Mannheim. Das Mannheimer Traditionsunternehmen Südkabel kehrt nach knapp zwei Jahren Streit mit der IG Metall in die Tarifbindung zurück. Darauf haben sich die Geschäftsführung des Betriebs und die Gewerkschaft in Mannheim verständigt. Die Einigung gelang mitten in einem mehrtägigen Streik, zu dem die IG Metall die Südkabel-Beschäftigten am Dienstagmorgen aufgerufen hatte. Bei dem Mannheimer Unternehmen arbeiten rund 250 Menschen.
„Wir sind froh, eine schnelle Lösung gefunden zu haben, die uns aber nicht leicht gefallen ist“, sagte Südkabel-Standortleiter Johannes Kaumanns am Mittwoch auf Anfrage. Mit der Einigung hätten nun sowohl das Management als auch die Belegschaft Planungssicherheit, „um gemeinsam nach vorne zu gehen“. Auch der Eigentümer des Unternehmens habe dem ausgehandelten Paket inzwischen zugestimmt. Die IG-Metall-Mitglieder im Betrieb sollen ab diesen Donnerstag in einer Urabstimmung entscheiden, ob die Einigung angenommen wird. „Unser wichtigstes Ziel war, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Südkabel wieder nach Tarif bezahlt werden. Das haben wir erreicht - auch weil die Beschäftigten so engagiert dafür gekämpft haben“, sagte Thomas Hahl, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim, am Mittwoch.
Welchen Beitrag die Mitarbeitenden leisten
Konkret haben die Arbeitnehmervertreter und der Kabelhersteller vereinbart, dass das Unternehmen zum 1. Dezember 2022 wieder als Vollmitglied in den Arbeitgeberverband Südwestmetall eintritt. Bis Ende 2027 darf diese Mitgliedschaft nicht gekündigt werden.
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Die Einigung sieht aber auch Zugeständnisse durch die Belegschaft vor. So wird die Lohnerhöhung, über die Gewerkschaft und Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie derzeit in der laufenden Tarifrunde verhandeln, bei Südkabel erst ab dem 1.1.2024 wirksam.
Im kommenden Jahr sollen die Beschäftigten außerdem zwei Stunden pro Woche umsonst - also ohne Bezahlung - arbeiten, und damit einen Beitrag zur Stabilisierung des Unternehmens leisten. Die Wochenarbeitszeit liegt demnach 2023 bei 38,5 Stunden, von denen 36,5 Stunden entlohnt werden. Ab 2024 gilt dann die tariflich vereinbarte 35-Stunden-Woche.
„Südkabel ist Ende 2020 aus dem Flächentarifvertrag ausgetreten, weil er für das Unternehmen nicht mehr passend war. Jetzt haben wir mit den Arbeitnehmervertretern eine passgenaue Lösung gefunden, die uns die Rückkehr ermöglicht“, so Standortleiter Kaumanns. Durch die Zugeständnisse der Belegschaft werde das Unternehmen in den kommenden Monaten nicht zu stark belastet. „Damit können wir unseren Sanierungspfad weiter verfolgen.“ Südkabel hatte seinen Austritt aus dem Tarifverbund Ende 2020 damals mit der anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Lage begründet.
Der Arbeitgeberverband Südwestmetall wollte sich am Mittwoch zu der Einigung nicht äußern.
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