Die älteren Semester kennen vielleicht noch diesen DDR-Witz: „Wie heißen die vier Feinde des Sozialismus? Frühling, Sommer, Herbst und Winter.“ Die DDR ist zwar untergegangen, aber der Witz hat überlebt - und wird inzwischen gerne auf das Dauer-Chaos bei der Bahn angewendet. Notorische Bedenkenträger können es deshalb nicht fassen, dass auch mal etwas klappt.
Wie die Generalsanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Diese ist zwar noch bis zum 14. Dezember gesperrt, aber es sieht so aus, als würde die Bahn die große Herausforderung wider Erwarten einigermaßen meistern.
Erinnerungen an Strecken-Sperrung vor sieben Jahren
Letztendlich bleibt die Bahn aber die Bahn. Die erste Woche der Streckensperrung der Rheintalbahn zwischen Rastatt und Baden-Baden hat die Pendlerinnen und Pendler teilweise in den Wahnsinn getrieben. Viele erlebten ein Déjà-vu. Zur Erinnerung: Vor sieben Jahren war die Strecke nach einer Havarie sieben Wochen gesperrt worden und hatte die Menschen zur Verzweiflung getrieben, weil der Schienenersatzverkehr eine Katastrophe war.
Bei der aktuellen Sperrung, die noch bis zum 30. August dauert, hat die Bahn nach eigener Einschätzung die Probleme inzwischen wieder unter Kontrolle. Es wurden „zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um den Ersatzverkehr schnellstmöglich zu verbessern“, so eine Sprecherin. Und liefert indirekt gleich nach, was alles schief gelaufen ist: „Im Fernverkehr haben wir die Anzahl der Ersatzbusse erhöht. Zusätzliches Servicepersonal am Bahnhof Baden-Baden unterstützt die Reisenden.“
Auch auf die Kritik an der Haltestelle für die Fernverkehrsbusse in Baden-Baden hat die Bahn reagiert. Diese wurden jetzt „vor das Empfangsgebäude verlegt, so dass die Wege für die Reisenden jetzt wesentlich kürzer sind“. Gut so, fragt sich nur, warum das nicht gleich so gemacht wurde. Am Anfang gab es nur fünf statt jetzt zehn Busse. Die Fahrgäste mussten mit ihrem Gepäck bei hohen Temperaturen eine gefühlt ewig lange Strecke laufen. Die angekündigten Hinweisschilder hatte man auch vergessen. Und das zusätzliche Servicepersonal müsste nicht nur herumstehen, sondern könnte den älteren Leuten beim Tragen helfen.
Zu stark nachgefragten Reisezeiten kann die 2. Klasse ausgebucht sein
Und dann gibt es ja auch noch die bahntypischen Kommunikationsprobleme. So war der Autor dieser Zeilen bass erstaunt, als er vergangene Woche zwei Verbindungen nach Basel und zurück nach Mannheim online buchen wollte. Die Meldungen in der App waren merkwürdig: Demnach würden diese Züge nur mit Wagen der 1. Klasse verkehren. Die Fahrten hätten selbst mit der Bahncard 50 mehr als 130 Euro gekostet. Wollte die Bahn auf diese Weise auch noch Kasse machen? Natürlich nicht, teilt die Sprecherin mit. „Zu besonders stark nachgefragten Reisezeiten kann es dazu kommen, dass die 2. Klasse eines ICE ausgebucht ist und nur noch in der 1. Klasse freie Sitzplätze verfügbar sind.“
Tja, dieser Hinweis fehlte leider. Und auch der Tipp, dass man auch mit einem Flexpreis-Ticket sein Glück hätte versuchen können. Man könne - so die Sprecherin - auch in der 2. Klasse ausgebuchte Züge nutzen. „Wenn auch ohne Garantie auf einen Sitzplatz beziehungsweise auf eine Mitfahrt.“
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