Corona-Pandemie - Selbst die Bundeskanzlerin erwägt eine Verpflichtung für Betriebe / Wirtschaft wehrt sich und verweist auf Eigeninteresse am Gesundheitsschutz

Druck auf Unternehmen bei Schnelltests wächst

Von 
Beate Kranz und Julia Emmrich
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Während Gewerkschaften auf eine Corona-Testpflicht in Betrieben drängen, fürchten die Arbeitgeber mehr Bürokratie und Kosten durch ein Gesetz. © dpa

Berlin. Vor dem Arbeiten noch schnell zu einer Teststation gehen und einen Corona-Schnelltest machen lassen: Einige Unternehmen richten für ihre Mitarbeiter bereits eigene Testzentren auf dem Firmengelände ein, andere verlassen sich auf die Selbsttestung durch die Beschäftigten.

„Selbstverpflichtung reicht nicht“

Es gibt viele Ideen und Möglichkeiten, wie Unternehmen den Wunsch der vergangenen Bund-Länder-Konferenz umsetzen könnten, ihre Mitarbeiter, die nicht im Homeoffice arbeiten, ab April zweimal pro Woche auf Corona zu testen, bevor sie den Arbeitsplatz betreten – und zwar freiwillig.

Ob jedoch die Selbstverpflichtung der Unternehmen für solche Tests reicht oder ob eine gesetzliche Pflicht nicht wirkungsvoller wäre, daran wachsen Zweifel. Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, lobt zwar grundsätzlich, dass sich viele Arbeitgeber zu ihrer Verantwortung bekennen und Tests anbieten.

Dennoch ist der DGB-Chef überzeugt: „Die Selbstverpflichtung allein reicht nicht. Viel zu viele Arbeitgeber weigern sich immer noch, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Testangebote müssen verpflichtend sein und die Kosten müssen von den Arbeitgebern getragen werden.“ Betriebs- und Personalräte würden nach Kräften die Durchführung der Tests unterstützen, versichert Hoffmann gegenüber dieser Redaktion. Klar müsse allerdings sein, dass die Tests für die Beschäftigten „weiterhin freiwillig sein müssen“. Keiner dürfe zum Test gezwungen werden.

Auch die Ärztegewerkschaft Marburger Bund fordert eine gesetzliche Verpflichtung der Unternehmen zu regelmäßigen Testangeboten: „Dort, wo Menschen aus beruflichen Gründen zusammenkommen müssen, brauchen wir eine Testpflicht für die Betriebe“, sagte die Vorsitzende Susanne Johna dieser Redaktion. Die Selbstverpflichtung reiche offenbar nicht aus. „Hier muss die Wirtschaft ihrer Verantwortung gerecht werden.“

Bei den Arbeitgebern stößt eine mögliche gesetzliche Testpflicht auf Gegenwehr. „Ein Testgesetz schafft nicht mehr Schutz, sondern mehr Bürokratie, mehr Kosten, weniger Eigeninitiative und einen Haufen ungeklärter rechtlicher und organisatorischer Fragen“, mahnt Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger.

Die Unternehmen haben laut Dulger ein Eigeninteresse, den Arbeitsplatz „coronafest“ zu gestalten. „Wir wollen und müssen doch alle die Menschen weiter pandemiegeschützt in Arbeit halten.“ Nur wenige Tage nach dem Testappell hätten viele Unternehmen ihre Anstrengungen dafür stark ausgeweitet, versichert Dulger. Probleme gäbe es jedoch bei der Beschaffung von Schnelltests. Aufgrund der hohen Nachfrage fehle es an Nachschub.

Angela Merkel (CDU) erwägt unterdessen, das Testen in Betrieben „wahrscheinlich“ verpflichtend zu machen, da es offenbar noch nicht flächendeckend umgesetzt werde, sagte die Bundeskanzlerin in der Sendung „Anne Will“ am Sonntag. Berlin hat als erstes Bundesland die Test- und eine Homeofficepflicht bereits beschlossen.

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