Ernährung

Kochboxen: Wie gut ist das Kochen aus der Kiste?

Kochboxen sind bei vielen Verbrauchern beliebt, auf dem Markt tummeln sich verschiedene Anbieter. Mit der bequemen Lieferung nach Hause sind aber auch Nachteile verbunden, warnen Verbraucherschützer

Von 
Svenja Bergt
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Der Kochboxen-Anbieter Hellofresh lieferte vergangenes Jahr nach eigenen Angaben weltweit eine Milliarde Mahlzeiten aus. © Ryan Dinham/dpa

Berlin. Hähnchen in Curry-Sahne-Soße, Champignon-Linsen-Ragout oder Zucchini-Kartoffel-Suppe mit Pinienkernen - so könnte das Mittagsmenü eines Restaurants klingen. Tatsächlich sind es aber drei aktuelle Beispiele aus dem Programm von Kochboxen-Anbietern. Die Firmen werben mit Bequemlichkeit, weil die Nutzer sich unter anderem das Einkaufen und das Studium von Kochbüchern sparen. Doch die Nutzung birgt auch Nachteile.

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Das Prinzip Kochbox richtet sich an Menschen, die zwar gerne zu Hause und selbst kochen wollen, aber den Aufwand des Einkaufens und Zubereitens nach Rezept oder Gefühl scheuen. Bei einer Kochbox wählen Kunden bei einem der Anbieter die Eckdaten für die gewünschte Versorgung aus - Häufigkeit der Lieferung beispielsweise, Zahl der Portionen und Ernährungsvorlieben, etwa vegetarisch oder Low Carb, also arm an Kohlenhydraten. Der Anbieter liefert die Zutaten und die Anleitung für die Zubereitung nach Hause. Manche der Unternehmen konzentrieren sich auf ein Abo-Modell, bei anderen lässt sich situationsbezogen bestellen.

Womit die Anbieter von Kochboxen werben

Die Anbieter werben mit Zeitersparnis, einfacher Zubereitung, Abwechslung durch immer neue Gerichte und Nachhaltigkeit: In der Lieferung ist genau die notwendige Menge der für das Rezept erforderlichen Zutaten enthalten, das soll Lebensmittelverschwendung vermeiden.

Auch für die Unternehmen ist es ein gutes Geschäft: Eines der bekanntesten, der 2011 im Berlin gegründete Anbieter Hellofresh, der mittlerweile weltweit operiert, brachte es im vergangenen Jahr auf eine Milliarde gelieferte Mahlzeiten. Bei der Vorstellung der jüngsten Quartalszahlen, die das Unternehmen im August bekanntgab, meldete es einen Anstieg des operativen Gewinns um 31,5 Prozent auf 191,9 Millionen Euro. Das sei das beste Quartalsergebnis der Firmengeschichte. Die Zahl der aktiven Kunden schrumpfte derweil allerdings um 8,7 Prozent. Der Umsatz des Unternehmens legte dennoch zu, weil der durchschnittliche Bestellwert wuchs.

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Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat im Sommer neun Anbieter von Kochbox-Systemen untersucht, neben Hellofresh auch weniger bekannte Anbieter wie Dinnerly und Tischline. Darunter waren Anbieter mit und ohne Abo-Modell, ein Supermarkt, der neben Lebensmittellieferungen auch Kochboxen anbietet, und zwei Firmen, die Boxen nur mit haltbaren Zutaten liefern.

Was Verbraucherschützer positiv und was negativ bewerten

Die Verbraucherschützer kritisierten unter anderem, dass Kunden nur punktuell Informationen über die Nährwerte der gelieferten Mahlzeiten erhalten: So würden die meisten Anbieter entweder Nährwerte auf 100 Gramm oder auf die Portion bezogen anbieten - und nicht beides, wie es bei verpackter Ware sonst vorgeschrieben ist. Das sei besonders in Bezug auf Zutaten wie Salz problematisch - denn verarbeitete Zutaten wie Brot oder Brühe können Salz enthalten. Und gerade für Menschen mit erhöhtem Blutdruck sei es wichtig, genau zu wissen, wie viel Salz bereits in einer Mahlzeit sei, um die Menge insgesamt möglichst niedrig zu halten.

Positiv bewerteten die Verbraucherschützer das Vorhandensein von pflanzlichen Proteinquellen wie Hülsenfrüchten. Der Anteil von frischem Obst und Gemüse sei bei den Anbietern, die diese Zutaten in ihren Boxen verwenden, allerdings sehr unterschiedlich gewesen. Mangels grammgenauer Inhaltsangaben haben die Tester die Mengen für diesen Teil an Hand der Zutatenliste geschätzt. Das Ergebnis: Bei drei Anbietern hätten über 70 Prozent der ausgewerteten Gerichte etwa eine Portion, also circa 130 Gramm, Obst oder Gemüse enthalten. Bei zwei Anbietern seien es sogar über 85 Prozent der Mahlzeiten gewesen. Bei einem Anbieter habe dagegen weniger als die Hälfte der Mahlzeiten eine Portion Obst oder Gemüse enthalten.

Vollkornprodukte seien bei allen untersuchten Anbietern die Ausnahme, ebenso wie Informationen über die Herkunft der einzelnen Zutaten. Zwar werben manche von ihnen damit, dass sie auf regionale Zutaten setzen. Aber, so das Fazit der Verbraucherschützer: „Ob das in der Praxis tatsächlich stimmt, ist für Kund:innen jedoch nicht nachvollziehbar.“ Für potenzielle Kunden lohnt es sich also, die unterschiedlichen Anbieter genau unter die Lupe zu nehmen. Nicht nur was Preise, Liefermengen, Ernährungsgewohnheiten und die Frage, ob Abo-Modell oder nicht, angeht. Das gilt besonders dann, wenn man auf einzelne Informationen wie Salzmengen oder Herkunft der Zutaten Wert legt.

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