Mannheim. Die Konkurrenz aus Spielekonsolen oder Streamingdiensten wächst stetig, und dennoch behaupten sich Gesellschaftsspiele am Markt. Sie sind immer noch salonfähig und sehr beliebt. Das bestätigt Wolfgang Blatt, Inhaber des Spielzeuggeschäfts Urmel in der Mannheimer Innenstadt. Trotzdem muss er sich anstrengen, damit Kunden in sein Geschäft kommen: „Die Ladenschließungen während Corona haben viele Menschen ins Internet getrieben“, sagt er. Und weil sie merkten, wie einfach das ist, sei es schwer, sie wieder in die Läden zu locken.
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Blatt kennt einen Ausweg: „Wir müssen den Menschen Authentizität, Qualität und Menschlichkeit bieten.“ Dazu etwas Individuelles. Etwa das Mannheimer Wimmelbuch, das ein „Renner“ sei. Oder das Mannheim Memory, das Blatt vor zehn Jahren in Zusammenarbeit mit Ravensburger entwickelt hatte. Vor einigen Wochen hat er es neu aufgelegt. Es umfasst jetzt 24 Kartenpaare, die Sehenswürdigkeiten aus Mannheim wie Christuskirche, SAP Arena, Fernmelde- oder Wasserturm zeigen. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen stammen vom Fotografen Thommy Mardo. „Das Spiel wird sehr gut angenommen“, sagt Blatt - von Touristen, Geschäftsreisenden und Kunden, die Freunde im Ausland besuchten.
Wenig Auskunft zu Memory
Ob das Kartenspiel aus Mannheim ein seltenes Exemplar oder eines unter vielen ist, ist nicht zu erfahren. Der Ravensburger Verlag, der selbst einen Shop in Q 6/Q 7 betreibt, lässt sich - um im Bild zu bleiben - nicht in die Karten schauen. „Wir produzieren vergleichbare Memorys auch von anderen Städten. Welche das genau sind, darüber geben wir keine Auskunft“, heißt es aus der Zentrale in Oberschwaben. Auftraggeber hierfür seien „hauptsächlich rührige Fachhändler“. Bei ihren Fachhandelsbesuchen wiesen die Außendienstmitarbeiter auf diese Möglichkeit hin. Ein vergleichbares Memory mit 24 Sehenswürdigkeiten der Insel ist kürzlich von Norderney erschienen. Initiiert hat es die dortige Bürgerstiftung, die mit den Erlösen gemeinnützige Projekte fördert.
Umsatz fast verdoppelt
Besonders die Corona-Pandemie hat der Branche ein kräftiges Wachstum beschert. Als viele Veranstaltungen, Feste und auch private Feiern im großen Kreis nicht erlaubt waren und die Bevölkerung gezwungen war, zu Hause zu bleiben, waren Gesellschaftsspiele ein beliebter Beitrag zur Abend- und Wochenendunterhaltung.
Das belegen Zahlen zum Umsatz. Nach Angaben der Online-Plattform für Statistik, Statista, hat sich der Umsatz mit Gesellschaftsspielen und Puzzles in Deutschland zwischen 2013 und 2021 nahezu verdoppelt. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind in der Statistik deutlich abzulesen: 2021 wurden Brett- und Kartenspiele sowie Puzzles für 747 Millionen Euro verkauft, das sind über 20 Prozent mehr als im Vorkrisenjahr 2019.
Dass inzwischen wieder allen anderen Freizeitaktivitäten nachgegangen werden kann, spüren die Unternehmen, die im Deutschen Verband der Spielwarenindustrie (DVSI) als Spieleverlage e.V. organisiert sind, in ihren Bilanzen. Der ganz große Boom ist erst einmal gestoppt. Ukraine-Krieg, die Energiekrise und die hohe Inflation sind auch an den Verlagen nicht ohne Folgen geblieben.
Wie sich der Umsatz verteilt
Nach einem acht Jahre anhaltenden Aufwärtstrend gingen die Aufträge zuletzt um fünf Prozent zurück. Die Anteile verteilen sich ganz unterschiedlich: Auf reine Kinderspiele entfallen ungefähr ein Fünftel des Umsatzes, Familien- und Erwachsenenspiele machen ungefähr ein Drittel aus. Puzzle und Kartenspiele kommen auf jeweils rund 15 Prozent. Immerhin: In diesem Jahr rechnet die Branche wieder mit einem leichten Wachstum.
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