Immobilienmarkt

Häuser und Wohnungen sind in Mannheim günstiger zu haben

Laut Zahlen der Hypovereinsbank ist der Immobilienmarkt nach Jahren explodierender Preise gekippt. Keine guten Nachrichten gibt es allerdings für Mieter

Von 
Dieter Keller
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Mannheim. Seit Frühjahr 2022 hat sich der Markt für Wohnimmobilien in Mannheim und Ludwigshafen gedreht: Die Explosion der Kaufpreise ist vorbei. Nur die Mieten steigen weiter. Das zeigt ein neuer Marktbericht der Hypovereinsbank. Weil die Kreditzinsen ebenso enorm gestiegen sind wie die Baupreise, hat die Nachfrage deutlich abgenommen, und in manchen Bereichen fielen die Preise spürbar, berichtete Axel Liedy, Leiter Private Banking Rhein-Neckar der Bank, im Gespräch mit dieser Zeitung. Dafür wurden Daten der Immobiliengutachter der Hypovereinsbank ausgewertet. Da die Zinsen aktuell sinken, rechnet er im kommenden Jahr allerdings wieder mit einem Anziehen der Nachfrage, und das nicht nur bei mittleren und preiswerten, sondern auch bei gehobenen Immobilien. Bei älteren Gebäuden ist die energetische Sanierung ein entscheidendes Thema.

Einfamilienhäuser Mannheim

Die Zeit steigender Preise ist erst einmal vorbei: Nachdem Häuser und Grundstücke in der Quadratestadt bis 2022 um etwa zehn Prozent pro Jahr teurer wurden, beobachtet Lorenzo Reina, Immobilienspezialist der Hypovereinsbank in der Region, Rückgänge von fünf bis sieben Prozent jährlich. Zudem werde deutlich weniger verkauft. Für Entlastung hat gesorgt, dass auf den Konversionsflächen Franklin, Hammonds und Spinelli viel gebaut wird. Gerade bei älteren Häusern spielt der energetische Zustand eine wachsende Rolle. Der Energieausweis sei eine „absolute Pflichtunterlage“, so Liedy. Gerade die Bank sehe ihn sich bei der Finanzierung genau an und spreche mit ihren Kunden über mögliche Sanierungskonzepte, wenn die Stufe E und schlechter ausgewiesen ist. Ein schlechter Wert senkt den Wert einer Immobilie inzwischen enorm, weil eine energetische Sanierung schwer ins Geld gehen kann.

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Eigentumswohnungen Mannheim

Mitte 2022 ist der Markt für Eigentumswohnungen gekippt: Während Neubauten bis dahin im Schnitt acht Prozent pro Jahr teurer wurden, sinken die Preise seither um jährlich fünf bis sieben Prozent. Dafür sorgt unter anderem, dass Investoren, die vermieten wollen, angesichts des hohen Zinsniveaus derzeit deutlich renditeträchtigere Anlagemöglichkeiten finden. Für neue Eigentumswohnungen in bester Lage in der Oststadt und auf dem Lindenhof werden aktuell 6000 bis 7300 Euro pro Quadratmeter verlangt. Bei mittlerer Lage, etwa von Seckenheim oder Vogelstang, sind es nach Beobachtung der Hypovereinsbank 4700 bis 5500 Euro. Da die Baugenehmigungen abnehmen, rechnet Reina allerdings mit weniger Neubau, was die Preise stabilisieren dürfte.

Mietwohnungen Mannheim

Egal ob die Lage sehr gut oder einfach ist - in allen Segmenten ist von Preisrückgängen keine Spur. In den vergangenen Jahren sind die Mieten um zwei Prozent pro Jahr gestiegen, und das dürfte anhalten. Zwar werden in Mannheim relativ viele neue Wohnungen gebaut. Doch jetzt verzögern sich Projekte. Für zusätzlichen Druck sorgen erfolglose Kaufinteressenten sowie der anhaltende Zuzug nach Mannheim. Bei Neuvermietung werden derzeit in bester Lage 14,50 bis 17,50 Euro pro Quadratmeter kalt gezahlt, in einfacher Lage 8,50 bis 10,50 Euro.

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Der Markt in Ludwigshafen

Auf der linken Rheinseite ist das Preisniveau deutlich niedriger als auf der rechten. Neue Eigentumswohnungen in guter Lage sind hier im Schwerpunkt für rund 4100 Euro pro Quadratmeter zu haben, während in Mannheim 5300 Euro verlangt werden und in Heidelberg sogar 6000 Euro. Zudem sinken die Preise seit Mitte 2022 bei Neubauten um fünf bis sieben Prozent pro Jahr. Zuvor registrierten die Experten der Hypovereinsbank noch einen Anstieg von jährlich sieben Prozent. Anders sieht es bei Mietwohnungen aus, auch weil neben Geflüchteten auch Interessenten aus dem teureren Mannheim hereindrängen. Für eine Mietwohnung in einem Neubau in guter Lage werden im Schnitt 11,50 Euro pro Quadratmeter gezahlt. In Mannheim sind es 13,50 Euro.

Die Aussichten

Nachdem die Zinsen für Immobilienkredite zeitweise deutlich über vier Prozent gestiegen waren, fallen sie derzeit wieder deutlich. Der Abwärtstrend dürfte anhalten. Dadurch kann sich möglicherweise wieder mancher den Traum vom eigenen Heim erfüllen. „Abwarten kann Sinn machen“, meint Reina. Das Thema Verlängerung bestehender Immobilienkredite sieht Liedy gelassen. Auch die Hypovereinsbank biete Darlehen mit 30 Jahren Laufzeit. Wer so einen Vertrag mit ein oder zwei Prozent Zinsen abgeschlossen hat, ist fein raus.

Wer einen Neubau kaufen will, sollte sich den Bauträger genau ansehen: „Wir gehen davon aus, dass es nicht jeder schafft.“ Es drohen wohl noch Insolvenzen. Zunehmend sind Kredite für energetische Sanierungen von Immobilien gefragt, die den Bewohnern schon länger gehören. Sie machen bei der Hypovereinsbank aktuell etwa 15 Prozent aus.

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