Wirtschaft

Studie des ZEW Mannheim: Auch Unternehmen leiden an Long Covid

Die Unternehmen haben während der Pandemie ihre Innovationsausgaben stark heruntergefahren. Warum sie aber auch danach noch an Long Covid leiden, erklärt eine Studie des ZEW Mannheim

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Walter Serif
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Auch ihre Forschungsausgaben haben die deutschen Unternehmen in den Pandemiejahren kräftig gekürzt. © Andreas Arnold/dpa

Mannheim. Die Pandemie hat 2020 die Wirtschaft in eine tiefe Rezession gestürzt - diese Erkenntnis ist nicht neu. Und natürlich weiß auch jeder, dass ohne die umfassenden Staatshilfen - wie das Kurzarbeitergeld - der ökonomische Absturz Deutschlands viel schlimmer gewesen wäre. Aber klar ist auch: Die Unternehmen mussten ebenfalls etwas tun.

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Das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) wollte wissen, ob die Unternehmen - wie schon in früheren Krisen - den Hebel vor allem bei den Innovationsausgaben angesetzt und die Mittel für diesen Posten deutlich reduziert haben. Vorweg: Die Antwort in der aktuellen Studie lautet Ja.

Die Studie fußt auf Daten des Mannheimer Innovationspanels (MIP) für die Jahre 2019 bis 2022. Die Forscherinnen und Forscher untersuchten dabei die kurz- und langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf die Innovationsausgaben von 2400 Unternehmen. Bei denjenigen Unternehmen, die stark von der Pandemie betroffen waren, sanken 2020 die Mittel für Forschung und Entwicklung um rund 13 Prozent. Die Innovationsausgaben wurden sogar um knapp 18 Prozent gekürzt. Betriebe, die vor der Krise ihren Digitalisierungsgrad erhöht hatten, erwiesen sich widerstandsfähiger und reduzierten ihre Innovationsausgaben in weitaus niedrigerem Maß.

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Die stark von der Pandemie betroffenen Unternehmen haben ihre Ausgaben aber nicht nur kurzfristig, sondern auch auf lange Sicht heruntergefahren. „Man kann sagen, dass die Unternehmen unter einer besonderen Art von Long-Covid in Bezug auf ihre Innovationsaktivitäten leiden“, so ZEW-Wissenschaftlerin Bettina Peters. Und das hat natürlich Folgen: Diese langfristigen Covid-Effekte hemmen die wirtschaftliche Erholung der Betriebe nach der Krise. Denn ohne Innovationen lässt sich das Wachstum auch nach der Krise nicht so leicht ankurbeln.

Unternehmen, die 2020 negativ von der Pandemie betroffen waren, verringerten auch noch 2021 ihre Innovationsausgaben um 2,3 Prozent. Ein Jahr später war es noch immer knapp ein Prozent. Verglichen mit dem Vor-Pandemie-Jahr 2019 verzeichneten diese auch noch 2022 einen erheblichen Rückgang der Innovationsausgaben.

Es gab aber auch Unternehmen, die stark von der Pandemie profitierten - zum Beispiel solche, die medizinische Geräte oder digitale Lösungen im Programm hatten. Und dennoch senkten auch sie 2020 ihre Ausgaben - und zwar besonders stark, bei Forschung und Entwicklung betrug das Minus 20 Prozent, bei den Innovationen waren es sogar 26 Prozent). Warum denn nur? Sie brauchten kurzfristig Kapital, um die Produktion anzukurbeln, weil die Nachfrage gestiegen war. Diese Betriebe setzten also kein Sparprogramm aus der Not um.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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