Daimler Truck

Neuer E-Lkw aus Wörth soll wirtschaftlicher sein als Diesel-Variante

Anfang Oktober will Daimler Truck Weltpremiere für seinen ersten elektrischen Fernverkehrs-Lkw feiern. Gebaut wird der neue eActros 600 in Wörth, aber auch im Werk Mannheim bereitet man sich auf den Serienstart 2024 vor

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Tatjana Junker
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Ein Prototyp bei einer Testfahrt auf verschneiter Strecke in Finnland. © Daimler Truck

Mannheim/Wörth. Der Nutzfahrzeugkonzern Daimler Truck wird seinen ersten Elektro-Lkw für den Fernverkehr am 10. Oktober 2023 als Serienversion vorstellen. Der eActros 600 - so der Name des neuen Modells - soll ab 2024 serienmäßig am Standort Wörth gebaut werden. Im vergangenen Jahr hatte Daimler Truck bereits einen Konzept-Prototyp des neuen E-Lkw auf der Nutzfahrzeugmesse IAA Transportation in Hannover vorgestellt.

Seit Herbst 2021 baut Daimler Truck im pfälzischen Wörth schon serienmäßig den eActros 300/400. Er ist allerdings weniger für den Fernverkehr, sondern eher für den Verteilerverkehr in Städten ausgelegt. Das Modell ist je nach Ausführung mit drei oder vier Batteriepaketen ausgestattet und kommt nach Angaben des Unternehmens auf eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern.

Der eActros 600 soll es unterdessen künftig auf eine Reichweite von rund 500 Kilometern ohne Ladestopp bringen und damit fernverkehrstauglich sein. Die Batterien des neuen Lkw sollen sich laut Daimler Truck an einer Ladesäule mit etwa einem Megawatt Leistung in „deutlich weniger“ als einer halben Stunde von 20 auf 80 Prozent aufladen lassen.

Prototypen gehen in Probebetrieb

Der Nutzfahrzeugkonzern wirbt außerdem damit, dass der eActros 600 durch seinen niedrigen Energieverbrauch der „wirtschaftlichste Fernverkehrs-Lkw“ des Unternehmens ist - auch im Vergleich zum konventionellen Diesel-Actros von Daimler Truck. Das neue Modell könne „die Mehrheit der Diesel-Lkw im wichtigen Fernverkehrs-Segment ablösen“, betont Karin Rådström, CEO von Mercedes-Benz Trucks.

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Alexander Jungert
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Was Speditionen künftig für die Anschaffung eines der neuen Fahrzeuge hinblättern müssen, gibt Daimler Truck noch nicht bekannt. Bei bisherigen eActros-Modellen beträgt der Kaufpreis einem Unternehmenssprecher zufolge grob das Dreifache dessen, was ein herkömmliches Diesel-Modell kostet. Dafür würden die Betriebskosten bei der Elektro-Variante durch eine größere Effizienz der Fahrzeuge, Mautvorteile und höhere Dieselpreise begünstigt, so die Argumentation. Unterdessen laufen auch am Daimler-Truck-Standort Mannheim Vorbereitungen für die Serienfertigung des neuen eActros-Modells: Im hiesigen Lkw-Motorenwerk des Unternehmens werden künftig die sogenannten Frontboxen für den eActros 600 gebaut und dann nach Wörth geliefert. In der Frontbox sind unter anderem Steuergeräte und Hochvolt-Komponenten gebündelt. Das Modul sitzt im Fahrzeug etwa da, wo in herkömmlichen Modellen der Dieselmotor verbaut ist.

Außerdem bauen Beschäftigte im Mannheimer Werk derzeit die Frontboxen für die Prototypen des neuen E-Lasters. Daimler zufolge entsteht im Moment eine entsprechende Flotte von rund 50 Fahrzeugen. Sie sollen in einem nächsten Schritt an erste Kunden für eine Erprobung in der Praxis gegeben werden. Anfang des Jahres seien Prototypen bereits in Finnland auf ihre Tauglichkeit bei Eis und Schnee getestet worden.

Standorte wandeln sich

Neben dem Mannheimer Werk liefern auch die Standorte Gaggenau und Kassel Komponenten für den neuen eActros nach Wörth. „Mit dem eActros 600 verlagert sich der Schwerpunkt der Produktion in unseren Mercedes-Benz Aggregatewerken in Mannheim, Kassel und Gaggenau immer mehr auf die E-Mobilität“, sagt Yaris Pürsün, Leiter der globalen Produktion von Antriebskomponenten bei Daimler Truck.

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Bisher werden im Mannheimer Mercedes-Benz-Werk noch schwerpunktmäßig Diesel-Motoren für große Lkw und Reisebusse gebaut. Schrittweise soll der Standort aber mehr und mehr zu einem Kompetenzzentrum für Batterietechnologien und Hochvoltsysteme umgerüstet werden.

So wird in Mannheim aktuell der Aufbau einer Pilotlinie für die Produktion von Lithium-Ionen-Batteriezellen vorbereitet. Außerdem werden am Standort die Batteriepakete für die eActros-Lkw montiert, die derzeit schon serienmäßig in Wörth gebaut werden. Die Batteriepakete für den neuen eActros 600 werden dem Unternehmen zufolge hingegen nicht in Mannheim zusammengebaut werden, sondern kommen direkt vom chinesischen Partner CATL nach Wörth.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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