Hintergrund

Das sind die größten Baustellen bei der BASF

Der künftige BASF-Chef Markus Kamieth wird ohne Zweifel einen der härtesten Jobs in der deutschen Industrie haben. Die Lage der BASF in Kürze

Von 
Bettina Eschbacher und Alexander Jungert
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Der gemeinsame Verbundstandort in Nanjing (China) von BASF und Sinopec. © BASF SE

Ludwigshafen. Der künftige BASF-Chef Markus Kamieth wird ohne Zweifel einen der härtesten Jobs in der deutschen Industrie haben. Hier ist die Lage der BASF in Kürze:

Harte Einschnitte

Zwei wesentliche Sparprogramme laufen. Bei dem einen Programm geht es um die Verschlankung der Verwaltung, vor allem im Stammwerk Ludwigshafen. Bei dem zweiten geht es um die Stilllegung mehrerer Anlagen, die besonders energieintensiv sind. Insgesamt fallen dadurch 2500 Arbeitsplätze in der Ludwigshafener Belegschaft (BASF SE) weg.

Zusammen mit weiteren Effizienzmaßnahmen will der Konzern so künftig eine Milliarde Euro im Jahr einsparen. Das Aus für große Anlagen, wie etwa die TDI-Produktion und eine der beiden Ammoniak-Anlagen, hängt mit den massiv gestiegenen Energiekosten in Deutschland zusammen, die einen Weiterbetrieb der Anlagen aus BASF-Sicht unrentabel machen. Gewerkschaft und Betriebsrat warnen davor, einzig auf Kürzungen zu setzen. Sie fordern Innovationen und Investitionen, um den Standort Ludwigshafen zukunftsfähig zu machen (siehe „Die Transformation“).

Neue Organisation

Mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und sich der klarer strukturierten Konkurrenz aus Asien anzupassen, will das Management drei Bereiche aus dem Verbund der BASF SE herauslösen und sie in selbstständig agierende Einheiten überführen. Es geht einmal um das Agrar-Segment Agricultural Solutions, also um die Produktion von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut. Betroffen sind außerdem die Bereiche Battery Materials, Batteriematerialien vor allem für die E-Mobilität, und Coatings, also Oberflächenbeschichtungen.

Der Arbeitnehmervertretung gefallen diese Pläne gar nicht. „Wir haben uns die Ausgliederung von Unternehmensteilen nicht gewünscht. Jetzt geht es darum, die Überleitung zu gestalten“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat. Grundsätzlich müsse das Unternehmen, die BASF als Ganzes, erhalten bleiben.

Aktivitäten in China

Das Management ist im ständigen Rechtfertigungsmodus. Kritiker warnen, BASF mache sich mit seinem wachsenden China-Geschäft nach teuren Abschreibungen in Russland erneut abhängig von einem autokratischen Regime. In der südchinesischen Provinz Guangdong baut BASF einen riesigen neuen Verbund-Standort - es soll der drittgrößte des Unternehmens werden und bereits der zweite dieser Art in China. Dafür investiert BASF rund zehn Milliarden Euro bis zum Jahr 2030.

Auf der vergangenen Hauptversammlung hat das Management hervorgehoben, die Chancen und Risiken der Investitionen umfangreich analysiert zu haben. Brudermüller erklärt zudem: Das „superprofitable“ Geschäft und das Wachstum in China habe geholfen, eine BASF zu schaffen, die Transformation überhaupt schultern könne. Ohne die China-Ergebnisse lasse sich das, was BASF in Europa plane, gar nicht finanzieren. Dabei muss man wissen: Im Jahr 2023 ist der chinesische Wachstumsmotor in Stocken geraten.

Die Transformation

Transformation ist ein großes Wort, böse Zungen sprechen auch von „Dekarbonisierungsmühsal“. Die BASF kommt bei ihren Klimazielen voran, aber es gibt noch viel zu tun. Betriebsratsvorsitzender Horvat hat es einmal so formuliert: „Wir müssen in Ludwigshafen mehr in grüne Energie, grünen Wasserstoff und Kreislaufwirtschaft investieren.“ Der Konzern solle eine Pionierrolle im Auf- und Ausbau von nachhaltigen Produkten einnehmen - „nicht in China, USA oder irgendwo auf der Welt“, sondern am Stammsitz.

Schwache Konjunktur

Generell erwartet die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie nach einem Krisenjahr keine rasche Erholung 2024. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen für die kommenden Monate seien negativ, hat der Verband der Chemischen Industrie (VCI) erst vor ein paar Tagen berichtet.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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