Studie

LinkedIn: Studie zeigt Diskriminierung bei schwarzen Menschen

Forschende aus Mannheim haben untersucht, warum bestimmte Gruppen auf dem Jobmarkt unterrepräsentiert sind. Welche Rolle Netzwerke, wie LinkedIn spielen

Von 
Walter Serif
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Kontaktanfragen von schwarzen Menschen werden auf Linkedin häufiger abgelehnt, haben Mannheimer Forscher herausgefunden. © Rolf Vennenbernd/dpa

Mannheim. Wer sich ein berufliches Netzwerk aufbauen will, kommt an der Karriereplattform Linkedin kaum vorbei. In den USA werden zum Beispiel etwa die Hälfte der Arbeitsplätze durch Informationen und Empfehlungen aus informellen Netzwerken wie Linkedin besetzt. Gerade hochdotierte Jobs werden dabei meist von einflussreichen Personen mit Insiderwissen vermittelt.

„Linkedin-Netzwerke funktionieren wie ein Klub“

Auf dem Jobmarkt unterrepräsentierte Gruppen haben dagegen einen schlechteren Zugang zu Top-Jobs und profitieren weniger von ihren beruflichen Netzwerken. Eine gemeinsame Studie der Universität Mannheim und des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat untersucht, ob Diskriminierung sich auf die Größe und die Qualität der Jobnetzwerke von schwarzen Menschen auswirkt und damit eine Ursache ihrer Unterrepräsentation in Top-Berufen ist.

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Das Ergebnis der Studie: Das Kernproblem für diese Gruppe besteht darin, Zugang zu den Karriereportalen zu bekommen. Diese Hürde zu nehmen, ist nicht einfach, weil schwarze US-Amerikaner aufgrund ihres Aussehens diskriminiert werden. Kontaktanfragen schwarzer US-Amerikaner werden deshalb auf Linkedin häufiger abgelehnt. Allerdings verschwindet die Diskriminierung, wenn die Kontaktanfragen angenommen werden. Schwarze Menschen bekommen dann bei Fragen zu Karrieretipps in ihrem persönlichen Netzwerk genauso viele und qualitativ gleichwertige Antworten wie weiße Menschen.

Diskriminierung an der Netzwerktür

„Die jeweiligen Linkedin-Netzwerke funktionieren wie ein Klub. Schwarze Menschen haben es schwerer, reinzukommen. Im Schnitt werden ihre Kontaktanfragen 13 Prozent weniger als bei weißen Menschen angenommen. Sobald sie aber den ‚Klub‘ betreten, gibt es keine Hinweise mehr auf diskriminierendes Verhalten. Daher kann man diese Form der Diskriminierung auch als eine Art Türstehereffekt bezeichnen“, sagt ZEW-Wissenschaftlerin Yulia Evsyukova. Die Ergebnisse aus der Studie sind nach ihrer Einschätzung auch auf Deutschland übertragbar. „Zum Beispiel bei Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund.“

Wladislaw Mill, Forscher an der Universität Mannheim, ergänzt: „Die Ergebnisse überraschten uns in zweierlei Hinsicht. Wir vermuteten, dass sich die Diskriminierung auch dann noch zeigt, wenn Kontakte um etwas bitten, zum Beispiel Ratschläge zu Karrierefragen. Das war nicht der Fall“, sagt er. Und: „Uns überraschte aber auch, dass weiße Frauen und junge Nutzer schwarze Männer am stärksten diskriminierten.“

20 000 Kontaktanfragen von mit KI erstellten fiktiven Profilen

Das Feldexperiment konnte dank KI-generierten Profilbildern verwirklicht werden, erklärt Mills Kollege Felix Rusche, der auch an der Studie mitgearbeitet hat: „Mithilfe von Künstlicher Intelligenz konnten wir Merkmale wie die Hautfarbe variieren, die einer bestimmten Bevölkerungsgruppe zugeschrieben werden. Dabei achteten wir sehr darauf, dass die Bilder darüber hinaus als ‚in hohem Maße vergleichbar‘ eingestuft wurden“, sagt Rusche. Die Forscher erstellten mehr als 400 fiktive Profile von jungen, männlichen Berufstätigen und schickten Kontaktanfragen an 20 000 Amerikanerinnen und Amerikaner aus den USA.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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