Inflation

Mannheimer ZEW: Hohe Lohnabschlüsse machen das Reisen teurer

Die Inflationsrate ist im Mai auf 6,1 Prozent gesunken. ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann sieht  darin keinen Grund zur Entwarnung

Von 
Walter Serif
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Symbolbild. © Jonas Walzberg/dpa

Mannheim. Mit Blick auf die nackten Zahlen entspannt sich die Inflation in Deutschland wieder. Das Statistische Bundesamt hat sogar einen starken Rückgang der Teuerungsrate von 7,2 Prozent im April auf 6,1 Prozent im Mai festgestellt. Für Friedrich Heinemann vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat sich am Grundbefund aber wenig geändert. „Deutschland und die Eurozone leiden weiterhin unter einer Inflation, die immer noch mehr als vier Prozentpunkte über dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent liegt“, sagt er und fügt dem gleich eine Warnung hinzu: „Wer jetzt wegen des Rückgangs der Inflation schon die Rückkehr zur Preisstabilität erwartet, könnte sich zu früh freuen.“

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Preise bei Lebensmitteln fallen leicht

Natürlich hat auch der Ökonom registriert, dass die Preise bei den Lebensmitteln leicht fallen. Außerdem verringert das Deutschland-Ticket die Kosten für den Nahverkehr. Dahinter setzt Heinemann aber ein fettes Aber. "Gleichzeitig kommt die stärker lohnkostengetriebene Inflation bei vielen Dienstleistungen jetzt erst richtig in Gang", sagt er. Und das hat nach seiner Ansicht Konsequenzen: "In den Sommermonaten werden Verbraucherinnen und Verbraucher dies bei den Preisen für Tourismus-Dienstleistungen stark spüren." Heinemanns Fazit: "Auch wenn der kriegsbedingte Inflationsgipfel hinter uns liegt, so gibt es noch keine Anzeichen für eine Rückkehr zur Preisstabilität. Das sind schlechte Nachrichten für die Konjunktur: Der inflationäre Kaufkraftverlust setzt sich fort.“

Die Finanzexperten rechnen nach einer ZEW-Umfrage für die kommenden Jahre mit einem Rückgang der Inflation. Sie glauben aber, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Inflationsziel von zwei Prozent wahrscheinlich erst nach 2025 erreichen wird. Für 2023 prognostizieren die Experten mindestens einen weiteren Zinsschritt. Gegenwärtig liegt der Leitzins bei 3,75 Prozent. In den Jahren 2024 und 2025 könnten die Zinsen dann nach Einschätzung der Marktbeobachter wieder sinken. „Erstmals seit Anfang 2021 sehen wir keinen Anstieg der Inflationserwartungen der Finanzmarktexpertinnen und -experten mehr“, sagt ZEW-Wissenschaftler Frank Brückbauer. Wie im Februar wurde die Lohnentwicklung im Euroraum als wichtiger Inflationstreiber genannt. „Allerdings tragen sinkende Energiepreise und die EZB-Zinspolitik dazu bei, dass einige Befragte jetzt von etwas niedrigeren Inflationsraten ausgehen“, so Brückbauer.

 

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Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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