Steuererklärung

Finanzämter im Tempo-Vergleich: Bensheim top, Mannheim flop

Wie lange dauert der Steuerbescheid? Während Bensheim das Ranking der Steuerbehörden in Deutschland anführt, kämpft Mannheim noch. Ein Blick auf die Bearbeitungszeiten der Finanzbeamten in der Region Rhein-Neckar.

Von 
Walter Serif
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Ein Schild weist auf eines der 530 Finanzämter in Deutschland. Die Steuerbehörden im Südwesten kommen im Ländervergleich auf den fünften Platz. © Bernd Wüstneck/dpa

Mannheim/Bensheim. Zeit ist Geld - das gilt natürlich auch für die Steuererklärung. Je schneller man sie ausfüllt, desto früher winkt eine Nachzahlung. Oder doch nicht? Das Onlineportal Smartsteuer.de verweist in seinem aktuellen Report darauf, dass die Wahl des Abgabezeitpunkts bundesweit einen großen Einfluss auf die Bearbeitungszeit habe. Wer die Steuererklärung schon im Januar abgibt, muss demnach 68 Tage auf den Bescheid warten. Bei einem Termin im Juni oder August geht es angeblich 20 Tage schneller. Smartsteuer.de beruft sich dabei auf die Auswertung der Steuererklärungen, die über das Tool liefen.

Steuerbehörden brauchten 2024 insgesamt weniger Zeit

Wie lange müssen die Deutschen aber auf ihre Steuerbescheide warten? Welche Finanzämter in der Region sind blitzschnell und welche brauchen besonders lange? Bensheim ganz vorn und Mannheim ziemlich hinten - so lässt sich das Geschwindigkeitsranking des Onlineportals Lohnsteuer-kompakt.de mit Blick auf die Finanzämter in der Region zusammenfassen. Im bundesweiten Vergleich schaffte es Bensheim (Außenstelle Fürth) 2024 auf den ersten Platz. Ein Riesensprung, denn 2023 rangierte die Finanzbehörde noch auf dem 159. Platz. Der Grund: Die durchschnittliche Bearbeitungszeit für einen Steuerbescheid sank von 50,2 auf 23,8 Tage - also um mehr als die Hälfte. Auch das zweite Finanzamt an der hessischen Bergstraße war fleißig: Dort verkürzten die Steuerexperten den Aufwand von 49,2 auf 34,8 Tage und kletterten von Rang 141 auf den 20. Platz.

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Solche großen Sprünge konnten die zwei Finanzämter in der Quadratestadt nicht machen, sie haben sich aber nach oben gearbeitet und schneiden nicht mehr ganz so schlecht wie 2023 ab. Mannheim-Neckarstadt kletterte von Platz 497 auf Rang 446, die Bearbeitungszeit verkürzte sich von 91,8 auf 62,8 Tage, liegt damit aber noch immer knapp zwölf Tage über dem Bundesdurchschnitt. Die Kolleginnen und Kollegen in Mannheim-Stadt brauchten 58,4 Tage (69,8) und verbessern sich von Platz 431 auf 404.

Stephanie Martin, die Chefin des Finanzamts Mannheim-Neckarstadt, wollte sich auf Anfrage nicht zu dem aktuellen Ranking äußern und verwies auf ihre früheren kritischen Aussagen zum Geschwindigkeitscheck. Martin monierte vor allem die nach ihrer Einschätzung zu schmale Datenbasis. In der Tat fließen in die Berechnung des Steuerportals nur die anonymisierten Steuererklärungen ein, die in den vergangenen fünf Jahren über Lohnsteuer-kompakt.de erstellt wurden.

 "Wir betreiben da kein Hokuspokus“

Schon ab 50 Steuererklärungen taucht deshalb ein Finanzamt in dem Ranking auf. 502 der 530 Steuerbehörden schafften diese Hürde. Sind die Zahlen aber wirklich aussagekräftig? Nach Angaben des Portals wurden in den vergangenen fünf Jahren eine Million Steuererklärungen über das Portal verschickt, allein 400 000 im vergangenen Jahr. „Unser Ranking hat also schon eine Aussagekraft, wir betreiben da kein Hokuspokus“, sagt Geschäftsführer Felix Bodeewes. Wie viele davon beim Finanzamt Mannheim-Neckarstadt landeten, wollte er nicht verraten, auf Nachfrage nannte er aber eine Zahl im „mittleren vierstelligen Bereich“. Insgesamt muss das Personal in der Neckarstadt-West im Jahr rund 69 000 Fälle bearbeiten.

Die Bearbeitungszeiten der Finanzämter für die Steuererklärungen fällt völlig unterschiedlich aus. © Oliver Berg/dpa

Insgesamt ist die Bearbeitungszeit bundesweit gesunken. Demnach mussten die Steuerpflichtigen 2024 im Durchschnitt rund 51 Tage auf ihren Bescheid warten - im Vorjahr waren es 57. „Die deutliche Verbesserung der Bearbeitungszeiten ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Finanzämter 2024 nicht mehr durch die hohe Arbeitsbelastung der Grundsteuererklärung gebremst wurden“, sagt Bodeewes. Es gibt aber offensichtlich auch Ausreißer nach unten.

Neben den zwei Finanzämtern in Bensheim schneidet auch Neustadt mit dem 38. Platz gut ab und verbessert sich damit um 40 Ränge. Die Bearbeitungszeiten haben sich von 44,6 auf 37,3 Tage verkürzt. Schwetzingen und Weinheim rückten von den Positionen 349 und 315 auf die Plätze 135 und 154 vor, weil sie für die Steuerbescheide nur noch 43,4 und 58,8 Tage statt 60,8 beziehungsweise 58,8 Tage brauchten.

Der Vollständigkeit halber noch die Ränge der anderen Finanzämter: Worms-Kirchheimbolanden fällt vom 83. auf den 234. Rang, weil die Bearbeitungszeit von 45,0 auf 48,3 Tage stieg. Heidelberg senkte die Bearbeitungszeit von 55,6 auf 48,8 Tage und klettert vom 257. auf den 243. Platz. Speyer-Germersheim fällt tief von Rang 55 auf 258, weil die Finanzbeamten dort 2024 49,7 Tage brauchten, im Jahr davor waren es „nur“ 43,0. Ludwigshafen sinkt im Ranking von Platz 276 auf 390, die Bearbeitungszeit verlängerte sich von 56,3 auf 57,5 Tage.

Baden-Württemberg im Ländervergleich auf Platz fünf

Unter den 16 Bundesländern belegen die Finanzämter in Baden-Württemberg den fünften Platz mit einer durchschnittlichen Bearbeitungsdauer von rund 45,5 Tagen. 2023 dauerte das mit 63,9 Tagen viel länger und reichte deshalb nur für den 14. Platz. Rheinland-Pfalz hat die Spitzenposition an Hamburg abgeben müssen, weil seine Finanzämter mit 49,4 Tagen fast genauso lange wie 2023 brauchten. Die Finanzämter in Hessen haben an Boden verloren und belegen nach Rang sieben jetzt nur noch den zwölften Platz, weil die Bearbeitungsdauer von 54,7 auf 55,2 Tage gestiegen ist.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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