Mannheim. Mit dem Ausbau der „Strom-Autobahnen“ in Deutschland geht’s vorwärts. Netzbetreiber Amprion hat sich mit dem japanischen Unternehmen Sumitomo Electric auf die milliardenschwere Lieferung von Erdkabeln für zwei Gleichstrom-Trassen geeinigt. Das Auftragsvolumen liege insgesamt bei über drei Milliarden Euro, teilt Amprion mit. Die dicken Leitungen sollen Windstrom vom Norden in Richtung Süden transportieren.
Was das mit Mannheim zu tun hat? Eine ganze Menge.
Denn die Kabel sollen von dem Traditionsbetrieb Südkabel gefertigt werden. Sumitomo Electric wird dazu 90 Prozent der Südkabel-Anteile vom bisherigen Eigentümer Johann Erich Wilms übernehmen. Die Übernahme soll im September erfolgen. Sumitomo kündigt an, 90 Millionen Euro in den Ausbau der Produktionskapazitäten zu investieren. Kein Wunder, dass sich Sebastian Ebert aus dem Südkabel-Management freut: „Der Einstieg von Sumitomo ist eine sehr gute Nachricht für den Standort Mannheim.“ Auch ein Stellenaufbau sei geplant, Details nennt Ebert allerdings noch nicht.
Südkabel ist eines der ältesten Unternehmen Mannheims, im vergangenen Jahr wurde der 125. Geburtstag gefeiert. 2023 erwirtschafteten die 260 Beschäftigten einen Umsatz von 140 Millionen Euro.
„Südkabel ist nun schlagkräftiger“
Ebert hebt hervor: „Südkabel hat sich bereits aus eigener Kraft aus der Schwächephase gekämpft und einige Großaufträge an Land gezogen. Mit Sumitomo spielen wir in einer ganz anderen Liga. Südkabel ist nun schlagkräftiger auf dem europäischen Energiemarkt.“ Man freue sich sehr auf die Zusammenarbeit. Die Organisation in Mannheim bleibe zunächst unverändert, ebenso der Name Südkabel.
Auch Janna Köke von der Mannheimer IG Metall ist guter Dinge. „Wir freuen uns, dass in Mannheim und Südkabel investiert wird“, sagt die Gewerkschafterin. „Wir glauben, dass es wichtig ist, Sumitomo als starken Eigentümer an der Seite zu haben, um das Potenzial, das sich auf dem Energiemarkt bietet, abzuschöpfen.“
Sumitomo Electric ist fast genau so alt wie Südkabel, Sitz ist die japanische Millionen-Metropole Osaka. Das Unternehmen hat mehr als 400 Tochtergesellschaften und mehr als 280 000 Mitarbeiter in mehr als 30 Ländern. In Deutschland ist Sumitomo Electric bislang nur mit seiner Automotive-Sparte vertreten. „Mit der Übernahme von Südkabel können wir unser Geschäft in Deutschland vollständig lokalisieren, um Amprion und die Energiewende in Deutschland zu unterstützen“, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns. „Zusammen mit unserer neuen Seekabelfabrik, die derzeit in Schottland gebaut wird, werden wir unsere Fertigungskapazitäten für Hochspannungskabel in Europa weiter verstärken und ausbauen.“
Japanische Investitionen in Mannheim häufen sich
Tatsächlich macht sich Mannheim immer mehr einen Namen bei japanischen Investoren. Kyocera hatte 2019 die Keramiksparte des Mannheimer Traditionsbetriebs Friatec übernommen - und baut aktuell an der A 656 neue Gebäude für Logistik, Produktion und Verwaltung. Hitachi Energy, das zur Hitachi-Gruppe gehört und Wurzeln bei ABB hat, zieht im Columbus-Quartier an der B 38 gerade eine neue Firmenzentrale hoch.
Doch zurück zu Südkabel, Sumitomo und Amprion: Beauftragt wurde Sumitomo mit der Lieferung von 525 Kilovolt-Höchstspannungskabeln für die rund 260 Kilometer lange Gleichstrom-Verbindung zwischen Wilhelmshaven (Niedersachsen) und Hamm (NRW), die 2031 in Betrieb gehen soll. Diese Verbindung gehört zum sogenannten Korridor B-Projekt.
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Vorgesehen ist Sumitomo auch als Lieferant für einen Teil des sogenannten Rhein-Main-Links zwischen Niedersachsen und Südhessen. Diese über 500 Kilometer lange Erdkabel-Gleichstromtrasse soll 2033 in Betrieb genommen werden. Die endgültigen Kabel-Lieferverträge dafür sollen in den nächsten zwei Jahren unterzeichnet werden.
„Stromautobahnen sind entscheidend für die deutsche Energiewende und die Transformation unserer Wirtschaft“, sagt der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner, laut der Amprion-Mitteilung. Durch den Bezug von Höchstspannungs-Gleichstrom-Kabeln aus deutscher Produktion leiste Amprion einen Beitrag zur Stärkung der Wirtschaft sowie zur strategischen und „energiepolitischen Souveränität“. (mit lsw)
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