prepaid noch nicht im Angebot.
Netzkarte zur 5G-Abdeckung unter https://bit.ly/3GUw9lL
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