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Wie die Sparkasse Geldautomaten-Sprenger abschrecken will

Die Mannheimer Sparkasse Rhein Neckar Nord setzt beim Schutz ihrer Bankomaten auf eine neue Technik. Diese soll das Bargeld für Verbrecher wertlos machen. Die Details

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Walter Serif
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Alltag in Deutschland: Pro Woche werden fast zehn Geldautomaten gesprengt. Die Täter flüchten meistens in Windeseile. © Daniel Bockwoldt/dpa

Mannheim. Täglich jagen Verbrecher Geldautomaten in die Luft – 2022 gab es da nach Angaben der Landeskriminalämter mit 496 Sprengungen einen traurigen Rekord. Die Sparkasse Rhein Neckar Nord will jetzt die Sprengungen unattraktiv für die Täter machen. Denn diese sind nicht nur teuer, sondern auch gefährlich. Viele Geldautomaten stehen ja mitten in den Wohngebieten. Die Verbrecher legen teilweise ganze Gebäude in Schutt und Asche. Es grenzt an ein Wunder, dass die Kriminellen bisher keine Menschenleben auf dem Gewissen haben.

Neue Systeme im Einsatz

Die Banken stehen vor einem Grundproblem: Wenn der Alarm anschlägt, ist es schon zu spät, denn die Verbrecher brauchen bis zur Flucht oft nur 60 Sekunden und rasen mit ihren schnellen Flitzern über die leider Gottes gut ausgebauten Autobahnen meistens nach Frankreich oder gleich in die Niederlande, wo professionelle Banden die Täter gezielt schulen. Und die suchen sich dann das nächste Objekt aus.

Auch die Geldautomaten der Sparkasse Rhein Neckar Nord wurden in den vergangenen zwei Jahren bereits Ziele der Täter – 2021 in Ladenburg und zuletzt im August 2022 im Kurpfalz-Center auf der Mannheimer Vogelstang. Die rüstet deshalb ihre Geldautomaten mit neuen Abwehrmechanismen aus. Dafür setzt sie, wie es auf Anfrage dieser Redaktion heißt, „modernste Sicherheitstechnik“ ein. „Wenn wir die Gefahr von Sprengungen gänzlich vermeiden wollten, müssten wir alle Automatenstandorte schließen“, begründet Vorstandschef Stefan Kleiber diesen Schritt. Eine solche massive Service-Einschränkung ist für ihn nicht denkbar. Sie sei auch nicht im Sinne der Kunden, sagt er.

Also was tun? „Wir können es den Kriminellen so unattraktiv wie möglich machen. Was fangen sie zum Beispiel mit dem erbeuteten Bargeld an, wenn es durch massive Farbverunreinigungen nicht mehr nutzbar ist?“, lautet Kleibers rhetorische Frage. Farbsysteme gibt es nach seiner Auskunft zwar schon länger, doch durch die Wucht des neuerdings verwendeten Sprengstoffs werden diese oft zerstört, bevor ihr Mechanismus auslösen kann.

Ein neues System soll dies vermeiden. Das Bargeld wird demnach eingefärbt, sobald die Sicherheitssysteme des Automaten den Sprengversuch registrieren. Wie genau das funktioniert, will Kleiber nicht sagen: „Den Kriminellen den Clou zu verraten, wäre kontraproduktiv.“

Außerdem will die Sparkasse zudem die Verfolgung der Täter durch die Polizei unterstützen. Wird ein Automat gesprengt, werden die Banknoten nicht nur eingefärbt, sondern zusammen mit der Raumluft mit künstlicher DNA benetzt. Die freigesetzten Partikel markieren folglich nicht nur die Beute, sondern auch die Kleidung sowie die Werkzeuge der Täter. Mit dem Einstieg der Kriminellen ins Fluchtfahrzeug wird auch dieses gekennzeichnet.

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„Der Einsatz dieser Technik kann es den Ermittlungsbehörden erleichtern, die Täter und den Tatort in direkte Verbindung zu bringen“, sagt Kleiber. Werden also eine Banknote, ein Kleidungsstück oder ein Fluchtwagen aufgespürt, kann ermittelt werden, bei welchem Verbrechen sie zum Einsatz kamen.

Im Idealfall könnte allein die Kenntnis darüber, dass diese Technik im Einsatz ist, Kriminelle von der Tat abhalten. Die Sparkasse kommuniziert die Sicherungsmechanismen in den kommenden Wochen an jedem Automatenstandort mit Warnhinweisen. Auch ein QR-Code ziert die Geräte. Wer diesen scannt, wird viersprachig gewarnt: „Achtung! Angriff lohnt sich nicht. Unsere Geldautomaten sind mit einem Einfärbesystem und künstlicher DNA abgesichert. Geldscheine werden dadurch unbrauchbar gemacht und Täter genetisch kontaminiert.“

Ob die das auch lesen? Kleiber ist sich sicher: „Durch die Hinweise wissen die Täter, woran sie sind. Wenn sie dennoch sprengen, dann werden sie die Erfahrung machen, dass es nichts zu erbeuten gibt.“

Auch die Sparkasse Heidelberg hat auf die Gefahrenlage reagiert, sie fährt eine Doppelstrategie. „Wir haben in den letzten beiden Jahren verstärkt in modernste Sicherheits- und Einfärbetechnik investiert“, sagt Vorstandsmitglied Thomas Lorenz auf Anfrage. Die Sparkasse schließt nachts die SB-Stellen und bewacht die Filialen, wenn es dunkel wird. „Vor dem Hintergrund der erhöhten Bedrohung für Leib und Leben sahen wir uns Anfang 2022 sogar dazu gezwungen, neun besonders stark gefährdete SB-Einrichtungen zu schließen“, führt Lorenz aus. Hintergrund dieses Kurswechsels ist die Sprengung eines Geldautomaten in einem Wohngebiet in der Bahnstadt.

Warnhinweise auf Bankomaten

Die Heidelberger verwenden auch eine ähnliche Färbetechnik wie die Kolleginnen und Kollegen in Mannheim. Auch hier sollen entsprechenden Warnhinweise die Täter abschrecken. Allerdings verfügen die bisher eingesetzen Systeme noch nicht über die DNA-Identifikation. Diese soll aber nach Auskunft eines Sprechers im nächsten Zug angeschafft werden.

Und was machen die anderen? Die Sparkasse Vorderpfalz, die Commerzbank Mannheim und die VR Bank Rhein-Neckar nannten auf Anfrage keine Details zu den Sicherheitsystemen ihrer Geldautomaten. Aus Sicherheitsgründen, wie es hieß.

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Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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