Ludwigshafen. Vor wenigen Wochen ist Markus Kamieth durch Indien gereist. Völlig begeistert berichtet er auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn, wie entschlossen erneuerbare Energien dort vorangetrieben werden. Die Großprojekte würden eines Tages äußerst wettbewerbsfähig sein und die Produktion von grünen Energieträgern wie Wasserstoff zu sehr niedrigen Kosten ermöglichen.
„Wenn man es klug anstellt, können Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit Hand in Hand gehen. In Indien geschieht dies schnell und in großem Umfang“, schreibt Kamieth. Dahinter: #ilovebasf.
Gebürtiger Rheinländer soll BASF leiten
Seit Mittwoch ist klar: Ab April wird der gebürtige Rheinländer den weltgrößten Chemiekonzern leiten und Martin Brudermüller beerben. Damit geht die Tradition bei BASF mit Männern an der Spitze weiter. In der gesamten Unternehmensgeschichte hat es noch keine Frau dorthin geschafft. Traditionell sind die Konzernleiter Eigengewächse des Ludwigshafener Konzerns. So auch Kamieth. Doch dazu später mehr.

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Die Transformation der Branche hin zu grüner Energie ist für ihn jedenfalls ein wichtiges Thema. Ohnehin muss er sich, derzeit im Vorstand verantwortlich für Asien, mit überdimensionalen Projekten auskennen. Im südchinesischen Zhanjiang errichtet der Konzern momentan einen neuen Verbundstandort - für zehn Milliarden Euro. Der Bau ist politisch höchst umstritten, Noch-Vorstandsvorsitzender Martin Brudermüller verteidigt ihn immer wieder lautstark.
Kamieth positioniert sich gegen zu starke Regulierung
Bei politischen Debatten prescht Kamieth bislang nicht vor, sondern bleibt lieber im Windschatten. Als der ehemalige Linde-Vorstandsvorsitzende Wolfgang Reitzle „unheilvolle Trends“ für den Industriestandort Deutschland sieht und diesen im Niedergang wähnt, kommentiert der BASF-Manager den Beitrag trocken auf LinkedIn: „Dem ist wenig hinzuzufügen. (. . .) Eine erfolgreiche und klimaneutrale Zukunft kann nicht herbeireguliert oder -debattiert werden. Sie muss erforscht, erfunden und erarbeitet werden. Viele haben das verstanden. In Deutschland und Europa noch zu wenige.“
Kamieth wird 1970 in Dinslaken (Nordrhein-Westfalen) geboren. Nach dem Abitur in seiner Heimatstadt folgt das Chemiestudium an der damaligen Universität-Gesamthochschule Essen. Als Student steht Kamieth für den Herner Eissportverein im Tor. 1998 folgt die Promotion in Organischer Chemie. Es geht um sogenannte molekulare Pinzetten, die als potenzielle Basis für Medikamente gegen Alzheimer und Parkinson erforscht werden.
Kamieth verantwortet seit 2020 BASF-Asiengeschäft
1999 startet Kamieth bei der BASF. Nach wenigen Jahren in Ludwigshafen schickt ihn der Konzern 2005 in die USA. Von Pennsylvania geht es über North Carolina nach New Jersey. Die in den USA gesammelte Manager-Erfahrung kann er 2012 in seinen ersten globalen Top-Job einbringen - als Leiter des Lack- und Beschichtungsgeschäfts.
2017 holt ihn der damalige Konzernchef Kurt Bock in das Leitungsgremium nach Ludwigshafen. Kamieth arbeitet von da an eng mit Martin Brudermüller zusammen, der 2018 neuer Vorstandsvorsitzender wird. Bis heute gelten die beiden Top-Manager als Vertraute, auch ein freundschaftliches Verhältnis soll sie verbinden. Seit 2020 verantwortet Kamieth im Vorstand das Asiengeschäft und sitzt in Hongkong. Dazu kümmert er sich um weitere Geschäftsbereiche.
Neuer Chef ohne Nähe zum Betriebsrat
Über Kamieth ist zu hören, dass er fleißig und inhaltlich immer bestens vorbereitet ist. Mit halb garen Ideen sollten Beschäftigte oder Manager-Kollegen besser nicht zu ihm kommen. Den Konzern mit all seinen Spezialgeschäften kennt er in- und auswendig. Eine besondere Nähe zur Arbeitnehmervertretung wird dem 53-Jährigen nicht nachgesagt. Auch ist er kein offensiver Kämpfertyp wie Brudermüller. Zumindest noch nicht.
Der promovierte Chemiker vereine strategischen Weitblick sowie operative Umsetzungsstärke und werde den Geschäften und Teams bei BASF neue Impulse geben, sagt Aufsichtsratschef Kurt Bock. Der Manager habe während seiner vielen beruflichen Stationen in Deutschland, den USA und Asien hervorragende Ergebnisse erzielt.
Nur neun seiner 24 Jahre bei BASF hat Kamieth in Ludwigshafen verbracht. Am Stammsitz ist er, anders als Technologiechefin, Arbeitsdirektorin und Standortleiterin Melanie Maas-Brunner, eher ein Unbekannter. Maas-Brunner, Mitstreiterin im Rennen um die Spitze, will den Konzern Anfang 2024 verlassen. „Ich habe schon vor einigen Monaten die Entscheidung getroffen, meinen Vorstandsvertrag nicht zu verlängern und mich beruflich neu zu orientieren“, schreibt die Managerin auf LinkedIn.
Noch weitere Personalien bei der BASF
Katja Scharpwinkel wird als neue Arbeitsdirektorin im Vorstand für den Standort Ludwigshafen, Deutschland und Europa zuständig sein. Den Technologie-Chefposten soll Vorstandskollege Stephan Kothrade erhalten. Auch Scharpwinkel und Kothrade sind beide schon viele Jahre bei der BASF.
„Ich habe viel gelernt, ich habe tolle Leute kennengelernt und viele Freunde gefunden“, erklärt Maas-Brunner auf LinkedIn weiter. „Und jetzt freue ich mich auf eine Zukunft mit neuen beruflichen Herausforderungen.“ Dem Vorstand in seiner neuen Konstellation wünscht sie nicht nur strategischen Weitblick - sondern auch das richtige Gespür, um die Stärken des BASF-Teams weiterzuentwickeln.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Künftiger BASF-Chef Markus Kamieth: Signal für mehr Welt, weniger Lu