Mannheim

Mannheimer MVV will bis 2040 klimaneutral sein - und dann klimapositiv

Von 
Martin Geiger
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Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wie der Windkraft will die MVV bis 2026 verdoppeln: Das ist ein Teil der neuen Klimastrategie. © MVV Energie

Mannheim. Das Mannheimer Unternehmen MVV Energie verstärkt seine Klimaschutzbemühungen. Das kündigte der Vorstandsvorsitzende Georg Müller am Montag an. „Wir werden bis 2040 klimaneutral sein“, sagte er. Bislang plante die MVV, spätestens 2050 klimaneutral zu sein. Nun geht das Unternehmen einen deutlichen Schritt weiter: „Wir wollen ab 2040 klimapositiv sein“, so Müller. Ein Zwischenschritt auf dem Weg lautet: Bis 2030 will der Versorger seinen Ausstoß an klimaschädlichem CO2 im Vergleich zu 2018 um mindestens 80 Prozent reduzieren.

Um diese Ziele zu erreichen, setzt die MVV an drei zentralen Punkten an. „Die Wärmewende ist der vielleicht wichtigste Schlüssel“, sagte Müller. Denn erstens sei das Mannheimer Unternehmen deutschlandweit der drittgrößte Fernwärmeversorger. Und zweitens stamme noch gut ein Drittel aller deutschen CO2-Emissionen aus den Bereichen Gebäudeheizung und Warmwasser.

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In nächsten Jahren Umstieg auf erneuerbare Energie

„Bis Ende der 2020er Jahre werden wir die Fernwärme-Erzeugung vollständig umstellen auf erneuerbare Energie“, kündigte Müller an. Das hatten in der Vergangenheit Klimaschützer gefordert - und sind dafür teilweise belächelt worden.

Nun wird die MVV Müller zufolge alleine dafür „einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag“ in die Hand nehmen. Das erleichtere es auch der Stadt Mannheim und den anderen angeschlossenen Kommunen wie etwa Schwetzingen, Speyer oder Heidelberg, ihre Klimabilanz zu verbessern, erklärte Müller: „Die Fernwärme ist der zentrale Baustein zur Dekarbonisierung der Stadt Mannheim.“ Dieser gehören übrigens 50,1 Prozent der MVV Aktien.

Bis vor knapp zwei Jahren ist die Fernwärme noch komplett vom Grosskraftwerk Mannheim (GKM) erzeugt worden. Wenn die MVV ihre Pläne umsetzt, wird es spätestens ab 2030 dafür nicht mehr benötigt. Womöglich ist es dann auch gar nicht mehr in Betrieb: Bislang laufen die gesetzlichen Regelungen zwar auf ein Ende der Kohleverstromung im GKM spätestens 2033 hinaus. Müller sagte jedoch: „Wir gehen davon aus, dass eine andere Bundesregierung den Kohleausstieg vorzieht.“ Schon im baden-württembergischen Koalitionsvertrag zwischen Grünen und CDU werde das Datum 2030 genannt. Offensichtlich sind die Pläne der MVV darauf ausgerichtet.

Woher danach die Fernwärme kommt, steht laut Müller noch nicht genau fest. Etwa die Hälfte des Bedarfs könne durch die bereits erfolgte Anbindung des Müllheizkraftwerks auf der Friesenheimer Insel und die 2024 geplante der dortigen Biomasse-Anlage erzeugt werden.

"Fernwärme zweites Mal neu erfinden"

Zudem würde am GKM eine Flusswärmepumpe mit einer Leistung von 20 Megawatt installiert, um dem Rhein Wärme zu entziehen. Damit sei die MVV bundesweit ein Vorreiter. Darüber hinaus gebe es einen Strauß an Möglichkeiten: „Im Vordergrund stehen weitere Flusswärmepumpen, vor allen Dingen aber auch Erdwärme“, sagte Müller. Bis zu drei Geothermie-Anlagen will die MVV zwischen Mannheim und Reilingen bauen. Mit ersten Untersuchungsergebnissen rechnet der MVV-Chef jedoch frühestens im zweiten Halbjahr 2022. Weitere Optionen sind Elektrodenkessel, mit Biomethan betriebene Motoren und der Bau einer zweiten Biomasse-Anlage - in der Altholz verbrennt werden würde, wie Müller verspricht.

„Wir müssen die Fernwärme quasi ein zweites Mal neu erfinden“, erklärte er. Wie sich das auf den Preis niederschlagen wird, wollte er nicht konkret vorhersagen. Er betonte jedoch, „dass die Fernwärme konkurrenzfähig bleiben wird“.

Der zweite Baustein der neuen Klimastrategie ist die Stromwende. Von 2009 bis 2016 hat die MVV ihre Erzeugung aus erneuerbaren Energien verdoppelt. Nun soll bis 2026 eine weitere Verdopplung her, sagte Müller: „Langfristig werden wir unseren gesamten Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen müssen.“

Der dritte Teil setzt bei den Kunden an: „Wir machen alle unsere Produkte und Lösungen für unsere Privat-, Gewerbe- und Geschäftskunden nach und nach ,grün’“, kündigte der MVV-Chef an: „Für ihre eigene Energiewende zu Hause“.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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