Verbrauchertipp

Lohnt sich eine Police fürs Smartphone?

Das neue Handy war ziemlich teuer, da scheint eine extra Versicherung attraktiv. Ob solche Angebote tatsächlich Sinn machen - und welche Alternativen es gibt

Von 
Svenja Bergt
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Handys sind inzwischen gut gegen Flüssigkeiten geschützt – eine Versicherung lohnt gegen diesen Schadensfall nicht. © Zacharie Scheurer/dpa

Berlin. Das Smartphone liegt frisch im virtuellen Warenkorb – und da erscheint direkt daneben eine Infobox auf der Webseite des Elektronikhändlers: Ob man nicht gleich mit dem Kauf eine Versicherung abschließen wolle, um das neue Gerät abzusichern bei Unfall- oder Wasserschaden, bei Materialfehlern, die nach Ablauf von Garantie und Gewährleistung auftreten oder, gegen Aufpreis, bei Diebstahl? Nicht unwahrscheinlich, dass auf so ein Angebot ein Abschluss folgt. Denn wer ein Smartphone kauft, gibt immer mehr Geld dafür aus.

Der durchschnittliche Preis für ein gekauftes Neugerät lag im vergangenen Jahr laut dem Home Electronics Market Index Deutschland bei 701 Euro. Gleichzeitig steigt die Nutzungsdauer der Geräte. In einer Umfrage des IT-Verbands Bitkom vom Jahresanfang gaben 43 Prozent der Befragten an, ein Smartphone zu nutzen, das jünger ist als ein Jahr. Im Vorjahr hatten das noch 55 Prozent der Befragten gesagt, und im Jahr 2022 sogar 60 Prozent.

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Steigender Preis und längere Nutzung lassen eine Versicherung attraktiv erscheinen. Doch genau betrachtet, klingen solche Angebote meist besser als sie sind. Außerdem gibt es ein paar einfache Alternativen, um möglichst lange etwas von dem Gerät zu haben.

Was kostet eine Versicherung fürs Smartphone und was leistet sie?

Die Kosten für eine Police sind abhängig vom Kaufpreis sowie teilweise von Hersteller und Modell des Geräts und den im Tarif enthaltenen Leistungen. Für ein Smartphone mit einem Neupreis von rund 800 Euro liegen die Angebote bei gängigen Vergleichsportalen wie Verivox und Check24 zwischen sechs Euro und 20 Euro monatlich. Entsprechend stark unterscheiden sich auch die enthaltenen Leistungen: Wer Diebstahl mit absichern will, zahlt tendenziell mehr. Wer bereit ist, einen Selbstbehalt in Kauf zu nehmen, also im Schadensfall einen Teil der Schadenssumme übernehmen zu müssen, bekommt dagegen tendenziell günstigere Monatsraten. Standard ist, dass der Versicherer bei Sturz-, Bruch- und Wasserschäden zahlt.

Welche weiteren Unterschiede gibt es zwischen den Policen?

Neben den von der Versicherung umfassten Schäden und dem monatlichen Preis, gibt es weitere Punkte, auf die es zu achten gilt: So sehen die Versicherer Fristen für den Zeitraum vor, der zwischen Kauf und Vertragsabschluss liegen darf. Hier sind die Unterschiede groß: Üblich sind sechs bis zwölf Monate. Es gibt jedoch auch Versicherer, bei denen ein Abschluss maximal 30 Tage nach Kauf möglich ist. Versicherer Ergo fällt mit einer langen Frist von drei Jahren ab Kauf auf, jedoch gilt hier für Geräte, die nicht direkt beim Kauf versichert werden, eine Wartezeit von drei Monaten ab Versicherungsbeginn. Augenmerk gilt es darüber hinaus auf die Laufzeit zu richten und ob die Versicherung gekündigt werden muss oder automatisch endet. Auch mit dem Diebstahlschutz wird unterschiedlich verfahren: Mal ist er enthalten, mal nicht, mitunter lässt er sich für einen Aufpreis dazu buchen. Ist ein Diebstahl abgesichert, gibt es auch hier Unterschiede: So ist nicht immer ein Einbruchsdiebstahl aus dem Fahrzeug abgedeckt.

