Porträt

Wie es SAP-Managerin Sindhu Gangadharan bis nach oben geschafft hat

Mit Anfang 20 hat Sindhu Gangadharan bei SAP in Indien angefangen. Heute leitet sie eine der weltweit größten SAP-Entwicklungseinheiten mit 13 000 Beschäftigten. Wer ist diese Managerin?

Von 
Alexander Jungert
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Sindhu Gangadharan, 47, leitet die indische Entwicklungsabteilung von SAP mit rund 13 000 Beschäftigten. © SAP SE

Walldorf/Bangalore. Sindhu Gangadharan, 47, arbeitet schon mehr als 20 Jahre für SAP. Das ist ungewöhnlich in der schnelllebigen Softwarebranche. Doch einen Grund zu wechseln hat es für sie bisher nicht gegeben. „Es macht bei SAP so viel Spaß - warum soll ich woanders hin? SAP ist sehr groß und ich arbeite mit Menschen auf der ganzen Welt zusammen“, sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion.

1999 startete Gangadharan mit Anfang 20 bei SAP in ihrem Heimatland Indien. Heute leitet die Managerin das SAP Lab India, die zweitgrößte Entwicklungsabteilung des Softwarekonzerns nach Walldorf. 13 000 Menschen arbeiten dort. Gangadharan gilt als eine der weltweit einflussreichsten Frauen im IT-Sektor. SAP-Konzernchef Christian Klein hat sie in einem Interview mit dem „Manager Magazin“ einmal als „besonders talentierte Topmanagerin“ bezeichnet.

Wir haben bei SAP so viele Bereiche, in denen man etwas verändern und große Ziele erreichen kann. Darum geht es doch - nicht um Titel
Sindhu Gangadharan SAP-Managerin

Sehen wir sie also bald im Vorstand? Gangadharan sagt dazu: „Wir haben bei SAP so viele Bereiche, in denen man etwas verändern und große Ziele erreichen kann. Darum geht es doch - nicht um Titel.“

Die 47-Jährige spricht Deutsch. Nur wenn es technisch wird, bei der Cloud etwa oder bei der Künstlichen Intelligenz (KI), wechselt sie ins Englische. Gangadharan kam 2001 aus der indischen Millionenmetropole Bangalore ins beschauliche Walldorf. Dort arbeitete sie bis 2019 in verschiedenen Positionen, unter anderem als Leiterin des Intelligent Enterprise Program. Dieses Programm soll Unternehmen dabei helfen, Geschäftsprozesse mit fortschrittlichen Technologien effizienter zu machen. Gangadharan hat immer noch ein Haus in der Region. Auch ihre beiden Töchter wurden in Deutschland geboren.

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Vor Kurzem ist Gangadharan wieder zu Besuch in Walldorf gewesen. Auf dem Programm standen Gespräche mit Kunden und auch ein Treffen mit SAP-Vorstandsmitglied Thomas Saueressig, der für die Produktentwicklung verantwortlich ist. Künstliche Intelligenz soll in Zukunft eine immer größere Rolle bei Unternehmensanwendungen spielen. „Wir haben damit die Chance, Geschäftsprozesse in Unternehmen grundlegend zu verändern. KI kann viel leisten, wir brauchen dabei aber auch die menschliche Expertise.“

Indische Wirtschaft wächst kräftig

Immer wieder fallen Gangadharan Unterschiede zwischen der deutschen und der indischen Kultur auf. „In Deutschland plant man langfristig, ist gut organisiert, denkt die Dinge zu Ende - während in Indien die anpackende ,Wir schaffen das!’-Einstellung typisch ist.

Die Menschen sind bereit, Probleme oder neue Aufgaben anzupacken und dabei auch Fehler zuzulassen.“ Auch Gemeinsamkeiten zwischen beiden Kulturen entdeckt sie. Die enge Verbundenheit mit Familie und Tradition etwa.

Kaum eine Volkswirtschaft wächst zurzeit so schnell wie die indische. Das Bruttoinlandsprodukt wird nach einer Prognose der OECD im Jahr 2023 um sechs Prozent gewachsen sein. Zum Vergleich: Für Deutschland sagt die Industrieländer-Organisation eine stagnierende Wirtschaft voraus. Die Folge: Schon in vier Jahren soll Indiens Volkswirtschaft größer sein als die von Deutschland oder Japan.

Durch KI kann Indien seine Vormachtstellung im IT-Bereich festigen. Auch westliche Unternehmen können an diesem Wachstum teilhaben
Sindhu Gangadharan SAP-Managerin

Man ahnt es schon - auch für SAP ist Indien der am schnellsten wachsende Markt. Gangadharan erklärt: „Durch KI kann Indien seine Vormachtstellung im IT-Bereich festigen. Auch westliche Unternehmen können an diesem Wachstum teilhaben.“ Indien habe eines der größten Start-up-Ökosysteme der Welt und viele digital qualifizierte Talente. Immer wieder hebt sie die Bedeutung der indischen SAP-Entwicklungseinheit hervor: „Wir sind das einzige Lab, das die gesamte Produktpalette an einem Ort abbildet - das heißt, den Kern S/4 HANA und sämtliche Anwendungen.“ Den Angaben nach will die indische Einheit ihren Anteil an den weltweiten SAP-Patenten von derzeit 25 Prozent weiter steigern. „SAP Labs India ist in der Vergangenheit gewachsen und will es weiterhin. Das gilt auch für die Belegschaft.“ Genaue Zahlen nennt Gangadharan allerdings nicht.

Diversität ist ihr wichtig. „SAP Labs India soll ein innovativer Ort sein, an dem es Spaß macht zu arbeiten und an dem Beschäftigte höchst motiviert sind“, sagt sie. 40 Prozent der Neueinstellungen in Indien sind Frauen. Es gibt spezielle Programme, Frauen mit Familien zu unterstützen - zum Beispiel das Buddy-Programm, um nach der Elternzeit unkompliziert in den Job zurückzukehren. 28 Prozent der Führungskräfte bei SAP in Indien sind Frauen. Diese Zahl soll weiter steigen.

Treffen mit Punit Renjen

Gangadharan kennt den designierten SAP-Aufsichtsratsvorsitzenden Punit Renjen, der nach der Hauptversammlung im Frühjahr Hasso Plattner beerben soll. Erst vor ein paar Tagen haben sich die beiden persönlich getroffen. „Seine große Stärke ist, dass er eine komplette Sicht von außen auf SAP hat.“

Renjen, der wie Gangadharan in Indien geboren und aufgewachsen ist, war früher Chef des US-Beratungsunternehmens Deloitte. Renjen könnte aus Sicht von Gangadharan einen Impuls auslösen, dass mehr Fachkräfte aus Indien nach Deutschland kommen. Den grundsätzlichen Trend gebe es ohnehin schon.

Die Managerin ist viel unterwegs, ihr Terminkalender oft von morgens bis abends gefüllt. Wenn sie doch einmal Freizeit hat, kocht und liest Gangadharan gerne. Oder sie spielt mit ihrem Hund, dem Labrador „Dexter“. Apropos viel unterwegs: Gangadharan liebt die Autobahnen hierzulande, weil sich im Vergleich zu Indien relativ einfach darauf fahren lässt. „Der Verkehr in Bangalore ist ganz schlimm.“

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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