Ukraine-Krieg - onzerne aus der Region – wie SAP, Daimler Truck oder ebm-papst – setzen Aktivitäten oder Verkauf ihrer Produkte aus

Konzerne aus der Region setzen Aktivitäten oder Verkauf ihrer Produkte in Russland aus

Von 
Bettina Eschbacher
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Daimler Truck hat die Zusammenarbeit im deutsch-russischen Joint Venture Daimler Kamaz Rus ausgesetzt. © dpa

Rhein-Neckar. Viele internationale Unternehmen haben als Reaktion auf Putins Invasion in die Ukraine die Einstellung ihrer Aktivitäten in Russland oder ihrer Lieferungen in das Land angekündigt: etwa Apple, Nike, H&M und Ikea, ebenso wie die deutschen Autobauer Volkswagen, Mercedes-Benz und Porsche. Aber auch in der Region ziehen sich bereits große Konzerne aus Russland zurück, andere wollen - aus humanitären Gründen - weiter liefern.

Daimler Truck

Der Stuttgarter LKW-Bauer mit großen Standorten in Mannheim und Wörth gehörte zu den ersten, die reagiert haben: Daimler Truck hat bereits am Montag alle geschäftlichen Aktivitäten in Russland vorerst eingestellt. Auch die Lkw-Produktion im deutsch-russischen Joint Venture Daimler Kamaz Rus wurde von deutscher Seite heruntergefahren. Der Betriebsrat fordert bereits, dass man sich ganz von der Beteiligung trennt.

SAP

Der Walldorfer Software-Konzern hat sich klar positioniert: So stoppt SAP alle Verkäufe von Services und Produkten in Russland. Wie Vorstandschef Christian Klein außerdem mitteilte, werde SAP auch alle Geschäftsaktivitäten einstellen, die mit Sanktionen belegt wurden. „Wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland sind ein wichtiger Mechanismus bei den Anstrengungen, wieder Frieden herzustellen“, sagte Klein. „Wie der Rest der Welt beobachten auch wir den Krieg in der Ukraine mit Entsetzen und verurteilen die Invasion auf das Schärfste“, so Klein. SAP hat Niederlassungen in Moskau, St. Petersburg und Yekaterinburg, zu den Umsätzen in Russland macht das IT-Unternehmen keine Angaben.

Merck und Roche

Anders sieht es in der Pharmabranche aus: Sowohl der Darmstädter Merck-Konzern als auch die Schweizer Roche-Gruppe, größter Arbeitgeber in Mannheim, liefern weiter Arzneimittel nach Russland. Medikamente und Diagnostika sind von den Sanktionen ausgenommen. Es gehe darum, russische Patienten weiterhin mit dringend benötigten Medikamenten zu versorgen, betonen beide Unternehmen. Merck beschäftigt in Russland mehr als 400 Mitarbeitende - der Dax-Konzern hat aber keine Werke dort. Das Geschäft sei vergleichsweise klein, so ein Sprecher. Roche beschäftigt rund 810 Mitarbeitende in Moskau und St. Petersburg. Angaben zu Länderumsätzen macht Roche keine.

ebm-papst

Der Mulfinger Ventilatoren-Hersteller hat sich schon früh für einen klaren Schnitt entschieden: „Wir verurteilen die kriegerische Handlung der russischen Regierung und haben in der vergangenen Woche entschieden, die Lieferungen an Russland und die Ukraine bis auf Weiteres auszusetzen“, erklärte ein Sprecher. ebm-papst hat Vertriebsgesellschaften in Moskau und im Ural und beschäftigt 54 Mitarbeitende. Der Umsatz in Russland und der Ukraine liegt jährlich „im unteren zweistelligen Millionen- Euro-Bereich.

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HeidelbergCement

Das Russland-Geschäft macht etwa ein Prozent des Ergebnisses (EBITDA) von HeidelbergCement aus. In Russland beschäftigt das Dax-Unternehmen rund 1300 Mitarbeiter. Die russische Tochtergesellschaft betreibt drei Zementwerke, welche ausschließlich den lokalen Markt beliefern und nicht außerhalb Russlands exportieren, da Zement ein lokales Geschäft ist. Das Geschäft in Russland sei deshalb nach aktuellem Stand nicht von den Sanktionen betroffen. „Dennoch müssen wir von Tag zu Tag schauen, wie sich die Situation entwickelt“, sagte ein Sprecher.

BASF und Wintershall Dea

Wintershall Dea steht als Geldgeber der umstrittenen Gas-Pipeline Nord Stream 2 schon seit einigen Wochen im Fokus der Russland-Diskussionen. Inzwischen ist das Genehmigungsverfahren für die Ostsee-Gasleitung von Russland nach Deutschland wegen des russischen Angriffskriegs ausgesetzt. BASF ist mit 70 Prozent an dem Öl- und Gasproduzenten beteiligt. Am Mittwoch hatte Wintershall Dea erklärt, keine weiteren Öl- und Gasprojekte in Russland mehr zu verfolgen. Zahlungen nach Russland würden „grundsätzlich mit sofortiger Wirkung“ eingestellt. In den bestehenden Erdgas-Förderprojekten in Sibirien bleibe das Unternehmen aber vertreten.

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Außerdem hatte der Vorstand entschieden, die Finanzierung von Nord Stream 2 in Höhe von rund einer Milliarde Euro abzuschreiben. Was das für Folgen für BASF haben könnte, darüber gab der Chemiekonzern am Donnerstag noch keine Auskunft. Ende Februar hatte die Beteiligung noch einen Buchwert von 9,5 Milliarden Euro. Auch zu möglichen Wertberichtigungen äußerte sich BASF nicht.

Zum eigenen Russland-Geschäft erklärte eine Sprecherin: „Mit sofortiger Wirkung wird BASF in Russland und Belarus nur noch Geschäfte tätigen, mit denen bestehende Verpflichtungen im Einklang mit den geltenden Gesetzen, Vorschriften und internationalen Regeln erfüllt werden.“ Neue Geschäfte in Russland und Belarus werde BASF nicht abschließen - mit Ausnahme von solchen, die der Nahrungsmittelproduktion im Rahmen humanitärer Maßnahmen dienen. BASF werde diese Entscheidungen fortlaufend bewerten. In Russland arbeiten 700 Menschen an zwölf Standorten für die BASF. Der Anteil am Umsatz der BASF-Gruppe beträgt ein Prozent.

Freudenberg

Der Weinheimer Mischkonzern (Vileda) will sich aktuell nicht zur Lage und zu Details beim Russland-Geschäft äußern. Es gibt Niederlassungen in Moskau, St. Petersburg und Nizhniy Novgorod. Im dortigen Industriepark finden sich auch Fertigungsanlagen von Freudenberg.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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