Südzucker - Mitarbeiter und Rübenbauern wehren sich bundesweit gegen Einschnitte / Protestaktion vor Mannheimer Zentrale

„Stimmung niederschmetternd“

Von 
Alexander Jungert
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Zwei Mitarbeiter im Südzucker-Werk Offenau bei Heilbronn. © Südzucker

Mannheim. Mit dröhnenden Hupen rollen mehr als 30 Traktoren und Rübenlaster durch den kleinen brandenburgischen Ort Brottewitz. „Für den Erhalt unserer Zuckerfabrik! Wir haben euch groß gemacht!!!“ steht auf einem Plakat. In Warburg (Nordrhein-Westfalen) legen 200 Landwirte mit Schleppern fast den Verkehr lahm. Auch sie kämpfen für ihre traditionsreiche Fabrik.

Der Widerstand gegen die geplanten Einschnitte bei Südzucker wächst dieser Tage. Wie stark die Mannheimer Zentrale betroffen sein wird, ist noch unklar. Sicher hingegen ist: Die Werke Brottewitz und Warburg mit insgesamt rund 150 Mitarbeitern sind von einer Schließung bedroht. Ein Mitglied eines Rübenbauernverbands, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, sagt, alle seien enttäuscht. „Die Stimmung ist niederschmetternd.“ Landräte und Bürgermeister schalten sich ein, um zu retten, was vielleicht gar nicht mehr zu retten ist.

Weltmarkt schlägt durch

Nach Informationen dieser Zeitung trifft sich der Südzucker-Aufsichtsrat am nächsten Montag zu einer außerordentlichen Sitzung. Er könnte das Aus der beiden Fabriken – und Einschnitte an anderen Standorten – besiegeln. Vor der Südzucker-Zentrale in Mannheim soll es eine Demonstration geben. Wie viele Teilnehmer aus Brottewitz und Warburg kommen werden, ist noch unklar.

Schon für diesen Freitag hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Mahnwachen an den Zuckerfabriken organisiert. Sie befürchtet, dass die Beschäftigten in Brottewitz und Warburg nicht die Letzten sein werden, die ihren Arbeitsplatz verlieren.

Südzucker begründet die Sanierung mit den historisch niedrigen Zuckerpreisen. Im Kerngeschäft rechnet das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr mit einem Verlust von bis zu 250 Millionen Euro. Seit dem Ende der EU-Marktordnung schlägt der Weltmarkt stärker durch. Dort gibt es derzeit ein Überangebot an Zucker, entsprechend fallen die Preise. Die Rübenbauern, über eine Genossenschaft Hauptaktionär bei Südzucker, machen auch Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der Europäischen Union für die Misere verantwortlich. So seien Subventionen oder der Umgang mit Pflanzenschutzmitteln unterschiedlich geregelt, moniert etwa der Verband Süddeutscher Zuckerrübenhersteller. Die Hilferufe reichen sogar bis nach Berlin zu Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU). Sie solle sich für gerechte Bedingungen einsetzen.

Teure Wege

Wenn einzelne Werke schließen, müssten Landwirte weitere Wege auf sich nehmen, um ihre Ernte abzuliefern. Das ist teuer. Zudem besteht die Gefahr, dass sie gar keine Zuckerrüben mehr anbauen. Warburg zum Beispiel ist „Annahmestelle“ für die Rüben von etwa 800 Landwirten.

Der Südzucker-Konzern will jährlich bis zu 100 Millionen Euro sparen und die Produktion um etwa ein Zehntel reduzieren. Während in Deutschland die Werke Brottewitz und Warburg auf der Streichliste stehen, sind in Frankreich die Standorte Cagny und Eppeville mit insgesamt rund 200 Jobs gefährdet. In Polen trifft es wahrscheinlich Strzyzów mit 70 Beschäftigten.

Das Unternehmen will pro Jahr bis zu 700 000 Tonnen weniger Zucker produzieren – sollten wirklich alle genannten Werke dichtmachen, wäre diese Menge erreicht.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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