Mannheim. China will die Weltspitze mit Hightech dominieren: 5G, Drohnen, Roboter, Künstliche Intelligenz. Der rasante Aufstieg kommt nicht von ungefähr. Die chinesische Staatsführung hat ihn generalstabsmäßig geplant. Vor zehn Jahren wurde das Programm „Made in China 2025“ verabschiedet, das das Land zu einer Hightech-Supermacht machen soll. Beschleunigt wurde diese Strategie 2019 durch die Sanktionen, die die USA gegen Huawei verhängten.
Von einem Tag auf den anderen setzte Donald Trump den chinesischen Tech-Riesen auf eine Schwarze Liste. Er wurde damit vom Zugang zu US-Technologien und Märkten abgeschnitten. Huaweis Umsatz brach in den folgenden zwei Jahren ein, doch schon 2024 lag er wieder nahe am Niveau vor den US-Sanktionen. Und die chinesische Führung blies zur Aufholjagd auch bei den Halbleitern. Jensen Huang, Chef des US-Tech-Konzerns Nvidia, meint inzwischen, dass China nur noch „Nanosekunden“ hinter den USA liegen würde. Das war nicht ganz uneigennützig, denn gleichzeitig sprach sich der Manager für eine Lockerung des Embargos aus.
Eine Studie des ZEW Mannheim belegt, wie sehr China seine technologische Unabhängigkeit inzwischen gestärkt hat. „Der Beitrag ausländischen Wissens – insbesondere aus den USA – zur chinesischen Innovation ist zuletzt deutlich zurückgegangen. Das lässt auf eine wachsende Unabhängigkeit Chinas schließen“, sagt ZEW-Wissenschaftler Philipp Böing, der zusammen mit internationalen Forschern die Studie erarbeitet hat. Böing & Co. haben dabei den Fokus vor allem auf Patentanmeldungen gelegt. „Während Patentanmeldungen aus dem Ausland und Anmeldungen ausländischer Unternehmen in China nur noch einen geringen Anteil ausmachen, stammt der Großteil der Anmeldungen beim chinesischen Patentamt inzwischen von chinesischen Privatunternehmen und Universitäten“, so der ZEW-Forscher. Nach seinen Angaben lag in China der Anteil ausländischer Patentanmeldungen zuletzt bei nur noch zehn Prozent. In den USA beträgt er dagegen rund 50 Prozent.
Allerdings zeigt sich auch, dass der Innovationsbeitrag einzelner chinesischer Erfindungen kontinuierlich abnimmt. Dies geht einher mit einem höheren Patentaufkommen und einer stärkeren Spezialisierung. Zwar nimmt die Anzahl qualitativ hochwertiger, für den technologischen Fortschritt entscheidender Patente weiterhin zu. Die Wachstumsrate ist aber eher rückläufig. Inzwischen leisten mehr als die Hälfte der chinesischen Patente einen höheren Beitrag zu Chinas technologischem Fortschritt als die US-Patentanmeldungen in China.
Die Studie zeigt auch, dass wichtige Patentanmeldungen im Reich der Mitte häufiger von Staatsbetrieben stammen, gefolgt von Privatunternehmen und erst danach von ausländischen Konzernen. Der asiatische Staat setzt langfristig auf einheimische Erfindungen und verringert damit seine Technologieabhängigkeit vom Ausland. „Dieser Kurs eröffnet China neue Chancen, etwa durch die gezielte Förderung nationaler Forschungs- und Produktionskapazitäten“, sagt Böing. Er sieht da allerdings auch Herausforderungen, „insbesondere im Hinblick auf die internationale Forschungskooperation und den geoökonomischen Wettbewerb“.
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