Software

Neues Bewertungssystem für SAP-Beschäftigte löst Unruhe aus

Mitarbeiter von SAP sollen künftig nach Leistung kategorisiert werden. So zumindest die Pläne des Managements. Der Arbeitnehmervertretung gefällt das ganz und gar nicht

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Alexander Jungert
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SAP-Chef Christian Klein vermisst laut "Handelsblatt" ein "gewisses Leistungsdenken" bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. © dpa

Walldorf. Beim Walldorfer Softwarekonzern SAP macht sich Unruhe in der Belegschaft breit. Denn hinter den Kulissen richtet das Management um Vorstandssprecher Christian Klein die Personalpolitik neu aus. Genauer gesagt geht es um ein System, um die Leistung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schärfer zu bewerten. Klein, so das „Handelsblatt“, vermisse „ein gewisses Leistungsdenken“. Das Blatt beruft sich dabei auf einen Insider.

Demnach sollen Manager künftig Mitarbeitern nicht nur Noten geben, sondern sie auch in drei Kategorien einstufen: „Performer“, die zu den Leistungsträgern gehören und bei Bonuszahlungen besonders berücksichtigt werden sollen; „Achiever“, die die Erwartungen erfüllen; und „Improver“, sie sich verbessern müssen und dafür strenge Vorgaben erhalten. Im Gespräch ist laut „Handelsblatt“, dass drei bis fünf Prozent der Mitarbeiter zur unteren Kategorie zählen.

Konzernsprecher verteidigt  SAP-Personalpolitik

Die Arbeitnehmervertretung ist alles andere als begeistert. „Ein Bewertungssystem, welches systematisch vermeintliche Minderleister identifiziert, halte ich für sehr problematisch“, erklärt Eberhard Schick, Betriebsratsvorsitzender der SAP SE. „Irgendwelche Quoten für Abteilungen würden das noch verschärfen. Solche Maßnahmen würden das Arbeitsklima bei SAP nachhaltig verschlechtern.“

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Ein Konzernsprecher verteidigt grundsätzlich die Personalpolitik. „Wir sind überzeugt, dass unsere Mitarbeitenden im Job Leistung zeigen wollen“, sagt er. „Unsere Unternehmenskultur stärkt persönliche Erfolgserlebnisse.“ Hierzu setze man auf regelmäßiges Feedback, klare Zielvorgaben und unterstütze, falls es zu Schwierigkeiten komme.

Blick auf ein Firmengebäude am SAP-Stammsitz Walldorf. Der Betriebsrat hält die Wiedereinführung eines klassischen Bewertungssystems ab. © SAP SE

Bisher gibt es bei SAP einen kontinuierlichen Dialog zur persönlichen Entwicklung, genannt „SAP Talk“. Bewusst ohne „Schulnoten“ für Mitarbeiter. Künftig soll der Fokus neben Entwicklung auch auf Leistung liegen. Die Wiedereinführung eines klassischen Bewertungssystems lehne er ab, sagt Andreas Hahn, Vorsitzender des europäischen Betriebsrats. Auch Schick in Walldorf will sich dafür einsetzen, dass die Kultur der „guten Zusammenarbeit“ erhalten bleibt. Entschieden ist noch nichts, die Verhandlungen laufen.

Nachfolgesuche für Cawa Younosi läuft

Nicht nur das neue Bewertungssystem sorgt für Ärger. Die Beschäftigten sollen künftig zu mehr Präsenz im Büro verpflichtet werden - an bis zu drei Tagen die Woche. Momentan arbeiten SAPler im weltweiten Durchschnitt an 2,2 Tagen im Büro. Interessant: Während der Corona-Pandemie hat SAP die Bürokapazitäten deutlich reduziert. Aktuell wird das Hauptgebäude WDF 01 in Walldorf von Grund auf saniert und umgebaut. Beschäftigte fragen sich, ob der Platz für alle überhaupt reichen würde.

Spannend dürfte die ganze Geschichte auch für den neuen Personalchef oder die neue Personalchefin von SAP Deutschland werden. Wird er oder sie noch die Möglichkeit haben, die Regeln mitzugestalten? Die Nachfolgesuche für Cawa Younosi jedenfalls ist in vollem Gange. Er hatte im Oktober seinen Abschied von SAP verkündet.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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