Mannheim. Erst Corona – und jetzt noch ein Krieg mitten in Europa. Die Lockerungen der Pandemie-Maßnahmen am 20. März haben den Unternehmen in Deutschland nicht die erwartete Entlastung verschafft. Der Krieg in der Ukraine überschattet im April die Erwartungen der Betriebe. Die Gewinne sanken im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,7 Prozent. Das geht aus dem aktuellen German Business Panel der Universität Mannheim hervor. Auf täglicher Basis befragen die Forscher die Unternehmen. Die erwartete Gewinnwachstumsrate ist demnach seit Kriegsbeginn von plus fünf auf jetzt minus 4,7 Prozent gesunken. Ähnlich sieht es auch bei Umsätzen und Investitionen aus. Die weitreichenden Corona-Lockerungen konnten diesen Trend nur kurzfristig und nur im von den Schließungen besonders betroffenen Veranstaltungs- und Gastgewerbe aufhalten.
Fast 80 Prozent der Betriebe erwarten Belastungen durch den Krieg, vor allem durch steigende Energiekosten (86 Prozent), Lieferkettenprobleme (41) und höhere Beschaffungs- und Materialpreise (24). Trotzdem befürwortet ein Großteil der Befragten die bisherigen Sanktionen gegen Russland. Gespalten ist die Wirtschaft bei einem Erdöl- und Erdgas-Embargo. 41 Prozent würden dies befürworten, 36 Prozent lehnen einen Boykott ab. Interessant: Die Zahl der Gegner hat mittlerweile zugenommen.
Betroffenheit spielt große Rolle
Der Grad der Betroffenheit spielt bei der Bewertung des Embargos eine große Rolle. „Wie schon bei den Corona-Maßnahmen ist die Zustimmung besonders hoch, wenn das eigene Unternehmen nicht die finanzielle Last trägt“, sagt Wissenschaftler Jannis Bischof. Könnten die Unternehmen ohne russisches Erdgas über die Runden kommen? „Unsere Daten zeigen, dass gut die Hälfte der Unternehmen mit 50 Prozent weniger Gas innerhalb eines Jahres auskommen würde. Ein Viertel der Unternehmen erwartet jedoch, dass dies mehr als zwei Jahre in Anspruch nehmen würde“, sagt Bischofs Kollege Philipp Dörrenberg.
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