Heidelberg, Mannheim. Zuletzt war es um die Immobilie des ehemaligen Galeria-Kaufhauses am Heidelberger Bismarckplatz ruhig geworden. Vor gut einem Jahr war bekannt geworden, dass die RFR Management GmbH aus Frankfurt das Gebäude nach der Insolvenz der Signa-Gruppe um René Benko gekauft hatte. Doch über weitere Pläne der Unternehmensgruppe war in der Folge nichts mehr zu hören.
Jetzt aber könnte ein Neuanfang an Heidelbergs zentralstem Platz bevorstehen, denn das Gebäude – eines der prominentesten der Universitätsstadt - hat einen neuen Besitzer. Sabri Cetrez, ein Kaufmann aus Leimen, hat die Immobilie Mitte September gekauft. Das bestätigten Cetrez und der Heidelberger Immobilienmakler Frieder Strohauer dieser Redaktion. Strohauer hat den Kaufprozess begleitet und Familie Cetrez dabei betreut und beraten.
Auch Einzelhandel spielt wieder eine große Rolle
Sabri Cetrez hat mit dem früheren Kaufhaus Großes vor. Er will es in den nächsten eineinhalb Jahren sanieren, um die etwa 12.000 Quadratmeter Fläche danach wiederbeleben zu können. Im Untergeschoss soll ein großer Supermarkt einziehen, darüber sind drei Etagen für den Einzelhandel vorgesehen. Im dritten und vierten Obergeschoss ist ein Fitnessstudio geplant, im fünften Obergeschoss Gastronomie. Darüber, in der früheren Verwaltungsetage des Kaufhof, kann sich der neue Eigentümer kleinere Büros beispielsweise für Start-ups vorstellen.
Der an der Außenfassade verlaufende gläserne Aufzug, der in den vergangenen Jahren außer Betrieb war, soll ebenfalls wieder zum Laufen gebracht werden. Stichwort Fassade: Die will Cetrez zunächst weitgehend so belassen, um Zeit zu gewinnen und das Gebäude möglichst bald an die künftigen Mieter übergeben zu können.
Wer in das Gebäude einzieht, bleibt noch ein Geheimnis. „Es ist noch nichts unterschrieben“, sagt Strohauer, „bei Fitness und dem Supermarkt sind wir aber sehr weit mit den Verhandlungen.“ Auch die Einzelhandelsfläche könnte er schon jetzt an einen Interessenten vergeben. „Wir wollen aber etwas Hochwertiges, über das sich Heidelberg freuen kann.“
Neuer Besitzer will fünf bis zehn Millionen Euro investieren
Bis zur Eröffnung ist am Gebäude noch einiges zu erledigen. Was genau, das soll das Heidelberger Architekturbüro Knorn in den nächsten Wochen erarbeiten. Es soll unter anderem die technische Prüfung vornehmen und feststellen, inwieweit zum Beispiel die Haustechnik noch intakt ist. Ziel ist es, so Strohauer, bis zum Jahresende einen Bauantrag bei der Stadt zu stellen. Die Verwaltung habe bereits zugesagt, diesen mit hoher Priorität zu behandeln. Bis Ende 2026 solle der Umbau abgeschlossen sein. Danach könnten die Mieter ihre Flächen einrichten. Fünf bis zehn Millionen Euro will Cetrez investieren.
Galeria
Nach mehreren Insolvenzverfahren von Galeria Karstadt Kaufhof gibt es in der Region noch Galeria-Kaufhäuser in Mannheim, Heidelberg, Viernheim und Speyer .
Bundesweit betreibt das Unternehmen nach eigenen Angaben 83 Filialen in rund 70 Städten . 2020 waren es noch 171 Kaufhäuser .
Seit 1. August 2024 sind die US-Investmentgesellschaft NRDC und eine Beteiligungsfirma des Unternehmers und Präsidenten des Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim, Bernd Beetz , Eigentümer des Warenhauskonzerns.
Die Galeria-Filiale wurde Anfang 2024 geschlossen, zeitgleich mit mehr als einem Dutzend weiterer Standorte bundesweit im Zuge der zweiten Insolvenz des Warenhauskonzerns. Beim Anblick des äußeren Verfalls der Immobilie und ihres Umfelds habe Cetrez das Herz geblutet, berichtet Strohauer. „Ein Leerstand in dieser wichtigen Lage in Heidelberg - das gibt‘s doch nicht“, so Cetrez. Zum Kaufpreis machten beide keine Angaben. „Darüber wurde Stillschweigen vereinbart“, so Strohauer. Die etwa halbjährigen Verhandlungen mit RFR bezeichnet er als „fair und korrekt“.
Für die Immobilie, 1961 als „Horten“ eröffnet, sollen Investoren nicht gerade Schlange gestanden haben. Auch wegen der gläsernen Fassade zum Bismarckplatz hin wird dem Bau ein hoher Energieverbrauch attestiert. Dass sich nun mit Sabri Cetrez doch ein Käufer gefunden hat, erklärt Strohauer mit „Lokalpatriotismus“.
Noch unklare Besitzverhältnisse in Mannheim
Beim Mannheimer Galeria-Standort am Paradeplatz sind die Besitzverhältnisse indes noch nicht geklärt. Eigentlich wollte der Mannheimer Projektentwickler Egon Scheuermann mit der Gesellschaft Mannheim P1 GmbH & Co. KG, an der er 50 Prozent hält, die Immobilie im Sommer 2024 kaufen und in das Gebäude investieren. Der geplante Deal, der eine deutlich geringere Miete als unter dem vorherigen Eigentümer Signa-Gruppe beinhaltete, war entscheidend dafür, dass diese Filiale überhaupt weiter besteht.
Dass der Kauf nicht zustande gekommen war, wurde erst Ende Juli bekannt, als das Maklerhaus Lührmann mitteilte, im Auftrag des Insolvenzverwalters einen neuen Käufer zu suchen. Der Kauf Scheuermanns scheiterte, weil ein Vertrag mit Rewe für das Untergeschoss des Kaufhauses scheiterte und damit das Finanzierungskonzept nicht mehr gültig war.
Das Bieterverfahren Lührmanns für interessierte Investoren endete am 8. August. Seitdem sind keine Informationen über den Verlauf des Verfahrens mehr geflossen. Zwei Nachfragen dieser Redaktion an Lührmann – zuletzt am Donnerstag – blieben unbeantwortet. Scheuermann selbst hat nach eigenen Angaben erneut sein Interesse bekundet und ein Kaufangebot abgegeben.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/wirtschaft_artikel,-regionale-wirtschaft-heidelberger-kaufhof-hat-neuen-besitzer-aber-was-ist-mit-mannheim-_arid,2333038.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/wirtschaft_artikel,-regionale-wirtschaft-warum-das-galeria-haus-in-mannheim-wieder-zum-verkauf-steht-_arid,2319059.html