Lohnt sich eine Smartphone-Versicherung?

Die Verbraucherzentralen raten: „Eine Geräteversicherung lohnt sich in vielen Fällen nicht.“ Und selbst der Versicherer Zurich weist darauf hin, dass die Beiträge häufig so hoch seien, dass es oft günstiger komme, eventuell anfallende Reparaturkosten selbst zu tragen. Wichtig ist auch der Blick darauf, was die Versicherung nicht abdeckt. Und das ist meist ziemlich viel.

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Zu den nicht abgedeckten Schäden gehört auch einer der häufigsten Schadensfälle: Verlust. In einer Bitkom-Umfrage vom vergangenen Jahr gaben 45 Prozent der Befragten an, ihr Smartphone schon einmal verloren zu haben. 13 Prozent der Befragten bekundeten sogar, ihr Gerät schon häufiger verloren zu haben.

Opfer von Diebstahl wurden demnach nur 21 Prozent der Befragten. Doch selbst, wenn das Gerät geklaut wird und Diebstahl grundsätzlich in der Police enthalten ist – hat man das Gerät, auch wenn es nur kurz war, unbeaufsichtigt am Strand auf dem Handtuch liegen lassen, im Schwimmbad am Beckenrand oder auf dem Tisch im Restaurant, wird die Versicherung eine Zahlung höchstwahrscheinlich ablehnen.

Außerdem unterscheiden sich die Policen hinsichtlich des Referenzwertes für eine Erstattung, die in den Fällen greift, in denen eine Reparatur nicht möglich ist. Unterschieden wird zwischen Neu- und Zeitwert. Ersteres ist der Neupreis des Geräts. Beim Zeitwert kommt es darauf an, wie viel das gebrauchte Telefon zum Schadenszeitpunkt noch wert ist. Das heißt: Je älter das Gerät, desto geringer der Erstattungsbetrag.

Welche anderen Versicherungen können bei Schäden zahlen?

In den klassischen Fällen von Verlust oder Displayschaden springt keine Versicherung ein. In anderen Fällen aber gibt es Möglichkeiten: Hat eine dritte Person das Gerät versehentlich beschädigt, sollte deren Haftpflichtversicherung übernehmen. Wird das Gerät aus dem eigenen Haushalt entwendet, ist das ein Fall für die Hausratversicherung. Wurde das Telefon zum Beispiel aus einem Hotelzimmer geklaut, ist es ebenfalls gut möglich, dass die Hausratversicherung den Schaden abdeckt.

Wie lässt sich jenseits einer Versicherung vorsorgen?

Ungeschicklichkeit, harte Böden, Wasser – auf den ersten Blick hat ein Smartphone im Alltag viele Gegner. Doch bei genauer Betrachtung lässt sich davon einiges entschärfen oder ist weniger schlimm als zunächst angenommen.

Zum Beispiel das Thema Wasser. Die Zeiten, in denen bereits ein Telefonat im Nieselregen Anlass zu Besorgnis geben musste, sind weitgehend vorbei. Denn Schutz vor Wasser und Staub ist längst nicht mehr nur den Premiummodellen vorbehalten, sondern findet sich auch bei Geräten der Mittel- und Einsteigerklasse. Geräte mit einer IP67- oder IP68-Zertifizierung sollen auch ein zeitweises Untertauchen in Süßwasser aushalten – zumindest im Neuzustand. Schäden oder Risse durch Stöße oder Stürze können den Schutz reduzieren.

Gegen Ungeschicklichkeit und harte Böden bieten Hüllen, vor allem solche mit verstärkten Ecken, und eine Panzerglasfolie einen guten Basisschutz.

Gegen Diebstahl und Verlust schützt am besten Aufmerksamkeit und eine sichere Aufbewahrung unterwegs. Wer im Betriebssystem die Ortung aktiviert oder, falls es diese Option nicht gibt, eine entsprechende Software dafür installiert, kann das Telefon im Verlustfall vom Computer aus orten, sofern es eingeschaltet ist. Allerdings hat das Aktivieren einer derartigen Funktion auch Nachteile in Sachen Datenschutz und sollte damit gut überlegt sein.

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