Mannheim. Transformation ist ein großes Wort. Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck befinde sich mittendrin: Die Branche ist in einem Wandel hin zu CO2-neutralen Lkw. Daimler Truck hat sich dazu entschieden, zweigleisig zu forschen und zu entwickeln - am batterie-elektrischen Antrieb und an der Brennstoffzelle.
Natürlich verändert das die Produktion an den Standorten. Bestimmte Arbeiten fallen weg, neue kommen hinzu. Um die Transformation zu stemmen, hat Daimler Truck in Deutschland einen Fonds ins Leben gerufen. Dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Michael Brecht ist bei einem virtuellen „Medien Roundtable“ anzumerken, dass ihm das wichtig ist. Er habe sich immer dafür eingesetzt.
Hilfe beim Wandel und der Transformation
Der Transformationsfonds hat ein Volumen von rund 500 Millionen Euro. Das Geld wird von Daimler Truck im Rahmen der Investitionsplanung zur Verfügung gestellt. Die Laufzeit des Fonds beginnt Anfang 2024 und endet mit Ablauf des Jahres 2030.
Er stelle zweckgebunden Gelder zur Verfügung, um den Wandel durch Transformation und Digitalisierung „zukunftsweisend und arbeitsplatzverträglich zu gestalten“, erklärt Brecht. Das könnten pro Jahr etwa 75 Millionen Euro sein, mal auch etwas mehr.
Mittel auf Standorte verteilen
Wie viel Geld an einzelne Standorte wie Mannheim fließt und für welchen Zweck, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Über die Verwendung der Mittel entscheidet der Wirtschafts-, Investitions- und Innovationsausschuss, in dem Gesamtbetriebsrat und Unternehmensleitung vertreten sind.
Projektvorschläge können von beiden Seiten eingebracht werden. Kein Standort soll gegenüber einem anderen bevorzugt oder benachteiligt werden. Eine erste Sitzung findet laut Brecht im Oktober statt.
"Riesiger Druck" in der Belegschaft
Während der Arbeitnehmervertreter den Fonds lobt, übt er an anderer Stelle deutlich Kritik. Derzeit gebe es eine starke Orientierung an den Fixkosten, die das Unternehmen deutlich reduzieren wolle. Das löse „einen riesen Druck“ in der Belegschaft aus.
Natürlich wolle auch er ein sehr effizientes Unternehmen. Aber man müsse auch darüber diskutieren, ob man genügend investiere, um langfristig im Geschäft zu sein. „Bei uns arbeiten die Leute auch am Anschlag“, sagt Brecht. Es gebe eine gewisse Resignation, zumindest in den Produktionsstandorten, wie eine weitere deutliche Reduktion der Fixkosten erreicht werden könne.
Lkw-Chefin trimmt auf Rendite
Aus Sicht des Betriebsrats würden die finanziellen Ziele erreicht. Am Mittwochabend erst verkündete der Nutzfahrzeughersteller anhand vorläufiger Zahlen einen größeren operativen Gewinn als erwartet für das zweite Quartal.
Und in der vergangenen Woche hatte Daimler Truck mitgeteilt, sich weiterhin auf beeinflussbare Maßnahmen, insbesondere auf die Senkung der Fixkosten und der Investitionen, konzentrieren zu wollen.
Als Treiberin gilt Vorstandsmitglied Karin Rådström, Chefin der Mercedes-Benz-Lkw. Am Markt gibt es Gerüchte, wonach Rådström eines Tages den Vorstandsvorsitzenden Martin Daum beerben könnte. „Sie geht sehr aggressiv an die Frage der Fixkostenreduktion ran“, sagt Brecht. „Es gibt einige Ideen, die uns als Betriebsräte nicht erfreuen.“ Allgemein komme er mit Rådström „sehr gut“ zurecht. „Aber wir können auch streiten. Im Moment streiten wir uns um die Frage der Fixkosten.“
Das Mercedes-Benz-Werk Mannheim mit derzeit rund 4800 Beschäftigten will sich künftig auf Batterietechnologien und Hochvoltsysteme fokussieren. Schon Ende des Jahres sollen im Mannheimer Innovationslabor die ersten eigenen Batteriezellen gefertigt werden. Eine Entscheidung zu einer möglichen Serienfertigung ist das noch nicht. Brecht macht in dem Gespräch mehrfach klar, dass er eine Batteriezellenfertigung in Deutschland für absolut sinnvoll erachtet. (mit lsw)
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