Nahrungsmittel

Mannheimer Konzern Südzucker setzt auf Fleischersatz

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Alexander Jungert
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Mannheim. Südzucker baut das Geschäft mit Fleischersatzprodukten aus. Der Mannheimer Konzern übernimmt dafür Meatless („fleischlos“) aus den Niederlanden. „Meatless produziert bereits erfolgreich und profitabel Texturate aus pflanzlichen Mehlen zur Verwendung als Fisch- und Fleischersatz“, erklärt Südzucker-Vorstandsvorsitzender Niels Pörksen zur Vorlage der Bilanz für 2021/2022. Zum Kaufpreis macht er keine Angaben. Die Zahl der Beschäftigten liege im „unteren zweistelligen Bereich“. Zunächst sollen die Produkte vor allem im Vereinigten Königreich und in Zentraleuropa verkauft werden.

Den Angaben nach hat Meatless - 2005 gegründet - ein Verfahren entwickelt, wonach sich Texturate auf Basis von Reis, Weizen, Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen, Quinoa und weiteren Rohstoffen erzeugen lassen. So sollen geschmacklich neutrale Produkte entstehen, die in gefrorener oder getrockneter Form als pflanzliche Alternative bei Fisch- und Fleischersatz eingesetzt werden.

Südzucker und Fleischersatz? Was sich zunächst merkwürdig anhören mag, passt zur neuen Strategie. Der Mannheimer Konzern will sich von einem großtechnischen Verarbeiter landwirtschaftlicher Rohstoffe „hin zu einem führenden Partner für pflanzenbasierte Lösungen entwickeln“. Dazu gehört, aus pflanzlichen Rohstoffen mehr herauszuholen, neue Geschäftsfelder zu erschließen und dabei profitabler und schneller zu wachsen als Wettbewerber.

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Trend zu veganer Ernährung

Südzucker verspricht sich einen riesigen Markt, zumal die wachsende Weltbevölkerung aus Sicht des Unternehmens mit einem wachsenden Proteinbedarf einhergeht. Zudem gibt es einen Trend zu vegetarischer und veganer Ernährung. Das Unternehmen steckt über einen Zeitraum von vier Jahren insgesamt knapp 100 Millionen Euro in das Proteingeschäft.

Seit Kurzem ist bekannt, dass Südzucker aus regional angebauten Ackerbohnen Proteine gewinnen will, die an Kunden aus der Nahrungs- und Futtermittelindustrie verkauft werden. Dazu ist für rund 50 Millionen Euro eine Anlage am Standort Offstein bei Worms (Rheinland-Pfalz) geplant. Sie soll in der zweiten Jahreshälfte 2024 in Betrieb gehen. Die Wahl ist auf Offstein gefallen, weil dort auch die Südzucker-Tochtergesellschaft Beneo aktiv ist. Beneo stellt Inhaltsstoffe für Nahrungsmittel her. Bislang werden pflanzliche Proteine vor allem aus Weizen und Reis gewonnen. Nun wird der Anbau von Ackerbohnen deutlich ausgeweitet.

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Die neue „Strategie 2026 Plus“ führt laut Pörksen dazu, dass sich Arbeitsplätze innerhalb des Konzerns verschieben; schließlich werden neue Geschäftsfelder erschlossen. Beschäftigte sollen geschult und wenn nötig, zusätzlich neue Talente angeworben werden. „Die Strategie ist ausdrücklich nicht dafür ausgelegt, Arbeitsplätze abzubauen“, erklärt Pörksen.

Im bis Ende Februar laufenden Geschäftsjahr 2021/22 betrug der Nettogewinn des Südzucker-Konzerns 123 Millionen Euro, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Ein Jahr zuvor hatte ein Verlust von rund 36 Millionen Euro zu Buche gestanden.

Unterm Strich in der Gewinnzone

Die Eckdaten zum vergangenen Jahr hatte Europas größter Zuckerhersteller schon vorgelegt, der Umsatz stieg vor allem dank der Biosprit-Tochter CropEnergies um 14 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro, das operative Ergebnis um 41 Prozent auf 332 Millionen Euro. Anziehende Ethanol-Preise hatten CropenEnergies ein Rekordjahr beschert. Die Prognose für das laufende Jahr und das erste Quartal (Ende Mai) bestätigt der Südzucker-Konzern: Es werden für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 ein Umsatz von 8,7 bis 9,1 (Vorjahr: 7,6) Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis zwischen 300 und 400 (Vorjahr: 332) erwartet.

Auch wenn sich die Pandemie-Lage mittlerweile gebessert hat und die Beschränkungen größtenteils aufgehoben sind, findet die Hauptversammlung am 14. Juli virtuell statt. Die Dividende soll von 20 auf 40 Cent pro Aktie steigen.

Derweil läuft die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger für Südzucker-Vorstandsmitglied Thomas Kirchberg. Wie bekannt, läuft sein Vertrag Ende August aus und er wechselt in den Ruhestand. (mit dpa)

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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