Mannheim. Gut drei Wochen lang war die Main-Neckar-Bahn zwischen Darmstadt und Mannheim/Heidelberg wegen Instandhaltungsarbeiten jetzt gesperrt - seit dem frühen Montagmorgen rollt der Verkehr dort wieder regulär. Während die Bahn von einem insgesamt funktionierenden Ersatzkonzept während der Sperrung spricht, gibt es vom Fahrgastverband Pro Bahn in Hessen nun heftige Kritik.
Dort spricht man von „untragbaren Zuständen“, die Reisende und Pendler während der rund dreiwöchigen Phase hätten erdulden müssen - unter anderem auf der Riedbahn, die von Frankfurt über Biblis nach Mannheim führt. Über sie wurde der Großteil des Fernverkehrs von der Main-Neckar-Bahn umgeleitet.
Züge bei Lampertheim oder Biblis vorzeitig gewendet
So hätten zum Beispiel die Züge des RE 70, ein Regionalexpress, der von Frankfurt über Biblis und Lampertheim nach Mannheim fährt, häufig 45 Minuten und teilweise sogar bis zu zwei Stunden Verspätung gehabt. Um die Verspätung zu regulieren, seien die Züge von Frankfurt aus zudem sehr oft nur bis Lampertheim oder Biblis gefahren und hätten dann vorzeitig gewendet. Fahrgäste nach Mannheim hätten dann aussteigen und an den Zwischenstationen auf den nächsten Zug nach Mannheim warten müssen. „Und auch da war dann manchmal nicht klar, ob der nächste Zug wirklich bis nach Mannheim fährt“, kritisiert Philipp Loth, stellvertretender Landesvorsitzender bei Pro Bahn Hessen. „Mit solche Zuständen fällt es schwer, die Menschen noch von einer Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu überzeugen“, so Loth.
Dabei sei es „dringend notwendig, mehr Menschen auf die Schiene zu bringen, um die Klimaziele erreichen zu können.“ Neben der Riedbahn sei auch die Ludwigsbahn - sie führt von Mainz über Worms nach Mannheim - von der Main-Neckar-Bahn-Sperrung betroffen gewesen. Hier sei es auf mehreren S- und Regionalbahnlinien zu großen Verspätungen gekommen, weil die Trasse durch die zusätzlich umgeleiteten Züge von der Main-Neckar-Bahn überlastet gewesen sei.
Deutsche Bahn: „Ersatzkonzept hat funktioniert“
Unter dem Strich drängt der Fahrgastverband nun vor allem darauf, dass sich „eine solche Katastrophe“ nicht wiederholt, wenn demnächst weitere Sperrungen anstehen: ab März zunächst bei der Ludwigsbahn und ab Juli dann bei der Riedbahn.
Bei der Deutschen Bahn zeigt man sich unterdessen zufrieden mit dem Verlauf der Main-Neckar-Bahn-Arbeiten: Man habe das geplante Baupensum in den drei Wochen komplett umsetzen können, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage. Zur Kritik von Pro Bahn heißt es, insgesamt habe das umfangreiche Ersatzkonzept für die Reisenden funktioniert. „Gemeinsam mit unseren regionalen Partnern werten wir die letzten Wochen nun noch einmal genau aus, um das Angebot für unsere Fahrgäste in Zukunft weiter zu verbessern“, so die Sprecherin weiter.
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Während der Sperrung auf der Main-Neckar-Bahn waren unter anderem 87 Busse als Ersatzverkehr unterwegs, in Summe habe es für die Fahrgäste 500 Busfahrten pro Tag gegeben. Pro Bahn erklärt auf Nachfrage, zum Bus-Ersatzverkehr habe man keine Beschwerden erhalten.
Ziel der Instandhaltungsarbeiten war es, die rund 92 Kilometer lange Main-Neckar-Bahn-Strecke fit zu machen für den Sommer: Ab Mitte Juli wird sie nämlich als Ausweichstrecke gebraucht, weil die Riedbahn dann generalsaniert und dafür komplett gesperrt wird.
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