Berlin. Die Wärmepumpe hatte es nicht leicht im abgelaufenen Jahr. Zeitweise musste sogar Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Image-Pflege für die Heiztechnik übernehmen. Zum Start in das neue Jahr scheint sich die Lage zu ändern. Wichtige Fragen und Antworten zur Zukunft der Wärmepumpe – und der Förderung.
Wie entwickelten sich die Absatzzahlen zuletzt?
Wieder besser. Von Deutschlands größtem Heizungsinstallateur Thermondo heißt es, vor allem in den letzten Monaten des Jahres 2024 habe sich das Wärmepumpengeschäft „positiv entwickelt“. „Im Vergleich zum Oktober konnten wir die Anzahl der verkauften Wärmepumpen im November und Dezember um den Faktor 2,5 bis 3 steigern. Für die letzte Novemberwoche konnten wir sogar unseren bisherigen Absatzrekord verbuchen“, sagte ein Thermondo-Sprecher dieser Redaktion.
Davor lief es allerdings durchwachsen. Gesamtzahlen für das vergangene Jahr liegen noch nicht vor. Aber bis einschließlich Oktober setzten die Hersteller lediglich 162 500 Wärmepumpen in Deutschland ab. Das entspreche einem Minus von 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, so der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). Ursprünglich war von der Bundesregierung mal das Ziel formuliert worden, dass ab 2024 jedes Jahr 500.000 Wärmepumpen installiert werden sollen.
Was hat die Union mit der gestiegenen Nachfrage zu tun?
„Die Ankündigungen von CDU-Politikern zur Abschaffung des GEG und zur Kürzung der Wärmepumpen-Förderung sind ein Grund für den Nachfrageschub“, sagte der Thermondo-Sprecher. Er halte es für denkbar, dass sich viele Hausbesitzer die Förderung von bis zu 70 Prozent noch sichern wollten, bevor unter einer neuen Regierung möglicherweise Änderungen an der Förderkulisse erfolgten und der Umstieg auf eine Wärmepumpe damit teurer würde. Die CDU hatte angekündigt, das Heizungsgesetz der Ampel-Regierung wieder einzukassieren, sollte die Union die Bundestagswahl gewinnen.
Kann die Union das Heizungsgesetz wieder abschaffen?
Nein, sagt der BDH. Die Bürger sollten sich von „solchen pauschalen Wahlkampfaussagen“ nicht irritieren lassen. „Das Gebäudeenergiegesetz kann nicht abgeschafft werden. Es basiert in wesentlichen Teilen auf Europäischen Vorgaben und muss sogar im Jahr 2026 von einer künftigen Bundesregierung wieder überarbeitet werden, um weitere europäische Vorgaben aufzunehmen“, erklärte der Sprecher.
Andere Fördersätze sind laut Bundesverband Wärmepumpe (BWP) jedoch denkbar. Das aber dürfte dauern. Schließlich müsste sich auch eine neue Bundesregierung zunächst auf einen neuen, gemeinsamen Plan mit Blick auf die staatliche Unterstützung beim Heizungstausch einigen. In diesem Jahr wird es nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums weiter Förderungsbewilligungen geben. Es stünden 14 Milliarden Euro zur Verfügung.
Was erwarten Experten in diesem Jahr mit Blick auf Absatzzahlen?
„Wir erwarten, dass der Wärmepumpenvertrieb im neuen Jahr stark weiterläuft“, heißt es von Thermondo. Der BWP ist hingegen skeptischer. „Für das kommende Jahr wird sich der Markt aufgrund der anstehenden Neuwahlen und der damit verbundenen Bildung einer neuen Regierung sicher nur langsam erholen“, so die Verbandssprecherin. Wichtig aus Sicht der Interessenvertreter: Ruhe im Markt und Energiekosten, die so sind, dass es sich für Hausbesitzer lohnt, sich von der Öl- oder Gasheizung zu verabschieden. Ein Aspekt, der dazu beiträgt, ist der erneute Anstieg des CO₂-Preises zum Jahreswechsel.
Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um die eigene Heizung zu tauschen?
Vermutlich ja. Energieexperte Stefan Materne von der Verbraucherzentrale hält die aktuellen Förderbedingungen für günstig. „Historisch betrachtet wurde ein Heizungsaustausch nie zuvor so stark finanziell vom Staat unterstützt wie heute“, sagt Materne. Hinzu komme, dass Handwerker wieder besser verfügbar seien.
Könnte sich an der Förderung noch etwas verbessern?
Thermondo sieht in der Förderung von bis zu 70 Prozent der Investitionskosten bereits den „entscheidenden Anreiz für den Umstieg auf klimafreundliches Heizen“. Auch der Anbieter Bosch hält die Förderung für sehr attraktiv. Aber: „Wir wünschen uns eine Verstetigung dieser Förderung, der Deckel für die förderfähigen Investitionen sollte jedoch um 15 000 Euro auf 45 000 Euro erhöht werden“, so ein Unternehmenssprecher gegenüber dieser Redaktion.
Für entscheidend hält es Bosch jedoch, Hauseigentümern auch eine schrittweise Erreichung der Klimaziele zu ermöglichen. „Das gelingt zum Beispiel dadurch, in einem ersten Schritt einen hybridfähigen Gaskessel einzubauen, der etwas später durch eine Wärmepumpe ergänzt wird, die dann die Haupt-Heizlast übernimmt. Im abschließenden Schritt, zum Beispiel im Jahr 2045, kann auf den für die Spitzen-Heizlast genutzten Gaskessel verzichtet oder dieser durch vollelektrische Abdeckung der Spitzenlast ersetzt werden.“
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