Darmstadt. Die Herausforderungen der Zukunft sind für die Wirtschaft vielfältig: Die Deutsche-Bahn-Tochter DB Schenker sucht innovative Formen, um künftige Azubis zu gewinnen. Die Volksbank Kurpfalz fragt sich, wie eine Regionalbank durch Finanzprodukte zur nachhaltigen Gesellschaft beitragen kann - und erhofft sich Impulse von der Generation Z. Und die Technologietochter des Drogerieriesen dm sucht nach Ideen für die Filiale der Zukunft und frische digitale Angebote.
Um dafür Lösungen zu finden, sind inzwischen alle drei Unternehmen Kunden bei einem Start-up aus Darmstadt: Xeem. Dessen Gründerinnen - die 25-jährige Géraldine Ulrichs und Janine Weirich (27) - sind seit kurzem einem größeren Publikum bekannt: In der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ überzeugten sie mit ihrem Geschäftsmodell und sammelten 300 000 Euro für ihr Start-up ein.
Dessen Kernstück ist eine Internetplattform, auf der Unternehmen wie dm oder DB Schenker Challenges einstellen - also Aufgaben, die es zu lösen gilt. Auf die können sich wiederum junge Talente, vor allem Studierende, melden und ihre Ideen dafür präsentieren. Ihnen winkt ein Preisgeld - und manchmal sogar eine Zusammenarbeit mit einer der Firmen. Profitieren sollen am Ende beide Seiten, erklärt Xeem-Gründerin Ulrichs: „Unsere Idee war, jungen Talenten schon während des Studiums die Möglichkeit zu geben, an echten Projekten mitzuwirken und mit großen Unternehmen in Kontakt zu kommen. Die Challenges sind quasi eine Art virtuelles Mini-Praktikum.“ Dabei solle es darum gehen, „dass man mal richtig groß denken kann, ohne Beschränkungen.“ Die Challenges an sich gehen 120 Minuten. „Wir wollen, dass die Studierenden das mit ihrem Uni-Alltag gut vereinbaren können.“ Teilweise hätten Firmen nach einer Challenge mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern weiter an der Umsetzung von Ideen zusammengearbeitet.
Große Firmen als Kunden
Unternehmen nutzen die Plattform vor allem aus zwei Gründen: Zum einen können sie sich dort als Arbeitgeber präsentieren und gewinnen bei den Challenges schon mal ein erstes Bild von potenziellen Nachwuchskräften. „Studierende, die in ihrer Freizeit bei so etwas mitmachen und bereit sind, diese Extra-Meile zu gehen, sind für Firmen besonders interessant“, glaubt Ulrichs. Zum anderen versprechen sich viele Firmen auf Xeem frische Ideen von außen, um Innovationen zu entwickeln. „Gerade wenn die Zielgruppe junge Menschen sind, macht es Sinn, auch junge Menschen bei der Entwicklung von Innovationen einzubeziehen.“
Insgesamt haben den Gründerinnen zufolge mehr als 30 Unternehmen Challenges bei Xeem eingestellt, darunter Konzerne wie SAP, Ergo, Ikea, Kaufland oder BabyOne. Im Talentpool von Xeem seien inzwischen rund 2500 Menschen: hauptsächlich Studierende, teilweise auch Berufsanfängerinnen und anfänger. Seit einigen Monaten können außerdem Schülerinnen und Schüler ab 16 mitmachen.
In „Die Höhle der Löwen“ wurde das Darmstädter Start-up übrigens eingeladen: „Die Redaktion der Produktionsfirma Sony Pictures ist auf uns aufmerksam geworden und hat uns gefragt, ob wir uns nicht bewerben wollen“, sagt Ulrichs. Aufgezeichnet wurde die kürzlich ausgestrahlte Folge schon im April 2021. Ulrichs und Weirich gewannen dabei Carsten Maschmeyer, Dagmar Wöhrl und Sarna Röser als Investoren, das Löwen-Trio ist nun mit 25,1 Prozent an Xeem beteiligt.
Seither hat sich bei dem jungen Unternehmen viel getan. „Mit dem Kapital konnten wir uns viel schneller vergrößern, vor allem personell“, sagt Ulrichs. Inzwischen hat Xeem, das im Technologie- und Gründerzentrum HUB31 in Darmstadt sitzt, zehn Mitarbeitende. „Dadurch konnten wir die Bereiche und Zuständigkeiten aufteilen und sind nicht mehr selbst Mädchen für alles.“ Auch die Plattform und die Website wurden neu aufgestellt, außerdem kam mit Cornelius Huhn ein weiterer Gründer an Bord.
Hilfe bei Bewerbungsgesprächen
Neben dem Kapital habe man vor allem von der Expertise des Investoren-Trios profitiert. „Wir treffen uns alle zwei Wochen mit den Teams der Löwen. Auch Carsten ruft uns regelmäßig an und fragt, wie es läuft.“ Unterstützung haben die Gründerinnen zum Beispiel bei Bewerbungsgesprächen bekommen. „Da war dann jemand vom Team dabei, das war echt hilfreich. Wir haben ja selbst noch nie Personal eingestellt“, sagt Ulrichs.
Als nächstes will sich Xeem nun auf dem deutschen Markt weiter etablieren, bei Unternehmen und Studierenden bekannter werden. „Auch da hat uns der Auftritt bei ’Die Höhle der Löwen’ natürlich einen großen Schub gebracht.“ In zwei bis fünf Jahren sei dann eine Expansion in die DACH-Region, also neben Deutschland noch Österreich und die Schweiz, denkbar, sagt Ulrichs - man soll ja groß denken.
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