Main-Neckar. Wir haben die Bilder ja auch in diesem Sommer wieder alle gesehen: Hitze, Dürre, Überschwemmungen – auch in diesem Jahr begleiten uns extreme Wetterereignisse in Europa. Nach einer aktuellen Studie der Universität Mannheim und der Europäischen Zentralbank hat rund ein Viertel der Regionen in den 27-EU-Mitgliedstaaten unter dem Extremwetter gelitten.
Dieses hinterlässt auch tiefe Spuren in der Wirtschaft. Die Mannheimer Ökonomin Sehrish Usman war maßgeblich an der Studie beteiligt. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen haben die Verluste geschätzt, die der Wirtschaft entstehen. Allein für dieses Jahr beziffern sie den Schaden auf 43 Milliarden Euro. Bis 2029 könnte sich dieser auf 126 Milliarden Euro erhöhen.
Südeuropa besonders von Wetterextremen betroffen
Ziel der Studie ist es nach den Worten Sehrish Usmans, die gesamtwirtschaftlichen Verluste möglichst zeitnah zu beziffern. Das ist gar nicht so einfach. „Die tatsächlichen Kosten extremer Wetterereignisse werden erst nach und nach sichtbar, da diese Ereignisse das Leben und den Lebensunterhalt der Menschen über eine Vielzahl von Kanälen beeinflussen, die über die unmittelbaren Auswirkungen hinausgehen“, sagt die Wissenschaftlerin.
Die Studie basiert auf Wetterdaten für den Zeitraum Juni bis August 2025. Anhand dieser Daten wurden 1160 europäische Regionen untersucht. Besonders stark betroffen waren Regionen in Südeuropa, etwa in Spanien, Italien, Portugal, Griechenland und Südfrankreich.
Nördliche Länder wie Dänemark, Schweden und Deutschland weisen relativ geringere Schäden auf. Aber auch dort kommt es häufiger und im stärkeren Ausmaß als früher vor allem zu Überschwemmungen. Kleinere Volkswirtschaften wie Bulgarien, Malta und Zypern sind besonders anfällig und erleiden im Verhältnis zur Bruttowertschöpfung große Verluste.
Demnach waren 96 Regionen von Hitzewellen, 195 von Dürre und 53 von Überschwemmungen betroffen. Hitze führt zu Produktivitätsverlusten, etwa im Bau- und Gastgewerbe, Dürren setzen dagegen vor allem der Landwirtschaft zu. Überschwemmungen verursachen direkte Schäden an Infrastruktur und Gebäuden. Es entstehen aber auch indirekte Verluste, etwa durch unterbrochene Lieferketten.
Die Verluste sind laut Studie deutlich messbar: In Italien lagen beispielsweise die geschätzten Einbußen bei knapp zwölf Milliarden Euro und werden bis 2029 auf rund 34,2 Milliarden Euro steigen. Das entspricht immerhin 0,6 beziehungsweise 1,75 Prozent der Wirtschaftsleistung Italiens. In Frankreich bewegen sich die Schätzungen auf einem ähnlichen Niveau.
Forschende fordern mehr Investitionen in Hitzeschutz
Die Forscherinnen und Forscher stufen ihre Berechnungen als eher vorsichtig ein: Waldbrände, Hagel oder Sturmereignisse sind nicht in die Analyse eingeflossen. Und: Hitzewellen und Dürren treten zwar oft gleichzeitig auf, wurden aber einzeln bewertet, obwohl sie gemeinsam oft schwerere Schäden verursachen.
„Durch zeitnahe Abschätzungen der Auswirkungen können politische Entscheidungsträger ihre Unterstützung gezielt einsetzen und Strategien anpassen, während sich die Folgen extremer Ereignisse noch entfalten“, sagt Usman. Die Forschenden plädieren daher für verstärkte Investitionen in Hitzeschutz in Städten oder verbesserte Wasserbewirtschaftung.
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