Mannheim. „Die Unternehmensnachfolge ist das zentralste und wichtigste Problem, dem wir uns die nächsten Jahre stellen müssen“, sagt Manfred Schnabel, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein Neckar. Laut einer Umfrage, die die Kammer unter ihren Mitgliedern durchgeführt hat, plant rund ein Viertel der Unternehmerinnen und Unternehmer eine Schließung statt einer Übergabe.
Der Grund dafür sei, dass kein Nachfolger zu finden ist. „Es gibt insgesamt dreimal so viele Übergeber wie Übernehmer und in besonders betroffenen Branchen, wie Handel und Gastronomie, sogar sechsmal so viele“, sagt Schnabel.
Altersstruktur, bürokratische Hürden und fehlendes Interesse erschweren Übergaben
In Baden-Württemberg stehen in den nächsten Jahren aufgrund der Altersstruktur knapp die Hälfte der Selbstständigen vor der Entscheidung, ob und an wen sie ihren Betrieb weitergeben. Die Gründe für die Schwierigkeiten bei der Übergabe sind laut der Umfrage vielschichtig, wobei einige Hauptursachen benannt werden.
Die aktuelle gesamtwirtschaftliche Situation sehen die Befragten an erster Stelle. Gleich danach benennen sie das Problem, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Auch die Politik erschwert die Übergabe aus Sicht der Unternehmer durch „Bürokratie, Regulierung und behördliche Auflagen“.
Dazu komme das mangelnde Interesse an Selbstständigkeit und Unternehmertum. Einen Grund dafür sieht Schnabel in der geringen Wertschätzung des Unternehmertums - in der Krimireihe Tatort seien Unternehmer häufiger die Täter als Berufskriminelle.
IHK Rhein-Neckar fordert bessere Rahmenbedingungen für Unternehmen
Schnabel fordert die Politik auf, die Rahmenbedingungen für Unternehmertum, Innovationen und Investitionen wieder zu verbessern. In der IHK-Agenda 2030 hat die Kammer Lösungsansätze ausgearbeitet. Darin fordert sie einen Abbau von Regulatorik, die Förderung der Wirtschaft als Ganzes sowie Investitionen des Staates in Infrastruktur, digitale Verwaltung und Bildung.
Außerdem eine Unternehmenssteuerreform sowie eine Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, die Anreize für die Arbeitsaufnahme setzt und die Sozialabgaben nicht weiter steigen lässt.
Wer sich bei der Unternehmensnachfolge helfen lassen möchte, kann sich an die IHK wenden. Sie hat ein Moderatorenprogramm entwickelt, das bei der Suche nach einem Nachfolger hilft und auch bei Schwierigkeiten beratend zur Seite steht. Laut Christian Schwöbel, Bereichsleiter Existenzgründung und Unternehmensförderung (IHK), sind Übergaben „immer auch ein sehr emotionales Thema, da viel Herzblut des Unternehmers im Betrieb steckt“, so dass viel Sensibilität gefragt sei.
Die IHK hat einen Fahrplan entwickelt, der Schritt für Schritt durch die Unternehmensübergabe führt. Das Moderatorenprogramm unterstützt beide Parteien bei jedem Schritt. Auf der Nachfolgebörse „nexxt-change“ können Interessierte und Anbieter zusammenfinden. Dort sind Betriebe aufgeführt, die nach einem Nachfolger suchen. Zudem unterstütze die IHK bei Finanzierungsfragen und vermittele Fördermittel an die Übernehmer.
Die Vorbereitung der Betriebsübergabe und die Suche nach einem Nachfolger solle mindestens drei Jahre vorher beginnen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/wirtschaft_artikel,-regionale-wirtschaft-ihk-rhein-neckar-hilft-unternehmen-bei-der-suche-nach-nachfolgern-_arid,2180459.html